Spenden und Helfen

MSIF-Profil des Monats: April 2010

12.04.10 - Kurz vor ihrer Diagnose hatte Analia Pierini einen Film gesehen, in dem jemand mit Multiple Sklerose im Rollstuhl endet. Entsprechend groß war ihr Schock zu Beginn der eigenen Erkrankung.

 
 
Analia Pierini
 
 
 

Land: Italien (in Argentinien geboren)
Jahr der Diagnose: 1997
Art der MS: schubförmig
Beruf: kaufmännische Angestellte

Ich arbeitete 1997 in Mailand als Direktionsassistentin in einer Werbeagentur, als ich plötzlich auf meinem linken Auge nichts mehr sehen konnte. Zu dieser Zeit war ich wirklich gestresst. Mein Arzt verschrieb mir Cortison, aber dann fühlte sich mein Bein seltsam an – als ob es eingeschlafen war, also musste ich ins Krankenhaus. In den nächsten drei Monaten wurde ein MR gemacht und ich erhielt die Diagnose MS!

Kurz davor hatte ich den Film "go now" gesehen, in dem jemand mit MS im Rollstuhl endet, also dachte ich, selbst bald im Rollstuhl zu landen!

In dieser Zeit, wo sich alles extrem änderte, war es sehr schwer, so weit entfernt von meiner Familie in Argentinien zu sein. In dem Jahr nach der Diagnose war es mir unmöglich zu arbeiten, aber glücklicherweise bekam ich Hilfe von einem Freund und finanzielle Unterstützung von meiner Familie. Für meine Mutter war es auch sehr schwierig, in einem anderen Land zu sein; um mehr Informationen zu bekommen, besuchte sie Selbsthilfegruppen der argentinischen MS-Gesellschaft.

Ich meldete mich beim Arbeitsamt zur Aufnahme in das staatliche Behindertenregister. In Italien sind Firmen gesetzlich dazu verpflichtet, in diesem Register erfasste Personen zu beschäftigen. Man hat dadurch auch einen geschützten Arbeitsplatz. Mit einem hohen Grad an Behinderung ist man berechtigt, pro Monat drei Tage bzw. die entsprechende Stundenanzahl für Rehabilitation, z.B. Physiotherapie, frei zu bekommen. Durch dieses System fand ich einen Telefondienst-Teilzeitjob im Verkaufsraum eines Modeschöpfers. Ich arbeitete dort drei Jahre.

Alle 6 Monate hatte ich einen Schub, bei dem die seltsamen Empfindungen in meinem Bein zurückkehrten und ich im Krankenhaus Cortison bekam. 1999 wurde ich inkontinent. Ich hatte aber Glück, weil die italienische Krankenkasse die Kosten für eine Operation übernahm, bei der ich einen Schrittmacher zur Regulierung meiner Blasenfunktion bekam. Das gab mir mein Selbstvertrauen zurück, ich konnte wieder leben!

Dann arbeitete ich als PR-Assistentin weiter. Dort fühlte ich mich allerdings nicht unterstützt, ich wurde wie alle anderen Angestellten behandelt, also ging ich. 2003 begann ich für Unicredit zu arbeiten, erst als Empfangsdame, dann als kaufmännische Angestellte. Mein neuer Arbeitgeber hatte mehr Verständnis für meine MS, auch meine Kollegen unterstützten mich.

Ich bin immer schon gern gereist, also beschloss ich, die Welt zu bereisen und andere Menschen mit MS zu treffen. Glücklicherweise unterstützte mich Bayer finanziell bei der Umsetzung dieser Idee. In der Zeit vom 12. Oktober bis zum 28. November 2009 besuchte ich Russland, Thailand, China, Japan, Australien, Neuseeland und die USA. Ich bin so glücklich, diese Reise gemacht zu haben! Ich erfuhr viel Zuneigung von den Menschen mit MS, die ich traf, und ich erfuhr eine Menge über deren verschiedene Probleme – ich war geschockt, zu sehen, dass Menschen oft ans Bett gefesselt sind, weil sie sich keinen Rollstuhl leisten können! Ich war stolz, auf meiner Weltreise durch die vielen Begegnungen und durch die Berichterstattung der Medien mehr Bewusstsein dafür zu wecken, was es wirklich bedeutet, mit MS zu leben. Ich habe vor, ein Buch zu schreiben, und meine Erfahrungen zu dokumentieren.

Aufgrund der Medienberichte über mich hat mein Arbeitgeber seit meiner Rückkehr von der Reise mehr Verständnis für MS und gab der italienischen MS-Gesellschaft eine großzügige Spende von € 5.000. In Italien werden für alle MS-Betroffenen die Kosten für ihre Medikamente von der öffentlichen Hand übernommen, es gibt auch die Möglichkeit eines Zuschusses zu Transportkosten, das hängt jedoch vom Einkommen ab. Ich glaube, dass sich in Italien die Situation für Menschen mit MS verbessert. Menschen mit MS sind öfter in den Medien, hoffentlich kommen mehr hervor und bitten um Hilfe.

Mein Rat an Menschen mit MS: vergesst eure Träume nicht und versucht, sie zu leben!

 

 
MSIF dankt Margot Sepke von der MS-Gesellschaft Wien für die Übersetzung dieses Textes.
 

Quelle: MSIF, April 2010

Redaktion: AMSEL e.V., 12.04.2010