Dr. Christian Bien

Laudatio auf den Preisträger des Sobek-Nachwuchspreises 2002

 

Die 1958 erstmals beschriebene Rasmussen-Enzephalitis (RE) ist eine seltene Erkrankung, die vorwiegend Kinder betrifft. Sie ist durch eine progrediente Schrumpfung einer Hirnhälfte mit Lähmungen und durch epileptische Anfälle gekennzeichnet. Die Kinder und Jugendlichen sind noch schwerer beeinträchtigt als die betroffenen Erwachsenen.

Herr Bien hat - in Zusammenarbeit mit der Gruppe um den früheren Sobek Preisträger Prof. Lassmann in Wien am kranken Gehirn dieser Betroffenen gezeigt, dass Immunzellen das Gewebe durchdringen und direkt Nervenzellen schädigen. Damit erhärteten sich die Hinweise, daß diese schwere Krankheit eine Autoimmunkrankheit ist, also durchaus in gewisser Verwandschaft zur MS und anderen entzündlichen Hirnerkrankungen steht. In einer weiteren Studie konnte Herr Bien zeigen, daß die Läsionen sich von einem kleinen Entzündungsherd ausgehend schließlich über eine ganze Hirnhälfte ausbreiten und damit diese Hirnhälfte funktionslos wird. In einer dritten Studie stellte Herr Bien den natürlichen Verlauf der RE in bezug auf die Entwicklung der Anfallsfrequenz, der Hemiparese und der Hemisphärenatrophie dar.
Die Krankheit läßt sich im Frühstadium mit Immunsupressiven Medikamenten und mit Plasmapherese gut behandeln.

Redaktion: AMSEL e.V., 13.12.2002