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Grundlagenforschung und Therapiestandards

25.09.07 - Darum ging es am ersten Tag des Stuttgarter MS-Symposiums anlässlich des Ursula Späth-Jubiläums - eine Zusammenfassung.

1. Pathologie der MS

Die krankhaften Veränderungen bei MS, das, was also anders ist gegenüber gesunden Menschen, erhellte Prof. Dr. Wolfgang Brücks Vortrag, den Dr. Fatima König, ebenfalls vom Institut für Neuropathologie an der Georg-August-Universiät, Göttingen, für ihren verhinderten Kollegen hielt. Bereits 1982 nachgewiesene Zellinfiltrationen führten zu ersten Versuchen mit intratekalen Interferonen und Plasmapherese (Blutwäsche).

Alter, Form und Aussehen der Läsionen sind heute im MRT zu unterscheiden. Seit 2001 kann man die MS-Typen in vier verschiedene Subtypen einteilen, was derzeit leider nur durch Hirnbiopsie möglich und daher nur bei schwerer Differentialdiagnostik gerechtfertigt ist. Subtypen sprechen unterschiedlich auf einzelne Behandlungen an.

2. MRT bei MS

Prof. Dr. Michael Sailer erklärte zunächst die Routine der Magnetresonanztomografie, die Darstellung der T1 + T2 gewichteten Zellen. Ziel sei es, einen Marker zu finden, andere Pathologien sichtbar zu machen und so die Differentialdiagnostik zu unterstützen. Was können wir tatsächlich vom MRT erwarten? Auch darauf gab der Mediziner der Klinik für Neurologie in Magdeburg Auskunft.

 
 
T1- und T2-Läsion
 
 
Zwei MRT-Untersuchungen, T1- oder T2-gewichtet, werden unterschieden: Beim T1 gewichteten Kontrast sind Flüssigkeit und Entzündung dunkel, beim T2-gewichteten hell abgebildet. Mit Kontrastmittel kann ein akut entzündlicher Herd so von einem älteren, chronischen Herd unterschieden werden.

Der Krankheitsverlauf sei aus dem MRT nicht ablesbar, der Unterschied ziwschen Schub und MRT-Befund groß: MRT spiegele die Krankheitsaktivität wieder, nicht jedoch die Schübe. Allerdings bestehe ein Zusammenhang zwischen T2-Volumen und dem Behinderungsgrad. Viele MRT-Herde zu Beginn der Erkrankung deuteten auf einen frühen 2. Schub hin. MRT biete zudem die Möglichkeit, Hochrisikopatienten zu erkennen und früh zu therapieren. - Heute findet MRT routinemäßig Einsatz zu Beginn der Erkrankung, bei steigender Schubfrequenz und ebenso bei starker Progredienz (dem raschen schubfreien Fortschritt der MS). Durch stärkere Magnete in der Geräten erhoffen sich die Wissenschaftler künftig eine deutlich bessere Auflösung und somit genaueren Aufschluss über die Herde. Allgemeingültige Standards für MRT seien von der MSTK zu entwickeln.

3. Diagnose MS

Prof. Dr. Horst Wiethölter, Ärztlicher Direktor der Neurologischen Klinik am Bürgerhospital, Stuttgart, und Mitglied des Ärztlichen Beirates der AMSEL, betonte die Wichtigkeit einer schnellen Diagnose, um möglichst früh mit einer Therapie beginnen zu können. Dies habe großen Einfluss auf Prognose und Verlauf, denn je aktiver die erste Phase, desto schlechter sei die Prognose. Dennoch müsse die Diagnose sicher sein, um andere Erkrankungen auszuschließen und eine falsche Therapie zu verhindern. Die reine MRT-Diagnostik berge eine Fehlerquote von immerhin rund 15 Prozent.

Die Diagnose erfolgt nach den McDonald-Kriterien. Laut MS-Register von 2002-2003 hatten die Patienten ihre sichere Diagnose im Schnitt nach 3,4 Jahren. Ein langer Zeitraum, der die Patienten nicht nur psychisch belastet, sondern zudem körperliche Folgen hat.

4. Immuntherapie bei MS

Prof. Dr. Heinz Wiendl von der Neurologischen Klinik der Universität Würzburg unterstrich, dass sich kein Bereich der Neurologie in den vergangenen 10 Jahren so stark gewandelt habe wie der der Multiplen Sklerose. Die Frühtherapie habe sich als erfolgreich erwiesen. Frühe Behandlung bedeute eine flache Kurve des Krankheitsverlaufs, späte Behandlung eine rasch ansteigende.

Gute Ergebnisse lägen bei der Langzeittherapie mit Interferonen und Copaxone seit 17 Jahren vor, mit Natalizumab seit einem. Die Immunglobuline spielten keine große Rolle mehr aufgrund der wenig zufriedenstellenden Studienergebnisse. Azathioprin, ein Immunsuppresivum mit dem Handelsnamen Imurek, sei auch noch bei bestimmten Patientengruppen (bei Unverträglichkeit der Interferone / Copaxones) erfolgreich. Das Aussetzen einer Therapie könne immer nur eine individuelle Entscheidung sein.

So weit die ersten Vorträge von Samstag, 22.09.07 innerhalb des Stuttgarter MS-Symposiums 2007 anlässlich 25 Jahren Schirmherrschaft durch Ursula Späth - Fortsetzung folgt.

Redaktion: AMSEL e.V., 16.10.2007