Schon in ihrer Doktorarbeit hat sich Prof. Anne-Katrin Pröbstel mit Multipler Sklerose beschäftigt und besonders mit den B-Zellen. Im Video-Interview berichtet die Leitende Ärztin und Forschungsgruppenleiterin für Experimentelle Neuroimmunologie über die Funde und wie diese zu therapeutischen Ansätzen führen können, um die Lebensqualität von Menschen mit MS noch mehr zu fördern.
Lange Zeit war man davon ausgegangen, dass ausschließlich T-Zellen die entzündliche Aktivität bei MS hervorrufen. Das hat sich längst geändert und mittlerweile sind mehrere B-Zell-depletierende Wirkstoffe gegen MS zugelassen.
Doch welche B-Zellen genau sorgen dafür, dass die Myelinscheiden in Gehirn und Rückenmark Schaden nehmen und Patienten vielerlei Symptome erleiden, von der
- Ataxie über
- Blasenstörungen,
- Fatigue und
- kognitive Einbußen bis hin zu
- Gehstörungen,
- mangelnder Rumpfstabilität und
- Spastik?
Man muss die "guten" von den "bösartigen" B-Zellen unterscheiden und den Mechanismus dahinter verstehen, um Patienten mit Multipler Sklerose helfen zu können, indem man die Bildung entzündungshemmender B-Zellen fördert und die der entzündungsfördernden B-Zellen unterdrückt.
B-Zellen aus dem Darm wandern ins Gehirn
Eine wichtige Erkenntnis, an der auch die Gruppe um Anne-Katrin Pröbstel mitgearbeitet hat, ist die, dass es bestimmte B-Zellen schaffen, aus dem Darm ins Gehirn zu wandern. Und dass diese B-Zellen vom Mikrobiom im Darm beeinflusst sind. Das Mikrobiom wiederum lässt sich zum Beispiel durch unsere Ernährung beeinflussen: ganz klar ein (relativ) neuer Ansatz, um Multiple Sklerose zu behandeln.
Es muss also weiter geforscht werden, um daraus Therapien zu entwickeln und diese mit Studien zur Zulassung zu bringen. Prof. Anne-Katrin Pröbstel, tätig in Basel, hat als junge Wissenschaftlerin ihren Anteil daran und erhielt darum (gemeinsam mit Prof. Lucas Schirmer) den Sobek-Nachwuchspreis 2022.
Redaktion: AMSEL e.V., 12.08.2022