Spenden und Helfen

MSIF Profil des Monats: August 2008

04.08.08 - Mit 34 Jahren wurde Jim Wolfgang MS-krank. Nach fortlaufender Verschlechterung seines Zustands beschloss er, "soviel als möglich" mit seiner Zeit anzufangen, ungeachtet seiner Einschränkungen. Dies tut der mittlerweile 75-jährige Kanadier bis heute und setzt sich engagiert für MS-Betroffene ein.

 
 
MSIF Profil des Monats: August 2008
 
 

Name: Jim Wolfgang
Alter: 75
Land: Kanada
Beruf: pensionierter Gewerkschaftsfunktionär
Art der MS: primär progredient
Jahr der Diagnose: 1976

Ich war 34 Jahre alt, als ich meinen ersten Schub der MS hatte, es war im Jahre 1966. Zehn lange, frustrierende Jahre später, als meine Symptome der MS offensichtlicher wurden, schickte mich mein Hausarzt zu einem Neurologen. Es gab keinen MRI, so stellte der Neurologe nach einigen erfolglosen Tests, einer CT Untersuchung, einer Lumbal Punktion und zum Schluss einem Milogram* fest, dass ich MS habe.

Meine Funktion als Funktionär bei einer großen Gewerkschaft für Elektrizität war mein Leben. Es war herausfordernd und lohnend. Ich reiste sehr viel durch Kanada und den USA. Durch meine Tätigkeit kam ich mit sehr vielen unterschiedlichen Leuten zusammen und das Ergebnis war, dass ich einen sehr großen Freundeskreis hatte. Jeder Arbeitstag war aufregend. 1985 zwang mich die fortlaufende Verschlechterung der MS meine Anstellung aufzugeben und die Behindertenpension zu beantragen. Tief in meinem Herzen war ich zerstört; aber ich beschloss, soviel als möglich mit meiner Zeit etwas anzufangen, ungeachtet meiner neuen Einschränkungen.

Obwohl die MS eine ganztägige Anstellung nicht zuließ, setzte ich meine Tätigkeit als Gremiumsmitglied beim Arbeitsmarktservice fort, und saß bei den Schlichtungsstellen für die Bundes- und Landesregierung auf Basis Teilzeit. Ich bin ein unabhängiger Schiedsrichter für die British Columbia Baugewerbe Industrie und halte auch Sprechtage in rechtlicher Hinsicht ab.

Neun Jahre lang war ich auf Vertragsbasis Richter am Arbeitsgericht von Britisch Columbia. Ich war Mitglied des anfänglichen Vorstandes des NAV Canada, einer privaten Gesellschaft, die das Luftnavigationssystem in Kanada von der Bundesregierung übernahm. Ich war auch in beratender Funktion beim Nanaimo Regional-Krankenhaus tätig. Gegenwärtig bin ich Mitglied beim örtlichen Pfarrgemeinderat.

Drei Jahre nach dem Schock über die frühzeitige Pensionierung und wegen der Änderung der 1967 in Kanada eingeführten Einkommenssteuer durch das Finanzministerium Kanadas, wurde festgestellt, dass ich nicht berechtigt bin, für meine Behinderung eine Steuerbefreiung zu erhalten. Sie behaupteten, dass ich mich von der MS immer erholt hätte und die Behinderungen erst später aufgetreten sein sollen, daher entspricht mein Verlauf nicht dem Standard für eine Steuerbefreiung. Das Finanzministerium Kanadas versuchte, von mir CAN$ 70.000,-- an Steuern und Strafen einzufordern. Ich gewann schließlich nach einem kostspieligen fünfjährigen Kampf den Prozess.

Im folgenden Jahr versuchte die kanadische Pensionskasse die Behindertenpension für die letzten neun Jahre zurückzufordern, denn sie behaupteten, dass ich dem Standard für die "totale und bleibende Behinderung" nicht entsprach. Dies nahm weitere sechs Jahre in Anspruch, bis ich meinen Fall vor der Pensions-Berufungsinstanz gewann. In Kanada ist es beinahe unmöglich, die Gerichtskosten vom Staat einzufordern. Diese Siege haben daher riesige Kosten verursacht und überflüssig zu sagen, es war auch ein großer physischer und psychischer Stress. All dies forderte seinen Tribut; meine Gesundheit war angegriffen und es raubte mir zwölf Jahre Lebensqualität.

1983 wurde ich von der MS Gesellschaft von Kanada als Freiwilliger für das Organisieren von Spendenaktionen aufgenommen und ging 1986 zur Britisch Columbia Landesgruppe. Während meine fünfundzwanzigjährigen Verbindung mit der MS Gesellschaft hatte ich die Gelegenheit auf vielen Gebieten und in vielen Positionen der Gesellschaft aktiv zu sein, einschließlich als Ombudsmann und als leitender Direktor. Ich wurde 1991 zum Vorsitzenden von Britisch Columbia gewählt und während meiner Zeit als Vorsitzender war die MS Gesellschaft Kanada Gastgeber der MSIF- (zu diesem Zeitpunkt hieß sie noch IFMSS) Konferenz in Vancouver. Ich blieb Vorsitzender bis 2004. Ich wurde 1990 Mitglied der nationalen MS Gesellschaft und sitze auch im Ausschuss der MS Gesellschaft von Britisch Columbia.

1992 besuchte ich meine erste MSIF Konferenz. Ich schloss mich Personen mit MS International (PwMSIC) 2001 an und bin noch immer aktiv tätig.

Die MS Gesellschaft von Kanada vertritt nach außen hin Leute mit MS und sieht es als ihre Aufgabe, diese Krankheit in das Bewusstsein der Kanadier zu bringen. Es hat viele positive Reaktionen gegenüber den MS Betroffenen gegeben; aber trotzdem, es ist noch ein weiter Weg zu gehen. Fragen, die immer wieder gestellt werden betreffen die Unterbringung, den Zugang zu diversen Einrichtungen, wie auch die Mobilität, den Zugang zu medizinische Behandlungen und die Fragen von Steuern und Steuerbefreiungen.

Wenn ich mein Leben so betrachte, glaube ich, dass es die Gnade Gottes ist, die mir den Mut und die Stärke gegeben hat, all diese Aktivitäten fortzusetzen.

Wir alle freuen uns auf den Tag, wenn niemand mehr die Diagnose MS zu hören bekommt.

*) Ein Milogramm oder ein Myelongramm benützt ein Kontrastmittel und die Röntgenstrahlen um Bilder von den Knochen und der Rückenmarkflüssigkeit zu machen. Der Farbstoff bewirkt, dass die Nervenwurzeln und die Flüssigkeit im Rückenmark deutlicher gesehen werden können.

 
 MSIF und AMSEL bedanken sich bei Herrn Günter Lampert von der Österreichischen MS Gesellschaft für die Übersetzung dieses Textes. 
 

Redaktion: AMSEL e.V., 04.08.2008