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Neue Möglichkeiten der Behandlung einer Augenentzündung (Uveitis) bei Patienten mit Multipler Sklerose

21.08.07 - Darüber berichtet Dr. med Friederike Mackensen vom Uveitiszentrums Heidelberg in der Together-Ausgabe 03/07.

Viele haben es schon erlebt: plötzlich ein grauer Schatten vor dem Auge, Rot ist nicht mehr richtig rot und das Auge schmerzt bei Bewegung. Eine Entzündung des Sehnerven, manchmal überhaupt das erste Zeichen, dass eine Multiple Sklerose (MS) anfängt. Eine MS kann das Auge aber auf verschiedene Art und Weise mit befallen (s. Abbildung 1).

Auch wenn Augenbewegungsstörungen und die Sehnervenentzündung (Retrobulbärneuritis) die bekanntesten und häufigsten Augenbeteiligungen bei der MS sind, kann es bei einem Viertel der MS Patienten zu einer Entzündung des Augeninneren (Uveitis) kommen.

In der Sprechstunde des Uveitiszentrums Heidelberg betreuen wir auch Patientinnen und Patienten mit MS, die eine Uveitis haben. Diese Entzündung äußert sich für die Patienten meist mit einer schleichenden Verschlechterung des Sehens begleitet von Flusen- oder Mückensehen (mouches volantes).

Häufig sind beide Augen betroffen. Der Augenarzt sieht dann Zellen im Glaskörper in der Tiefe des Auges mit zusammengeballten Entzündungszellen (Glaskörperentzündung mit "snowballs" und "snowbank", s. Abbildung 2).

Man nennt dies eine intermediäre Uveitis. Der Augenarzt kann außerdem entzündliche Ablagerungen vor der Augenlinse erkennen. Einige Patienten klagen auch über verzerrtes Sehen, Linien sind nicht mehr gerade oder die Buchstaben springen beim Lesen nach oben und unten. Eines der wesentlichen Probleme für die Sehkraft ist hier eine Flüssigkeitseinlagerung in die Netzhaut an der Stelle des schärfsten Sehens (Makulaödem), welches als Folge einer Uveitis auftreten kann. In Abbildung 3 sieht man eine Darstellung dieses Ödems mittels einer Farbstoffaufnahme, der Fluoreszenzangiographie.

Der Farbstoff wird in die Vene gespritzt und färbt nach kurzer Zeit die Gefäße in der Netzhaut an. Liegen hier undichte Stellen vor und tritt Flüssigkeit in die Netzhaut aus, können wir dies in der Aufnahme sehen, es zeigt sich eine blütenähnliche helle Stelle im Bereich des schärfsten Sehens.

Behandlung der Uveitis bei MS

Am Uveitiszentrum Heidelberg betreuen wir viele Patienten, deren einzige Aktivität der MS sich am Auge äußert, so dass die Therapie auch rein vom Auge bzw. dem Augenarzt (Uveitisspezialist) bestimmt wird. Um die Entzündung im Glaskörper und / oder das Makulaödem zu behandeln sind entzündungshemmende Augentropfen allein nicht ausreichend, da sie nicht tief genug in das Auge eindringen.

Durch die schnelle Wirksamkeit bieten sich in der Akutbehandlung eine Kortisontherapie an. Für das Makulaödem kann auch eine entwässernde Therapie mit Acetazolamid oder eine Kortisonspritze neben oder in das Auge hilfreich sein. Bei den meisten Patienten ist jedoch eine langfristige Therapie erforderlich, weshalb verschiedene immunsuppressive Medikamente, unter anderem Methotrexat, eingesetzt werden. In einer Pilotstudie konnten wir erste Ergebnisse für die Wirksamkeit von Interferon-beta bei der Behandlung der MS-assoziierten Uveitis insbesondere beim Makulaödem zeigen.

Um diesen Hinweis wissenschaftlich zu untermauern, führen wir seit März 2006 eine kontrollierte Studie durch. Unsere bisherigen Erfahrungen zeigen, dass die Uveitis bei MS mit Therapie einen sehr guten Verlauf nimmt. Das heißt: behandelt braucht der Patient nicht zu befürchten zu erblinden, oder auch nur Seheinbußen zu erleiden. Die rechtzeitige Behandlung ist hierfür jedoch entscheidend, da z. B. ein lang bestehendes Makulaödem zu bleibenden Schäden der Netzhaut und damit der Sehfähigkeit führen kann.

TEAM-Studie (Treatment of ED-associated Macula edema)

In der TEAM-Studie untersuchen wir die Wirksamkeit und Verträglichkeit von Interferon beta bei entweder mit MS assoziierter Uveitis oder Uveitis ohne erkennbare Systemerkrankung.

Wir vergleichen mit der Standardtherapie für Uveitis (Methotrexat). Somit gibt es in der Studie zwei Behandlungsgruppen. Eine Gruppe wird mit Interferon beta behandelt, die andere Gruppe erhält Methotrexat. Die Zuordnung zu einer der beiden Behandlungsgruppen erfolgt nach dem Zufallsprinzip, d.h. einem Verteilungsschema, das vor Beginn der Studie festgelegt wurde (Randomisierung). Wirkt das Medikament nicht, kann nach drei Monaten in die jeweils andere Behandlungsgruppe gewechselt werden. Die ersten Ergebnisse sind sehr ermutigend, die Studie soll noch bis Mitte 2008 fortgesetzt werden. Wenn Sie Uveitispatient sind, oder als Arzt/Ärztin Patienten mit einer Uveitis betreuen, die unter einem Makulaödem bei intermediärer Uveitis (z.B. im Rahmen einer MS) leiden, würden wir uns über Kontaktaufnahme, bzw. Zuweisung freuen.

Kontakt:
Prof. Dr. M. Becker, Dr. F. Mackensen, Tel.: 06221-5638558,

Dr. Friederike Mackensen

 

Redaktion: AMSEL e.V., 21.08.2007