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MSIF Profil des Monats: Juni 2009

25.06.09 - Lori Schneider aus den USA lebt nach der Diagnose intensiv ihren Traum und hat die Welt-MS-Fahne auf den Mount Everest getragen.

 
 
lori schneider
 
 

Land: USA
Alter: 52
Art der MS: rasch fortschreitend
Jahr der Diagnose: 1999

"Es war ein unglaubliches Gefühl, Schritt um Schritt auf diesen Berg zu steigen mit der Welt-MS-Tag-Fahne in meinem Rucksack. Jeder Schritt war schwer und ich musste mich ständig sehr konzentrieren, und ich musste mich wirklich selbst überzeugen, weiterzugehen. Es gab mir ein völlig neues Gefühl für Menschen mit MS, für die es schon eine enorme Anstrengung sein kann, durch ein Zimmer zu gehen. Meine Mühe am Berg war nur von kurzer Dauer, aber ich begriff, dass einige MS-Betroffene diese Schwierigkeit bei jedem Schritt haben, den sie machen. Ich möchte sie ermutigen, nicht die Hoffnung aufzugeben und ihre Träume weiter zu verfolgen."

Im Jahr 1999 wurde mir, einer dreiundvierzigjährigen Lehrerin, Reisenden, Abenteurerin und Sportlerin gesagt "bereiten Sie sich vor, Sie haben eine rapid fortschreitende multiple Sklerose (MS), und Sie werden wahrscheinlich sehr bald im Rollstuhl sein". Dieser kurze Satz drohte, alle meine Träume zu zerstören – Reisen, Bergsteigen, Skifahren, Laufen, Kajakfahren – alles, was ich so gern tat.

Ich bekam die Diagnose, nachdem über Nacht mein halber Körper gefühllos geworden war. Es fühlte sich ähnlich an wie die vorübergehende Taubheit in meinen Händen, Füßen und Lippen, die ich nach meiner Ersteigung des Kilimandscharo 1993 gespürt hatte, aber es wurde ständig schlechter. Nach mehreren Lumbalpunktionen und Krebstests wurde die Diagnose MS bestätigt. Ich verließ mein Leben, das ich 20 Jahre in Steamboat Springs, Colorado, USA , geführt hatte, und beschloss, so viel wie möglich von dem zu tun, was ich gern tat, so lange es mir möglich war. Ich trainierte weiter und binnen einen Jahres hatte ich den Aconcagua bestiegen, den höchsten Berg Amerikas und den höchsten Berg außerhalb Asiens. Berge zu bezwingen half mir, meine Zukunftsangst zu besiegen, und meine MS-Symptome legten sich. Seit meiner Diagnose habe ich sechs der "sieben Gipfel" (den höchsten Berg von jedem Kontinent) bestiegen, auch anderweitig trainiert und Besteigungen für Benefiz- und Fundraising-Zwecke gemacht. Derzeit versuche ich, den Mount Everest zu erreichen. Außerdem habe ich Marathonläufe in Duluth und Chicago sowie einen Halbmarathon auf der Chinesischen Mauer absolviert.

Ich führe jetzt ein aktives Leben in Bayfield, Wisconsin, USA. Ich halte Vorträge und mache Präsentationen über Bergsteigen und Klettern in den Bergen meines Lebens. Ich biete neu diagnostizierten Menschen mit MS, die von Ärzten an mich verwiesen werden, Unterstützung an. Nach meiner Besteigung des Everest hoffe ich, anderen MS-Betroffenen zu helfen, indem ich ihnen Abenteuer und Bergsteiger-Erlebnisse vom Kilimandscharo und anderen Orten liefere. Zu Beginn empfand ich die MS-Diagnose als vernichtend. Jetzt sehe ich, dass sie meinem Leben einen positiven Anstoß gab und mich dazu brachte, meine Träume zu leben. Meine Aufgabe ist es, anderen in der gleichen Situation Hoffnung zu geben.
Ich bin sehr froh, Teil des ersten Welt-MS-Tags am 27. Mai 2009 zu sein, ziemlich genau zu diesem Zeitpunkt will ich den Mount Everest erstiegen haben. Ich habe die Welt-MS-Tag-Fahne in meinem Rucksack bergauf und bergab getragen, seit ich auf einem Yak von Kathmandu angekommen bin, und ich werde sie auch auf den Gipfel mitnehmen. Ich ersteige diesen Berg für uns alle, die MS haben, und alle, die daran erinnert werden müssen, dass man seine Träume leben muss. Mit dieser Besteigung beweise ich, dass Menschen mit MS oder mit ähnlichen Krankheiten immer noch ihren physischen Körper kontrollieren können. Bergsteigen ist ähnlich wie MS zu haben, man konzentriert sich darauf, einen Schritt nach dem anderen zu machen, und gratuliert sich selbst zu jedem Schritt.

Ich wünsche mir, dass durch den Welt-MS-Tag das Bewusstsein über die Zahl der Menschen mit MS weltweit zunimmt. Ich möchte die hoffnungsvolle Botschaft übermitteln, dass eine MS-Diagnose weder bedeutet, dass dein Leben vorbei ist, noch dass sie etwas darüber aussagt, wer du bist. Menschen mit MS und ihre Familien und Freunde auf der ganzen Welt müssen an sich selbst glauben und ihre Träume leben. Krankheit kommt oft in dein Leben, um dich aus dem täglichen Trott zu reißen und dich auf einen höheren Sinn auszurichten; das ist der Zeitpunkt, an dem du beginnst, gesund zu werden.

 

 
MSIF und AMSEL danken Margot Sepke für die Übersetzung.
 

Quelle: MSIF, Juni 2009

Redaktion: AMSEL e.V., 25.06.2009