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Fortbildung Multiple Sklerose für Ärzte

08.12.06 - Um die "Multiple Sklerose-Therapie heute" ging es beim 3. Stuttgarter Symposium der AMSEL

Sechs international anerkannte Kapazitäten aus Forschung, Klinik und Praxis referierten über die Themenkomplexe Immuntherapie, Compliance, symptomorientierte Therapie und die Multiple Sklerose im Film. Rund 120 Ärzte aus ganz Baden-Württemberg waren der Einladung der AMSEL in das Hotel Le Meridien gefolgt, um sich über die neuesten Aspekte der Multiplen Sklerose zu informieren und fachlich auszutauschen.

Prof. Dr.med. Horst Wiethölter, Ärztlicher Direktor der Neurologischen Klinik des Bürgerhospitals am Klinikum Stuttgart, gab einen Überblick über die Entwicklung und die derzeitigen Optionen der Basis- und Eskalatonsimmuntherapie. Auf die Frage, ob es neue Immuntherapien gibt, antwortete PD Dr.med. Andrew Chan, Neurologische Klinik der Ruhr-Universität Bochum. Neben den bisher etablierten und als Standardbehandlung definierten Therapieoptionen, so der MS-Experte, wird es zukünftig darum gehen, eine Therapie auf das Individuum und seine spezifische Form der Multiple Sklerose "maß zu schneidern". Eine umfangreiche Forschungstätigkeit lässt hoffen, bald spezifisch wirksamere und nebenwirkungsärmere Therapien zur Verfügung zu haben.

 
Prof. H. Wiethölter, Prof. A. Karenberg, Prof. U. Zettl,
PD Dr. P. Flachenecker, Dr. W. Elias, PD Dr. A. Chan (v.l.n.r.)
 

Ein besonderes Problem bei der Therapie vor allem chronischer Erkrankungen ist die Compliance, so der niedergelassene Neurologe Dr.med. Wolfgang-G. Elias aus Hamburg. Untersuchungen hätten gezeigt, dass Patienten allgemein ca. jedes fünfte Medikament nicht nehmen. Abhilfe könne hier eine funktionierende Therapeut-Patienten-Beziehung schaffen, die die Entscheidung für eine Therapie und ihre Einhaltung unterstützen könne.

PD Dr.med. Peter Flachenecker beleuchtete die Frage, ob es für die symptomorientierte Therapie Evidenzen gibt oder ob sie bloß auf Erfahrung beruht. Die Antwort des Chefarztes im Neurologischen Rehabilitationszentrum Quellenhof, Bad Wildbad: "Die symptomatische Therapie ist ein weiterer wichtiger Baustein der MS-Behandlung. Ihre Behandlung ist eine Mischung aus Erfahrung und Evidenzen. Für viele Symptome gibt es wissenschaftlich gut begründete Wirksamkeitsnachweise. Aber auch wenn es keine in Studien nachweisbaren Ergebnisse für die Behandlung einzelner Symptome gibt, heißt es nicht, dass diese Behandlung im Einzelfall nicht doch hilft."

 
 
tagungsprogramm
 
 
Prof. Dr.med. Horst Wiethölter, Stuttgart
Fortschritte in der Immuntherapien – Wo stehen wir heute? PD Dr.med. Andrew Chan, Bochum
Von der Forschung in Klinik und Praxis: Gibt es neue Immuntherapien?Dr.med. Wolfgang-G. Elias, Hamburg
Die Compliance als Herausforderung in der neurologischen PraxisPD Dr.med. Peter Flachenecker, Bad Wildbad
Symptomorientierte Therapie – Evidenzbasiert oder Erfahrung?Prof. Dr.med. Uwe Zettl, Rostock
Frühtherapie der MS: Warum?Prof. Dr.med. Axel Karenberg, Köln
Von Lähmungen, von Verzweiflung, von Freiheit: Die MS im Spielfilm (1941-2006) 

Frühtherapie ja oder nein: Mit diesem schwierigen Thema beschäftigte sich in seinem Vortrag Prof. Dr.med. Uwe Zettl von der Universitätsklinik Rostock. Für die Frühtherapie spreche, dass schon bei der Diagnosestellung eine Atrophie des Gehirns feststellbar ist, die im weiteren Krankheitsverlauf zunimmt und die bisherigen Immuntherapien nur während der frühen, entzündlichen Phase der MS wirkt. Wenn diese Phase erst in eine degenerative Phase übergegangen ist, kann diese Therapieform nicht mehr wirken.

Abseits von der medizinischen Betrachtung der MS beleuchtete Prof. Dr.med. Axel Karenberg vom Institut für Geschichte und Ethik der Medizin der Universität Köln anhand vieler eindrucksvoller Filmausschnitte, die Frage, wie die MS im Spielfilm dargestellt wird und welchen Wandel die Behandlung des MS-Themas von 1941 bis 2006 in diesem Medium erfahren hat.

Die AMSEL dankt ihren ärztlichen Beiräten Prof. Dr. Horst Wiethölter und PD Dr. Peter Flachenecker für die Leitung, Mitwirkung und inhaltliche Ausgestaltung des Symposiums.

Für die Unterstützung bei der Durchführung der Veranstaltung dankt die AMSEL der Schering Deutschland GmbH und Pfizer Deutschland GmbH.

Redaktion: AMSEL e.V., 08.12.2006