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"Davon profitieren alle!"

06.09.04 - Nicht nur MS-Betroffene, auch Krebspatienten leiden oft unter Fatigue. Mit Hubert Seiter, dem Geschäftsführer des Krebsverbandes Baden-Württemberg e.V., haben wir darüber gesprochen.

Wie bewerten Sie die Bedeutung des Themas "Fatigue"?

Hubert Seiter: Müdigkeit nach einem langen Spaziergang oder nach einem anstrengenden Arbeitstag ist ein normaler, ja angenehmer Zustand. Chronische Müdigkeit hingegen, wie sie MS- und Krebspatienten fühlen, ist etwas anderes. Scheinbar grundlos ist man völlig erschlagen und zu nichts mehr fähig. Besonders Berufstätige finden dafür kaum Verständnis. Endlich wird diesem Thema Beachtung geschenkt!

Wie bewerten Sie den Inhalt der Broschüre "Fatigue-Energiemanager"?

Hubert Seiter: Kompliment, nicht nur die Aufmachung ist sehr ansprechend. Vor allem der Inhalt beschreibt das Problem hervorragend. Fachleute, insbesondere aber die Erkrankten selbst geben wichtige Hinweise, was man konkret tun kann. Besonders beeindruckt hat mich die Passage "Fit am Arbeitsplatz". Ganz offen werden Tabuthemen angesprochen. Soll ich mich "outen", um besonderen Kündigungsschutz zu genießen? Wie kann ich arbeiten ohne mich zu überarbeiten? Fragen, die Betroffene nur selbst entscheiden können, wobei allerdings der Erfahrungsaustausch mit anderen MS-Kranken eine große Hilfe ist.

Können Sie für Ihre Tätigkeit beim Krebsverband Anregungen aus der Broschüre ziehen?

Hubert Seiter: Wie bei MS wird Fatigue auch bei Krebserkrankungen erst in den letzten Jahren als besonders belastendes Problem wahrgenommen. Sehr angesprochen hat mich deshalb auch die Rubrik "Sechs Betroffene, sechs Erfahrungen". Viel zu selten - immer noch - kommen sie zu Wort und dabei können gerade sie so viel und wertvolles beitragen. Das gilt auch für Menschen mit anderen Krankheiten. Wer von vergleichbaren oder ganz andere Beeinträchtigungen erfährt, kann daraus Mut und wichtige Anregungen für seine Krankheitsbewältigung erhalten.

Wie bewerten Sie als langjähriger Förderer der AMSEL die Arbeit des Verbandes insgesamt?

Hubert Seiter: Man kann fast neidisch werden, wenn man die Entwicklung der Amsel in Baden-Württemberg verfolgt. Es wird nicht nur großartige Hilfe im Einzelfall geleistet. Auch der öffentliche Umgang mit MS hat sich verändert. Es wird weniger weggeschaut und die Betroffenen bewegen sich auf ihre Art selbstbewusst in der Öffentlichkeit. Daran hat die Amsel einen wesentlichen Anteil. Das SGB IX (Sozialgesetzbuch; Anmerkung der Red.), das so viele Verbesserungen für Chronisch Kranke und Behinderte gebracht hat, wäre ohne aktive Verbände wie die Amsel nicht auf den Weg gekommen. - Davon profitieren alle, auch die Krebskranken!

Redaktion: AMSEL e.V., 07.09.2004