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Den Knecht Ruprecht für die Ärmsten

09.12.05 - Das ist der Gipfel: Das Land streicht den Heimbewohnern die Weihnachtsbeihilfe.

Trotz eindringlicher Bitten der freien Wohlfahrtspflege hat der Landkreis- und Städtetag Baden-Württemberg die kleine Weihnachtsbeihilfe für Heimbewohner/-innen abgelehnt. Bislang erhielten Bedürftige eine Weihnachtsbeihilfe in Höhe von 30 bis 35 Euro für kleine Geschenke, Weihnachtskarten, Familienheimfahrten, Telefonate u.a.

Hansjörg Böhringer, der Vorsitzende der Liga der freien Wohlfahrtspflege Baden-Württemberg, kann diese Haltung nicht nachvollziehen. "Wenn selbst Bundesländer mit schlechterer Finanzlage und höherer Sozialbelastung wie Niedersachsen, das Saarland oder hoch belastete Stadtstaaten wie Berlin und Hamburg die Beihilfe weiter zahlen, ist es schwer verständlich, wenn das starke Baden-Württemberg nichts mehr geben will."

Heimbewohner/-innen hatte es schon mit der Gesundheitsreform schwer getroffen. Sie erhalten aus der Sozialhilfe nur 90 Euro Taschengeld im Monat. Dies muss vom Haarshampoo bis zur Telefongebühr, von der Unterwäsche bis zum Fahrschein reichen. Viele von ihnen sind krank und müssen von diesem Betrag nun auch Medikamente und Arztbesuche bezahlen, die die Krankenkasse nicht mehr übernimmt. Nicht wenige geraten dadurch bereits in Not.

Dass jetzt ausgerechnet noch die kleine Weihnachtsbeihilfe wegfallen soll, wird offiziell mit den nun pauschalierten Sozialleistungen nach Hartz IV begründet. Diese wurden auf monatlich 345 Euro erhöht, weil besondere Aufwendungen nun angespart werden sollen. "Dies trifft für Heimbewohner nicht zu", erklärt Böhringer. "Ihr Taschengeld wurde von 30 Prozent auf 26 Prozent der Hartz-IV-Leistung abgesenkt, weil die Ansparzulagen nicht berücksichtigt werden sollten. Damit kann auch für Weihnachten nichts zurückgelegt werden."

Die Wohlfahrtsverbände wollen nun den Heimen empfehlen, die Bewohnerinnen und Bewohner bei einer Versagung der Weihnachtsbeihilfe rechtlich zu unterstützen. Es dürfte sich hierbei um ca. 50.000 Betroffene handeln, die in Heimen der Behinderten-, Jugend-, Alten- oder Wohnungslosenhilfe leben. "Sie stehen schon jetzt am äußersten Rand, mit brüchigen und stark eingeschränkten Kontakten zur Familie und zu Freunden. Man darf ihnen jetzt nicht auch noch das kleine Geschenk oder den Besuch zu Weihnachten verwehren, das wäre erbärmlich" betont Hansjörg Böhringer. "Die Würde einer Gesellschaft zeigt sich im Umgang mit den Schwächsten."

Nach einer Pressemeldung der Liga der freien Wohlfahrtspflege in Baden-Württemberg e.V. - In der Liga sind die elf Spitzenverbände der freien Wohlfahrtspflege Baden-Württembergs zusammengeschlossen, denen landesweit ca. 300.000 ehrenamtlich Tätige angehören.

In den Liga-Ausschüssen arbeiten jeweils die Expertinnen und Experten der Verbände an aktuellen Aufgabenfeldern wie z.B. der Altenhilfe, der Kinder- und Jugendhilfe, der Behindertenhilfe, der Dienste für Migranten, psychisch Kranke und Suchtkranke. Über den Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverband ist auch die AMSEL in die Liga integriert.

Redaktion: AMSEL e.V., 26.10.2006