Spenden und Helfen

Internationaler Preis für AMSEL-Kontaktgruppenleiter Egon Hirt

Egon Hirt hat Multiple Sklerose. Seit 20 Jahren hilft er unermüdlich anderen Betroffenen und gewann Fürstin Maximiliane zu Fürstenberg als Schirmherrin.

Berlin, 24. September 2003. Herausragende Auszeichnung für einen besonderen Mann: Egon Hirt (66) nahm heute auf dem Internationalen Multiple-Sklerose-Kongress "Gateway to Progress" den Wolfensohn Award für sein außergewöhnliches Lebenswerk entgegen. Die Multiple Sclerosis International Federation (MSIF) ehrte auf Vorschlag der DMSG Bundesverband e.V. den selbst an MS Erkrankten für sein Engagement im Kampf gegen die tückische Krankheit.

1977 wurde der Postbeamte aus Baden-Württemberg mit der Diagnose Multiple Sklerose konfrontiert. Der Vater von drei Kindern gab nicht auf. "Aktiv bleiben" wurde zu seinem Motto: Er übernahm die Leitung einer DMSG Kontaktgruppe für Multiple-Sklerose-Erkrankte. Für sie organisierte er 1983 die erste Behindertenfreizeit und vermittelte Zivildienstleistende, um pflegende Angehörige zu entlasten. Nur ein Jahr später sammelte er Spenden für ein behindertengerechtes Fahrzeug - heute sind 15 im Einsatz.

Bei seinen wöchentlichen Krankenbesuchen traf Hirt auf viele junge MS-Kranke, die in Heimen leben mussten. Er ruhte nicht eher, bis eine Alternative geschaffen war - eine Wohngemeinschaft für fünf Betroffene. Zusätzlich kümmerte er sich um unterstützende Maßnahmen für die pflegenden Angehörigen, organisierte gemeinsame Aktivitäten.

Ende der 80-er Jahre gewann Hirt, der im Rollstuhl sitzt, die heutige Fürstin Maximiliane zu Fürstenberg als Schirmherrin seiner Kontaktgruppe. "Die Fürstin war begeistert", erinnert sich Hirt, der von nun an eine prominente Mitstreiterin hatte. Auf der Suche nach einer geeigneten Immobilie für sein neues ehrgeiziges Projekt - eine Begegnungsstätte - wandte er sich an die Fürstenfamilie. "Die Fürstin rief eines Morgens an: ,Ich glaube, ich habe etwas' ", berichtet Hirt. Bereits 1989 wird der neue Treffpunkt, das Parkrestaurant, eröffnet. Es dient nicht nur als Begegnungsstätte, sondern beherbergt auch eine Wohngemeinschaft für MS-Kranke. "Ein gewagtes Unternehmen", so Hirt. Aber es funktionierte.

Schon nach kurzer Zeit reichte der Platz im Parkrestaurant nicht mehr aus. 1994 begannen die Bauarbeiten für neue Wohneinheiten. Das Haus Antonius entstand in Donaueschingen. Mittlerweile bieten drei Häuser 24 behindertengerechte Einzelappartements, Gemeinschafts- und Therapieräume. Es gibt einen hauseigenen Pflege-, Betreuungs- und Versorgungsdienst sowie einen zusätzlichen Urlaubspflegeplatz.

"Wenn ich sehe, dass ich den Menschen helfen kann - das gibt mir Kraft", sagt Egon Hirt über seine Motivation. Er lebt mit seiner Familie, die "sehr mitgezogen hat", in Villingen-Schwenningen. Nach mehr als 25 Jahren Multipler Sklerose rät er allen Betroffenen, sich aufzuraffen und nach vorn zu schauen: "Kämpfen lohnt sich, nichts tun ist tödlich."
Das zeigt auch sein größter Wunsch: "Ich möchte noch lange etwas bewegen können und einen geeigneten Nachfolger mit der gleichen Einstellung und dem gleichen Herzen für die Sache finden."

Redaktion: AMSEL e.V., 29.09.2003