Spenden und Helfen

Interessenvertretung und Selbsthilfeverband

19.08.04 - Vor 30 Jahren als Selbsthilfeorganisation begonnen, ist die AMSEL heute auch als Interessenvertretung und Fachverband aktiv.

 

1974 noch ein ganz neuer Ansatz, ist der Selbsthilfegedanke heute so aktuell wie je. In drei Jahrzehnten wurde dieser Gedanke durch die tatkräftige Arbeit der Kontaktgruppenleiterinnen und –leiter mit Inhalten gefüllt. „Wir helfen uns selber,“ umschreibt Dietmar Lieb aus Waiblingen das, was in seiner und den 58 anderen Kontaktgruppen geleistet wird.

Eher unbemerkt wurde vor 30 Jahren aber auch etwas begonnen, das für MS-Kranke nicht minder wichtig ist als die vor Ort geleistete Hilfe und im Laufe der Zeit zunehmend an Bedeutung gewonnen hat: die Vertretung ihrer Interessen bei Behörden, Kommunen, Institutionen, Gesetzgeber. Ob es um die zahlreichen großen Gesetzesänderungen im Gesundheitswesen geht oder um die eher „kleinen“ Erfolge, auch hier gilt: „Von nichts kommt nichts.“

Interessenvertretung zeigt Erfolg

Ein Beispiel aus jüngster Zeit: Der Rückzieher des Bundesgesundheitsministeriums bei der geplanten neuen Fahrtkostenregelung, die aus Sicht der AMSEL für chronisch Kranke massive Nachteile mit sich gebracht hätte. Geschäftsführer Adam Michel schrieb stellvertretend für die rund 9.000 in der AMSEL zusammengeschlossenen Menschen an Gesundheitsministerin Schmidt und forderte in ihrem Interesse nachdrücklich, das Gesetzesvorhaben neu zu überdenken. Mit Erfolg, wie seit dem 26. Juli bekannt wurde. Da vermeldete die Pressestelle des Bundesministeriums: „Die Freifahrt-Regelungen für behinderte Menschen werden nicht verändert. Dem Kabinett wird daher kein entsprechender Vorschlag unterbreitet.“ Oder, erinnert der Vorsitzende Peter Koch im Gespräch mit Lieb, an ein weiteres Beispiel aus jüngster Zeit: die Vereinfachung der Fahrkostenregelung. Bundesweit einmalig ist es dem Einsatz der AMSEL-Verantwortlichen zu verdanken, dass für AOK-Versicherte vereinfachte Genehmigungsverfahren für Krankenfahrten gelten.

Viele weitere Beispiele erfolgreicher Interessenvertretung könnten genannt werden, und viele weitere politische Planungen, wie zur Zeit die Frage der Wehrpflicht, machen die Interessenvertretung immer wichtiger. „Die Arbeit in den Kontaktgruppen hat uns stark gemacht, so dass wir die Interessenvertretung übernehmen konnten.“ sagt der Vorsitzende. Und Dietmar Lieb meint: „Wir können aber auch nur gute Arbeit vor Ort machen, weil der Landesverband hinter uns steht.“ Beide sind sich einig: Die Arbeit von Kontaktgruppen und Landesverband bedingen sich gegenseitig und beide profitieren von der Arbeit des anderen, um MS-Kranke wirkungsvoll unterstützen zu können.

Fachliche Kompetenz

Eine weitere Entwicklung der AMSEL, die ebenfalls neu ihren Platz in der Satzung gefunden hat, ist für MS-Kranke besonders wichtig. Die AMSEL hat sich seit ihrer Gründung stetig zu einem Fachverband entwickelt, bei dem MS-Kranke kompetent und qualifiziert beraten werden, von dem sie umfangreiche Literatur abfordern können und bei dem sie auf Vorträgen, Seminaren, Symposien und Tagungen über aktuelle medizinisch-therapeutische Entwicklungen informiert werden.

Die Entwicklung der AMSEL in drei Jahrzehnten wurde nun in der Präambel der Satzung festgeschrieben und sowohl Lieb wie auch Koch sind sich einig: Wir können etwas bewegen, können weiterhin für MS-Kranke etwas erreichen, wenn alle, sowohl der einzelne MS-Kranke, wie auch die Kontaktgruppen und der Landesverband gemeinsam in der AMSEL aktiv werden.

Redaktion: AMSEL e.V., 19.08.2004