Open Space U 25 Camp

26.07.06 - Vergangenes Wochenende trafen sich junge MS-Betroffene zum Kennenlernen und Aktivsein am Bodensee. Silke Wohlleben hat das Camp organisiert und erzählt, wie's war.

Am vorletzten Juli-Wochenende startete die AMSEL eine völlig neue Veranstaltungsart. Nämlich ein Camp für junge MS-Betroffene. Angesprochen waren Personen unter 25 Jahren und das Ziel des Camps war, diesen Leuten Kontakte zu Gleichaltrigen zu ermöglichen.

Für das Camp am Bodensee war der Campingplatz Gohren bestens geeignet, eigentlich auch so geeignet, dass umsitzende Rolli-Fahrer ebenfalls zurecht kommen können. Dort stehen fest installierte Tipis. Das heißt dann: ankommen und gleich einziehen (der sonst übliche zeitintensive Zeltauf- und -abbau entfällt).

Unsere erste Arbeit war, gemeinsam das Programm für das Wochenende zu planen. Die Methode Open Space ist eigentlich für Großgruppen gedacht. Da wir nur acht Leute waren, konnte die Methode natürlich nicht eins zu eins umgesetzt werden. Wir haben uns aber die besten Ideen des Open Space zu Nutze gemacht und das Konzept auf die Bedürfnisse der Kleingruppe „runtergebrochen“.

Im Open Space wird kein Programm vorgegeben, nur ein gewisser Rahmen. So hatten die TeilnehmerInnen die Möglichkeit, das was ihnen schon lange auf „den Nägeln brennt“, einzubringen und zu bearbeiten. In den meisten Fällen überschnitten sich die Themen – und so ergab es sich, dass drei Themenbereiche besprochen werden sollten:

• Was tut ihr für Eure Gesundheit? Gemeint waren unter anderem die Bereiche Medikamente, Nahrungsergänzung, Entspannung, Ernährung etc.

• Umgang mit der Krankheit nach außen? Dies bezog sich auf das „Outen“. Wem sag ich was wann wie? Sag´ ich´s dem Arbeitgeber (Kollegen) oder nicht?

• Umgang mit der Krankheit in der Partnerschaft. Aus Zeitmangel konnten wir das leider nicht mehr besprechen.

Da die Gruppe nicht nur die Themen sondern auch den Ort des Geschehen festlegte, war schnell klar, wo gearbeitet wurde: nämlich am Strand. So konnte zwischendurch immer mal „gelöscht“ werden. Kein Wunder, bei 34 Grad war das auch alle zwei Stunden nötig!

Als Schmankerl hatte die AMSEL noch zwei Experten im „stand by“ –Betrieb. Das heißt, ein Neurologe und ein Rechtsanwalt wurden vorab angefragt. Und mit den beiden war besprochen: „Vielleicht kommen Sie zum Einsatz, vielleicht auch nicht. Jedenfalls erfahren Sie am Samstag Abend, ob die Gruppe zu Ihrem Fachgebiet Fragen hat.“ Tolle Sache, dass sich die Experten auf dieses Experiment eingelassen hatten! Die Gruppe entschied sich für den Rechtsanwalt, da hier die meisten Fragen offen waren. Von ärztlicher Seite fanden sie sich ausreichend informiert.

Da die Gruppe, wie schon gesagt, den Ort festlegte, fand auch die Fragerunde mit Herrn Czech zu Rechtsfragen am Strand statt. Die individuelle Rechtsberatung wurde dann ins Wasser verlegt.

Nach so viel Wasser, Sonne und Informationen musste natürlich auch Eis gegessen werden, um wieder Kraft zu tanken – für die Abschlussrunde: alle Beteiligten waren sehr zufrieden und hatten viel Spaß. Viele Themen wurden angesprochen und auch ausführlich behandelt. Der Grillabend, die Cocktails an der Bar und das Fackel-Lagerfeuer haben das körperliche Glücksgefühl befördert.

Der Wunsch für die Zukunft ist, dass das Camp wieder stattfindet und dass sich die Altersgrenze im nächsten Camp einfach auf „Twens“ bezieht (also bis 30 Jahre).

Außerdem ist für den Herbst ein Treffen im AMSEL-Landesverband in Stuttgart geplant, an dem sich die Beteiligten vom Gesprächskreis beim Aktionstag und vom Camp an einem Samstag Nachmittag treffen. Alle unter 30 Jahre sind ebenfalls eingeladen. Der Termin wird noch bekannt gegeben.

Redaktion: AMSEL e.V., 01.09.2006