Sie hat einen Zeitvertreib gesucht und eine Lebensaufgabe gefunden, so berichten die Stuttgarter Nachrichten über Inge Keller anlässlich der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes durch Wolfgang Schuster am 18. September. Und das stimmt.
Als ihr Mann viel zu früh verstarb und Inge Keller selbst voller Zweifel war, musste sie etwas Neues machen, damit sie das Alte bewältigen konnte. Sie las in der Zeitung, dass Ursula Späth, Schirmherrin der AMSEL, ehrenamtliche Helfer suchte. Eigentlich hatte sie sich nur für den Besuchsdienst beworben. Sie fand jedoch gleich eine ganze Kontaktgruppe mit vielen MS-Betroffenen: Stuttgart Degerloch und Westfilder.
Zunächst keine einfache Zeit für Inge Keller. Noch nie einen Rollstuhl bewegt, noch nie so viele Probleme auf einmal gesehen. Wie sollte sie das nur bewältigen? Oftmals war sie kurz davor, alles wieder aufzugeben, aber da waren Menschen, die dringend ihre Hilfe brauchten.
Also kniete sich Inge Keller in die Arbeit, unterstützt von ihren Kindern und dem AMSEL Landesverband und so wurde Stuttgart Degerloch-Westfilder eine Vorzeige-Kontaktgruppe. Sie organisierte Gruppenreisen, Theaterbesuche, setzte Fahr- und Pflegedienste ein und war Ansprechpartner für die MS-Betroffenen und ihre Angehörigen, oft Tag und Nacht. Zuerst war Inge Keller im Beirat vom AMSEL Landesverband, später lange Jahre stellvertretende Vorsitzende des Verbandes. Dieses Amt legt Frau Keller dieses Jahr aus gesundheitlichen Gründen nieder, denn nach einer schweren Knieoperation musste sie etwas kürzer treten.
Niemand, der Inge Keller kennt, könnte sie sich mit dem Strickzeug auf dem Sofa vorstellen. Dafür ist sie auch nach einigen Operationen viel zu munter und zu agil. Sie wird die Arbeit in der Kontakgruppe Degerloch und Westfilder weiter machen, denn dort sind Menschen, die Inge Keller brauchen. Die MS-Betroffenen ihrer Kontaktgruppe haben sich mit Inge Keller über das Bundesverdienstkreuz gefreut. Viele waren gekommen, um an diesem großen Tag mit dabei zu sein. Joe Herde, einer der ältesten MS-Betroffenen mit seiner Frau Lissi, bedankte sich bei Inge Keller mit einem Blumengruß im Namen der Bastelgruppe.
Von OB Schuster nahm Inge Keller die Auszeichnung mit Freude entgegen, vergaß aber nicht, sich bei allen ihren Helfern und auch ihren Kindern Martina und Hans Georg herzlich für die Mithilfe in den 22 Jahren zu bedanken. Viele, die mit Inge Keller diese Wegstrecke gegangen sind, waren an diesem Nachmittag unter den Gästen, unter anderem die Schirmherrin der AMSEL Ursula Späth, der Vorsitzende Peter Koch, der Geschäftsführer Adam Michel und der stellvertretende Vorsitzende Prof. Dr. Horst Wiethölter, um nur ein kleinen Auszug aus der langen Gästeliste wiederzugeben.
Redaktion: AMSEL e.V., 21.09.2006