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"MS – heute und morgen" in Ulm

08.05.07 - Der AMSEL-Fachvortrag mit vier kompetenten Referenten vergangenen Samstag stieß auf große Resonanz in der Donau-Metropole.

Rund 200 Interessierte waren zu dieser Informationsveranstaltung für MS-Betroffene ins Stadthaus nach Ulm gekommen. Die Patientenakademie Neuropoint und die AMSEL hatten diesen Infotag zusammen vorbereitet. In vier Vorträgen wurden interessante Themen rund um die MS behandelt.

Dr. Michael Lang, niedergelassener Neurologe aus Ulm, stellte in seinem Eingangsreferat die aktuellen Behandlungsmöglichkeiten der MS dar. Er bedauerte, dass viele MS-Kranke nach relativ kurzer Zeit die Behandlung abbrechen und dies häufig nicht wegen bestehender Nebenwirkungen, sondern vornehmlich aus anderen Gründen. Er appellierte an die Patienten die vorhandenen Therapiemöglichkeiten zu nutzen und konsequent anzuwenden. Großes Potential sieht Dr. Lang in zukünftigen Therapieoptionen mit oralen Medikamenten in Tablettenform.

Im anschließenden Vortrag referierte Prof. Dr. Herbert Schreiber, ebenfalls niedergelassener Neurologe aus Ulm, über das Thema MS und Schmerz. Rund zwei Drittel der MS-Patienten leiden unter Schmerzsymptomen. Hierbei spielen insbesondere neuropatische Schmerzen und Spastiken eine große Rolle. Neben den medikamentösen Behandlungen kommt der Krankengymnastik hierbei eine große Bedeutung zu. Prof. Schreiber wies insbesondere auf die Gefahr hin, dass andauernde Schmerzen die Schmerzsensibilisierung erhöhen. Dieses so genannte Schmerzgedächtnis führt zu einer Überempfindlichkeit. Deshalb sollten chronische Schmerzen im jeden Fall behandelt werden.

Über das Thema MS und Müdigkeitssyndrom (Fatigue) referierte der niedergelassene Neurologe Dr. Andreas Wiborg aus Neu-Ulm in seinem Vortag. Unter diesem, in der Vergangenheit häufig vernachlässigten Symptom, leidet ein Großteil der MS-Betroffenen. Für viele ist es sogar das schwerwiegendste Symptom überhaupt. Derzeit ist die Fatigue noch schwer zu behandeln. Die Ursachen sind letztlich unklar. Es ist aber bekannt, dass die Stoffwechselaktivität im Hirn bei MS-Kranken reduziert ist. Neben medikamentösen Behandlungen ist es wichtig, dass der Patient selbst versucht, seinen Tagesablauf an die Symptomatik anzupassen. Für viele ist es auch hilfreich, ein moderates Fitnesstraining durchzuführen. Wärmeempfindliche Patienten sollten Hitze meiden und immer wieder Abkühlungen suchen.

Dr. Willibald Kohlhepp aus Bad Waldsee referierte abschließend über alternative und komplementäre Therapiemöglichkeiten. Er wies zunächst daraufhin, dass es neben durchaus sinnvollen Therapieergänzungen auch viele unsinnige und teilweise auch gefährliche Therapien im alternativen Bereich gibt. Insbesondere bei übertriebenen Heilungsversprechungen müssten Patienten aufpassen, um nicht von Scharlatanen finanziell ausgenutzt zu werden. Rund zwei Drittel der MS-Betroffenen wenden aber alternative und ergänzende Therapien an. Dr. Kohlhepp sieht insbesondere Therapien aus dem Bereich der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) und Ayurveda als mögliche Ergänzung zur Schulmedizin. Auch Feldenkrais und Phytotherapie (Heilpflanzen) können sinnvolle Ergänzungen sein. Doch sei grundsätzlich Vorsicht geboten, denn Naturheilmittel sind nicht generell harmlos, sondern können erhebliche Nebenwirkungen haben. Therapieergänzungen sollten deshalb mit dem behandelnden Arzt abgestimmt werden.

Die Teilnehmer waren am Ende hoch zufrieden mit der Fülle an Informationen, die sie an diesem Tag erhalten haben. Die Veranstaltung machte deutlich, dass es gerade für MS-Betroffene wichtig ist, sich zu informieren, um eine mit dem behandelnden Arzt optimale abgestimmte individuelle Therapie zu erhalten.

Redaktion: AMSEL e.V., 08.05.2007