Ahmed darwish |
Name: Ahmed Darwish
Land: Ägypten
Alter: 47
Typ der MS: Sekundär progredient
Jahr der Diagnose: 1992
Es war 1987, ich studierte gerade Mathematik und Informatik an der Universität in New York, USA als ich das erste Mal ein Taubheitsgefühl und ein Kribbeln in meinem Kopf spürte. Da ich neben meinem Studium noch arbeitete, dachte ich, diese Symptome seien das Resultat einer Überarbeitung, weshalb ich keinen Arzt aufsuchte.
Bis 1990 ging alles gut und ich fand Arbeit als Computerprogrammierer bei einer Werbefirma. Aber eines Tages wachte ich auf und entdeckte, dass ich keine Empfindungen vom Bauch abwärts hatte. Diesmal konsultierte ich einen Arzt. Er sagte zu mir: "Das schaut nach dem Beginn einer MS aus", aber wegen meiner Nationalität bezweifelte er es. Er meinte, um sicher sein zu können, bedürfe es eines weiteren Schubes.
Der zweite Schub kam 1992, ich lebte damals in Kairo, Ägypten. Mein Bauch fühlte sich taub an und ich hatte Probleme mit meinem Gleichgewicht, ich hatte Doppelbilder und konnte meine linke Hand nicht benützen, meine Füße waren schwer und ich konnte nicht gehen. Damals war ich gerade 30 Jahre alt, als sich die Diagnose MS bestätigte.
Die ersten Monate nach der Diagnose waren sehr schwer, weil ich meine Zukunft verloren glaubte und nicht wusste, wie ich finanziell zurechtkommen sollte. Ich versuchte alles über die Krankheit herauszufinden und durchlief die verschiedensten emotionalen Phasen inklusive Depressionen, Verleugnung und Schuld. Nach dieser Anfangsphase beschloss ich kein Opfer dieser Krankheit mehr zu sein, sondern ihr Überlebender!
Meine Mutter hatte MS und plötzlich verstand ich, wie schwer es für sie gewesen sein musste, zusätzlich fünf Kinder zu betreuen und den Haushalt zu führen. Meine Diagnose stärkte unsere Verbindung, da sie meine Situation sehr gut verstand.
Ich lernte, dass ich mich meinem Leben anders nähern musste und für mich Sorge zu tragen hatte. Ich fand heraus, dass man mit MS leben kann, aber es ist notwendig sich die Zeit anders einzuteilen. Es ist wichtig, Prioritäten zu setzen und herauszufinden, was bedeutend ist. Ich musste meine Berufslaufbahn meiner Krankheit anpassen. Früher war ich ein Computerberater und jetzt bin ich ein Personal Investor (ich investiere in die Aktienbörse und in den Immobilienmarkt).
Andere Menschen mit MS zu treffen, vor allem durch die ägyptische MS-Gesellschaft, deren Aufbau ich unterstützte, war mir eine große Hilfe. Wir hören einander zu und unterstützen einander. Seit 2003 brauche ich einen Rollstuhl. Ich bin froh sagen zu können, dass mich das weder von der regelmäßigen Teilnahme an MS- Treffen, noch von meiner Absicht anderen MS- Betroffenen zu helfen, noch vom Reisen abhalten konnte.
Es gibt ein Zitat von Gandhi, das mich inspiriert: "Lebe, als würdest du morgen sterben. Lerne, als würdest du ewig leben." Ich habe diesen Spruch immer in meinem Kopf und versuche danach zu leben. Ich glaube, dass ich wegen der MS für jeden einzelnen Tag dankbar bin. Ohne MS wäre ich nie diesen Schritt zurückgegangen, der mir ermöglichte, die Welt mit anderen Augen zu sehen.
MSIF und AMSEL danken Mag. Nicole Murlasits von der Multiple Sklerose Gesellschaft Österreich für die Übersetzung. |
Quelle: MSIF, März 2009
Redaktion: AMSEL e.V., 11.03.2009