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MSIF - Profil des Monats: November 2007

07.11.07 - Just in dem Moment, als die Zukunft rosig erschien, brach die Diagnose MS in Ninfa Monarres Madrids Leben. Kämpfe, Turbulenzen und Rückschläge warteten auf sie. In einer Selbsthilfegruppe lernte die Mexikanerin, mit ihrem Schicksal umzugehen.

 

 
 
MSIF - Profil des Monats - november 2007
 
 
 
     
     

    Ninfa Monarres Madrid

    • Mexiko
    • 48 Jahre
    • Kinderbetreuerin
    • Diagnose 1999
    • Schubförmige MS

    Heute möchte ich Ihnen erzählen, was für ein Leben ich und meine – sehr große – Familie seit meiner Diagnose Multiple Sklerose führen: wir sind acht Schwestern und ein Bruder, meine Eltern und selbstverständlich meine eigene Familie, meine drei Kinder (zwei Mädchen und ein Junge) und zwei Enkelinnen.

    Mit 30 Jahren bekam ich meine jüngste Tochter (Flor Anahi), und wie es manchmal im Leben geschieht, wurde ich geschieden und begann für meine Kinder zu kämpfen. Die älteste Tochter heiratete, mein Sohn begann zu studieren und wohnte bei seinem Vater. Zu dieser Zeit war ich Kinderbetreuerin in einem Kinderheim. Ich liebte meine Arbeit und wurde zur Direktorin befördert, als ich unerwartet Besuch von der MS erhielt: einem Freund, den ich mit Menschen auf der ganzen Welt teile; allein in Mexiko gibt es 15.000 Menschen mit der Diagnose MS.

    Das Schlimme ist, dass MS derzeit nicht heilbar ist. Ich fragte mich: "Warum trifft es gerade mich? Warum wurde gerade ich ausgesucht? Warum gerade jetzt, wo meine Zukunft so rosig aussieht?" Sie können sich vorstellen, wie ich mich fühlte: die erfolgreiche, unternehmungslustige Ninfa, die dachte, dass niemand sie stoppen konnte, gab es mit einem Schlag nicht mehr.

    Von diesem Zeitpunkt an hat sich mein Leben verändert. Am Anfang war es für mich sehr schwierig, die MS zu akzeptieren. Meine Arbeitgeber erklärten mir, dass meine Arbeit mit den Kindern zu riskant und daher nicht mehr möglich sei. Ich hatte keine Kraft, meine Beine überreagierten und schmerzten sehr, meine Kopfschmerzen waren sehr stark, ich hatte Doppelbilder, meine Arme und Beine fühlten sich taub an und es war sehr schwierig für mich, nach dem Sitzen oder Liegen wieder aufzustehen. Meine Tochter, die gerade 9 Jahre alt war, sorgte für mich, bis meine älteste Tochter, die in den USA lebt, zu mir sagte: "Mutter, ziehe zu mir in die USA, zusammen werden wir es schaffen". Ich machte, was sie gesagt hatte, verkaufte mein Haus und zog zu ihr. Nach einem Monat in den USA wurde ich in ein Krankenhaus eingewiesen, da ich nicht mehr gehen konnte. Aufgrund dieses Ereignisses wurde ich depressiv. Es war sehr schwierig, dies zu akzeptieren und ich weinte die ganze Zeit. Ich wollte nicht mehr leben. Zweimal habe ich versucht, mir das Leben zu nehmen, aber es war nicht möglich, da ich ständig beobachtet wurde.

    In den USA habe ich meinen heutigen Ehemann getroffen; er ist auch krank (er hat Parkinson) und hat mich 10 Jahre lang unterstützt. Er ist ein guter Ehemann, der mich liebt und mich pflegt. Er findet mich großartig und er hat mir sehr viel geholfen. Er brachte mich auch dazu, nach Guadalajara zu ziehen. Der Grund ist das schöne, milde Klima. Hier ist es nie zu heiß oder zu kalt. Er brachte mich dazu, einen berühmten Arzt zu konsultieren, der sich intensiv mit MS beschäftigt.

    Als meine ältere Schwester (sie lebt auch in Guadalajara) einmal nachsehen wollte, wie ich lebe, konnte sie nicht glauben, dass ich MS habe. Daher passierte eines Tages, als meine Mutter zu Besuch kam, dass sie mich ohne weitere Fragen zu einem Arzt brachten, der dann die Diagnose bestätigte. Dort war es dann das erste Mal, dass ich etwas über die MS- Vereinigung in Jalisco – Multiple Sklerose Jalisco A.C. – erfuhr. Der Arzt erklärte, dass es mir sicherlich helfen würde, wenn ich mich dieser Gruppe anschließen würde. Ich würde viel hören über die verschiedenen Erfahrungen der Betroffenen, die in der gleichen Situation waren wie ich, und es würde mir sicherlich helfen, die MS anzunehmen. Zu diesem Zeitpunkt gab es nur 25 Teilnehmer in dieser Selbsthilfegruppe. Ich habe mich dieser Selbsthilfegruppe angeschlossen und bin noch immer dabei. Aber dies ist noch nicht alles! Ich bin jetzt die Vorsitzende und wir haben momentan 250 Mitglieder. Ich vertrete auch die Mexikanische MS-Gesellschaft (EMMEX), die 29 Gesellschaften aus ganz Mexiko vereint. Ich bin auch Geschäftsführerin der Lateinamerikanischen MS-Gesellschaft (ULASEM).

    Neben vielen anderen Dingen kämpfe ich ständig um eine Verbesserung der Lebensqualität für die MS-Betroffenen. Ich baue gerade hier in Jalisco ein Rehabilitationszentrum. Mein Ziel ist es, quer durch Mexiko Einrichtungen für MS-Betroffene zu bauen.

    Ich bin jetzt in einer Phase des Lebens, wo ich sehr glücklich bin und die MS meine unzertrennliche Schwester geworden ist. Es gibt Zeiten, wo wir kämpfen, weil ich einen Rückschlag erlitten habe. Es gibt aber auch Zeiten, wo ich ihr danke, dass sie bei mir ist. Wenn die MS nicht wäre, hätte ich nicht so viele Menschen getroffen, die viel über die MS wissen, die Folgen kennen und uns lehren, mit MS zu leben. Deshalb bin ich auch glücklich mit dem, was ich tue. Deshalb motiviere ich mich täglich, um nicht in das alte Schema zurückzufallen und meine Ziele weiter zu verfolgen. Ab und zu trinke ich auch einmal einen Tequila (einen Schnaps, der in Jalisco erzeugt wird) mit meinen Freunden. Der Arzt meinte, es würde mir nicht schaden, es ist ja ein natürliches Getränk. Aber selbstverständlich mit Maß und Ziel.

    Wenn Sie nach Mexico kommen, fragen Sie nach unserer Gesellschaft und Sie werden mich dort finden.

    Die besten Wünsche an alle.

     
    Übersetzt von: Günter Lampert
     

    Quelle: MSIF, 01.11.07

    Redaktion: AMSEL e.V., 08.11.2007