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Multiple Sklerose behandeln – medikamentös und sportiv?

152 Teilnehmer, Jung und Alt, leichter und schwerer Betroffene, kamen in die Harmonie nach Heilbronn, um dieser Frage nachzugehen.

Die rege Teilnahme am AMSEL-Fachvortrag ist ein deutlicher Beleg für das zunehmende Interesse am Thema körperliche Aktivität mit und trotz Multipler Sklerose.

Medikamente und Sport bei Multipler Sklerose

Zwei Mitglieder des Ärztlichen Beirats der AMSEL, beide erfahrene Neurologen, gaben einen Überblick über verschiedene medizinische Behandlungsmöglichkeiten der Multiplen Sklerose sowie Aspekte sportlicher Aktivität für MS-Kranke.

Professor Mäurer erklärte den Zuhörern am Fallbeispiel Susanne praktisch, was zu einer modernen Diagnostik der Multiplen Sklerose dazugehört, was unter der räumlichen und zeitlichen Dissemination zu verstehen ist (ganz einfach: Streung, also Herde an verschiedenen Orten im Gehirn, die im Lauf der Zeit zunehmen) und dass die "McDonald-Kriterien" nichts mit "Big Mac" und "Pommes" zu tun haben. Darüber hinaus sprach er über den aktuellen Stand der medikamentösen Therapie.

Positive Auswirkung körperlicher Aktivität

Zum Schluss seiner Ausführungen informierte der Chefarzt des Caritas-Krankenhaus Bad Mergentheim über die Auswirkungen spotlicher Aktivität. Bis vor Kurzem noch wurde MS-Kranken von jeglicher Bewegung abgeraten. Heute wisse man, dass die positiven Aspekte von Sport deutlich mehr aufwögen als mögliche Unfall- und Verletzungsrisiken, die vorwiegend beim Leistungstraining aufträten. Mäurer stellte klar:

  • In keiner einzigen Studie wurde durch Training der Krankheitsverlauf von MS-Erkrankten negativ beeinflusst!
  • Symptome treten bei 40% der Patienten nach dem Sport auf, diese bilden sich jedoch in 85% der Fälle innerhalb von 30–60 Minuten wieder zurück.
  • Verschlechterungen der Multiplen Sklerose liegen am eigentlichen Krankheitsverlauf, nicht an der körperlichen Anstrengung.

Der ehemalige Ärztliche Direktor der Neurologischen Klinik des Bürgerhospitals im Klinikum Stuttgart Professor Wiethölter klärte die Zuhörer am Nachmittag über symptomatische Therapieformen auf. Er ging auf die vielen Symptome der Erkrankung ein und erklärte z. B. wann eine Baclofenpumpe indiziert ist und für welche Patientengruppe Cannabisprodukte sinnvoll sind. Er schilderte, wie das Uhthoffphänomen zustande kommt und dass zum Beispiel auch eine Kühlweste zur Linderung der Fatigue (überhöhte Erschöpfbarkeit) beitragen kann.

Sport trotz Uhthoff und Fatigue

Prof. Wiethölter wies aber auch darauf hin, dass weder das Uhthoff-Phänomen oder die Fatigue sportlicher Betätigung entgegen stünden. Im Gegenteil. Nachweislich verbessere sportliche Aktivität die Funktion des Bewegungsapparates sowie die soziale Integration und wirke sich positiv auf das Wohlbefinden, die Lebensqualität und Krankheitssymptome aus.

Es gebe jedoch keine allgemeingültige Empfehlung, die für alle MS-Erkrankten gelte. Vielmehr sollten in die Entscheidung die allgemeinen Empfehlungen für körperliche Aktivität und krankheitsspezifische Besonderheiten (mögliche Einschränkungen durch Symptome) einfließen. Bestehen keine Symptome, so die Mitglieder des Ärztlichen Beirat der AMSEL, können MS-Erkrankte jede Sportart ausüben.

Ein Dank geht an die AOK, die AMSEL e.V. bei bei der Durchführung der Veranstaltung finanziell unterstützt hat.

Redaktion: AMSEL e.V., 02.10.2012