Spenden und Helfen

Aus dem Arbeitsalltag eines Sozialexperten

Jürgen Heller kümmert sich seit 15 Jahren um die Fragen und Nöte von MS-Betroffenen.

„Hartz IV und die Gesundheitsreform sind zur Zeit die brennendsten Themen“, so Jürgen Heller, Sozialarbeiter (FH) bei der AMSEL. Seit zwölf Jahren ist er im Landesverband als Experte für alle sozialen bzw. sozialrechtlichen Themen zuständig.

Im Rahmen seines Aufgabengebietes beschäftigt er sich mit allen sozialrechtlichen Fragen rund um Wohnen und Arbeiten sowie Verwaltung und Behörden. Wenn Sie also unsicher sind, wie Sie mit der Diagnose MS im Bewerbungsgespräch oder an Ihrem Arbeitsplatz umgehen sollen, oder ob und wo Sie Unterstützung für barrierefreie Umbauten bekommen, sind Sie richtig bei unserem Experten, der sich seit 15 Jahren mit der Erkrankung MS und ihren möglichen Folgen beschäftigt. Zudem befasst er sich mit allen sozialen Fragen der Infrastruktur und des Lebens in der Gesellschaft: Wenn Sie in Erfahrung bringen möchten, wo denn besonders behindertenfreundliche Hotels zum Urlauben einladen, kann Ihnen bestimmt mit einer Adresse weitergeholfen werden. Oder Sie möchten wissen, welche Kontaktgruppe in Ihrer Nähe ist? Auch dann.

Rat und Auskunft des Sozialarbeiters sind begehrt: „Seit einigen Jahren können wir hier im Landesverband einen deutlich erhöhten Beratungsbedarf feststellen, schließlich erodiert das soziale Absicherungssystem in Deutschland enorm. Die Menschen haben weniger Einnahmen und steigende Ausgaben, das macht unsicher. Innerhalb der letzten zehn Jahre hat sich die Nachfrage an Beratungen sogar verdoppelt.“ Lange Wartezeiten gibt´s meist trotzdem nicht – die Beratung funktioniert schnell und unbürokratisch entweder im persönlichen Gespräch, per Telefon oder per Mailkontakt. Und natürlich vertraulich.
Auf dieses Angebot kommen vor allem Neubetroffene oder deren Eltern zurück, die sich oft einen alles richtenden „10-Punkte-Master-Plan“ erhoffen. Doch da muss der Fachmann Sie leider enttäuschen: „Da MS eine sehr individuelle Krankheit ist, können und wollen wir keine pauschalen Tipps geben, sondern alles sollte individuell abgeklärt werden.“ Sein Beratungskonzept beschreibt er wie folgt. „Wichtig ist eine umfassende Beratung unter MS-spezifischen Gesichtspunkten. Wir nehmen nicht die ganze Arbeit ab und regeln alles durch, sondern geben, getreu unserem Selbstbild, Hilfe zur Selbsthilfe.“ Besonders im rechtlichen Bereich muss man dann auch zwischen einer Beratung, die in Zukunft noch stärker mit einem Rechtsanwalt koordiniert werden soll, und einer kontinuierlichen Betreuung / bzw. Rechtsvertretung unterschieden werden: Diese kann und darf nicht geleistet werden. Was aber geleistet wird, sind zum Beispiel rechtliche Hinweise, Prüfungen von Sachverhalten oder die Unterstützung von Widerspruchsschreiben.

Ein Anruf lohnt sich auf jeden Fall, kann Jürgen Heller doch darauf verweisen, dass rund 50 Prozent aller Widersprüche gegen amtliche Beschlüsse am Ende doch erfolgreich sind - obwohl viele Ratsuchende dies anfangs nicht glauben wollten. „Viele deutsche Behörden informieren immer nur über ihren speziellen Fachbereich und oftmals nicht umfassend. Die Information kommt nur, wenn direkt danach gefragt wird. Und oft wird es das eben nicht“, beklagt unser Sozialexperte. Er appelliert an Betroffene, wirklich alle Angebote auszuschöpfen, besser dreimal nachzufragen, zu hinterfragen und sich von den Behörden alles schriftlich geben zu lassen. „Viele kommen erst dann, wenn es fast zu spät ist- Schluss mit dieser Behördenhörigkeit. Wenn man sich kümmert, kann man viel erreichen!“

Das stimmt! Mit dem entsprechenden „Coaching“ durch den Mitarbeiter im Beratungs-Team wehrte sich eine MS-Betroffene unlängst gegen einen Hartz-Beschluss, mit dem sie ihre behindertengerechte Wohnung gegen eine unwesentlich günstigere, aber wesentlich unpraktischere Wohnung tauschen sollte. Mit Erfolg. Die Frau darf in ihrer behindertengerecht renovierten Wohnung bleiben.

Leider kriegt Jürgen Heller nicht immer ein Feedback, ob die Beratung von Erfolg gekrönt war. Oft hört er dann nach einigen Jahren: „Ich hab da mal eine Frage... Schließlich hatten Sie mir vor zwei Jahren schon so gut geholfen...“ Dies dürfen Sie getrost als Appell verstehen.

Redaktion: AMSEL e.V., 16.12.2005