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MSIF Profil des Monats: Oktober 2008

20.10.2008 - "Ich war sehr ehrgeizig und hatte so viele Träume und Hoffnungen für mein Geschäft, meine Kinder und mein Leben", sagt Kürsat Korkut über sich selbst vor der Diagnose.

 
 
MSIF Profil des monats: oktober 2008
 
 

Name: Kürsat Korkut
Alter: 39
Land: Türkei
Art der MS: schubförmig
Jahr der Diagnose: 2002

Ich wurde am 22. Mai 1969 in Istanbul, Türkei, geboren. Nach Abschluss des Kadiköy College studierte ich Fremdenverkehrswirtschaft an der Marmara Universität.
1989 begann ich, als Verkaufsförderungsexperte bei Nestle zu arbeiten, beschloss dann aber 1992, mich gemeinsam mit einigen Studienkollegen selbständig zu machen.

In meiner Freizeit sang ich im polyphonischen Jugendchor und machte ein Radioprogramm über unsere Aufführungen.
1992 zogen meine Freundin und ich in unser eigenes Haus und ein Jahr darauf heirateten wir. 1998 bekamen wir unsere Zwillinge, sie heißen Ogetay und Batuhan und besuchen derzeit die Grundschule.

In dieser Zeit arbeitete ich sehr viel. Meine Partner und ich erweiterten unser Geschäft um zwei weitere Gesellschaften im Bereich Tourismus, Event Management und anderen Vermarktungsaktivitäten. Ich war Leiter der Fremdenverkehrsagentur und der Event Management Gesellschaft und verantwortlich für die organisatorischen und logistischen Abläufe. Da ich mich um die Bedürfnisse meiner Klienten kümmern musste, war ich selten daheim und verbrachte viel Zeit unterwegs in verschiedenen Städten und Ländern. Ich war sehr ehrgeizig und hatte so viele Träume und Hoffnungen für mein Geschäft, meine Kinder und mein Leben.

Dann bekam ich öfters Schwindelanfälle, war erschöpft und konnte manchmal nur undeutlich sprechen. Ich suchte meinen Arzt auf, der mich zu einer MRT schickte. Meine endgültige MS-Diagnose 2002 führte dazu, dass ich meine Geschäftspartner verließ und aufhörte zu arbeiten. Ich wurde auch geschieden. All das geschah innerhalb von drei Monaten.

Ich wusste nichts über MS, und ich bekam die ersten sechs oder sieben Monate nach meiner Diagnose auch keinerlei Behandlung. Es wurde schwierig, auch kurze Distanzen zu bewältigen, und ich wurde immer öfter schwindlig und fühlte mich erschöpft. Meine Gesundheit verschlechterte sich spürbar, also suchte ich wieder meinen Arzt auf, der mir den besten MS-Spezialisten in Istanbul empfahl.

Sechs Monate nach meiner ersten MRT wurde bei mir eine Lumbalpunktion sowie eine zweite MRT und andere klinische Untersuchungen vorgenommen, und ich erfuhr, dass meine MS im schubförmigen Stadium sei, sich aber bald in die sekundär progressive Form entwickeln würde. Nach einer drei- oder viermonatigen Einnahme von Cortison-Tabletten begann ich mit Betaferon-Injektionen.

Während der ersten Jahre nach der Diagnose verließ ich mein Haus nicht. Da meine Eltern verstorben waren, konnte ich nur mit meinem Bruder und ein paar engen Freunden über meine Krankheit sprechen, und allmählich wurde mir bewusst, dass ich kämpfen musste.

Das kam, als ich 2007 den Nationalen MS-Tag der türkischen MS-Gesellschaft besuchte. Ich traf Mitglieder und begann in der Folge an den monatlichen Treffen der Gesellschaft für MS-Betroffene und deren Familien teilzunehmen. Sie wurden von einem Neurologen abgehalten, der vom Vorstand der Gesellschaft eingeladen worden war. 2007 begann ich auch wieder zu singen und schloss mich drei Chören an: dem Istanbuler Europäischen Chor, dem Warada Chor und dem Chor der MS-Gesellschaft.

Ich wirkte bei zwei Konzerten des Istanbuler Europäischen Chors mit, einem großen Chor mit ungefähr 100 Mitgliedern und dem Schwerpunkt auf klassischer Musik wie Carl Orff’s Carmina Burana und Puccini’s Messa. Der Warada Chor besteht aus 15 Mitgliedern und singt traditionelle tscherkessische (abchasische) Musik und der kleine Chor der MS-Gesellschaft bietet bei deren Veranstaltungen türkische Musik. Trotz meiner Fatigue genieße ich die Proben und Konzerte und das Singen macht mir große Freude.

Ich glaube daran, dass wir die MS besiegen werden und möchte euch ermutigen, euer Leben zu leben und die MS nicht die Oberhand gewinnen zu lassen.

 
MSIF und AMSEL bedanken sich bei Margot Sepke für die Übersetzung dieses Profil des Monats.
 

Redaktion: AMSEL e.V., 17.11.2008