Spastik & Schmerz bei MS

An der Dosis und der Verteilung von Antispastika über den Tag hinweg muss man oft viel "tüfteln", so Dr. Walter Pöllmann im AMSEL-Expertenchat.

Moderator Patricia Fleischmann: Herzlich willkommen, liebe Chatter, ab 7 antwortet Dr. Pöllmann - bis dahin könnt Ihr Euch schon mal Fragen überlegen oder in der Plauderecke chatten !

lena6287: hallo guten Abend. Schön,dass ich das hier gefunden habe. sehr gerne würde ich ein paar Fragen stellen,da ich mich im Moment in einem akuten Schub befinde und starke Schmerzen habe. Der Schub betrifft den rechten Oberschenkel und den rechten arm.es sind starke brennende Schmerzen,die während der Stoßtherapie mit Cortison weg wasren,jedoch nun am 4 Tag nach Absetzen wieder da sind.Ich bekomme nun 300 Lyrica,Amineurin und Tilidin,die die schmerzen zwar etwas senken,aber nicht verschwinden lassen.meine eigentliche Frage ist,ob es normal sein kann,dass nach der Cortisontherapie die Schmerzen sofort wieder da sind und was man nun gegebenenfalls noch tun kann?lg lena

Dr. Walter Pöllmann : Ich kann mir gut vorstellen, dass Sie das beunruhigt. Wir erleben aber gar nicht selten, dass nach Absetzen von Cortison gerade neuropathische "Brennschmerzen" nochmal scheinbar verstärkt auftretren, sich dann aber mit guter Chance bessern. Also nicht verzweifeln und die symptomatische Begleittherapie erst mal weiterführen und bedarfsweise evtl. sogar noch ausbauen. Sollte sich innerhalb von 8-10 Tagen tatsächlich keine deutliche Beseerung einstellen, muss man evtl. sogar an eine nochmalige höherdosierte Cortison-Therapie denken. Viel Glück!

Dr. Walter Pöllmann

Oberarzt der Marianne-Strauß-Klinik, Berg

  • Seit 1988 in der Marianne-Strauß-Klinik tätig
  • Mitgliedschaften:
    Deutsche Gesellschaft für Neurologie DGN
    Deutsche Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie DGKN
    Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft DMKG Deutsche Gesellschaft für Neurologische Rehabilitation International Headache Society IHS
  • wiederholt als Experte im AMSEL-Chat

Andrea: von meinem ersten schub vor 8 jahren ist ein oberschenkelmuskel leicht betoffen. bekomme da schnell muskelkater und auch teils schmerzen (das hatte ich früher nicht). wie kann man den prozess aufhalten oder verzögern?

Dr. Walter Pöllmann : Das muss sich Ihr Neurologe ansehen vom Befund her, das kann man aus der Ferne nicht sicher genug sagen.

Engel: Guten Tag Frau Fleischmann und Herr Pöllmann .Ich bin im schleichenden Verlauf angelangt,habe Pflegestufe1 und Dauerschmerzen im Oberkörper,sowie Streckspastik und Gleichgewichts Probleme.Ich nehme Baclofen gegen Spastik und Gabapentin gegen Schmerzen,aber so richig helfen mir diese Medikamente auch nicht,gibt es eine andere Lösung?

Dr. Walter Pöllmann : Wichtig ist natürlich Physiotherapie, die bei Ihren Problemen ganz wichtig ist. Mit Ihren Ärzten auch Einnahmezeiten und Dosis Ihrer Medikamente besprechen - wann steht die anhaltende Spastik im Vordergrund (dann Baclofen), wann eher der Schmerz oder einschießende Spastiken (dann eher Gabapentin).

ralf: Guten Abend! Dr Pöllmann woher kommen meine häufig im Bett- Nachts auftretene Schmerzen in den Beinen. Eine Art von Muskelzuckungen, nicht gewollte Beinbewegungen mit Schmerzen?

Dr. Walter Pöllmann : Da gibt es mehrere Möglichkeiten: Die geschilderten "ungewollten Beinbewegungen" kommen z.B. bei den sog. "unruhigen Beinen" (restless legs) vor, aber auch bei einschießender Spastik und abds. zunehmenden Missempfindungen. Wenn Sie eine Besserung durch Verlassen des Betts und ggf. Herumlaufen merken, sind die "restless legs" sehr wahrscheinlich. Dann lohnt sich eine Therapieversuch mit Medikamenten, die auch bei Parkinson eingesetzt werden (ist aber KEIN Parkinsonsymptom!!!). Sprechen Sie das mit Ihrem Neurologen ab. Bei einschießender Spastik und/oder Missempfindungen sind Gabpentin bzw. Pregablin (Lyrica) sehr hilfreich. Viel Erfolg!

ralf: Dr Pöllmann- Sind neue Schübe unter Tecfidera keineswegs ein Zeichen seiner Wirkungslosigkeit?

Dr. Walter Pöllmann : Kein Medikament der Welt kann leider Schubfreiheit garantieren, außerdem brauchen die vorbeugende Medikmente auch eine gewisse Zeit, bis sie Ihre Wirkung voll entfalten. Also zusammen mit Ihrem Neurologen die weitere Entwicklung verfolgen! Alles Gute!

lena6287: vielen Dank!Das beruhigt mich schonmal ein wenig!Danke

Dr. Walter Pöllmann : Gern geschehen.

didi: hallo herr pöllmann bei mir kommt durch di ms alles zusammen blase darm pollen grrrrr aber das schlimmste die streckspastik nachts im bett habe ich das gefühl als würde mir der rücken gebrochen ich nehme zzt.zum zu bett gehen 1 sprühstoß sativex und 1tb 25 mg. baclofen aber das hält nure ca. 3-4 std kann man noch was tun mfg. didi

Dr. Walter Pöllmann : Da sollten Sie ggf. Sativex ausbauen (mehrere Sprühstöße im empfohlenen Abstand), bei Aufwachen nachts ggf. nochmal Sativex versuchen Besprechen Sie das Problem bitte nochmal im Detail mit Ihrem Neurologen - da gibt es sicher noch Möglichkeiten!

ralf: Ich habe leider in der Physiotherapie keinen sehr guten Effekt mit LIORESAL, Denn meine Spastik baut sich mit dem Training auf und meine Gehstrecke wird immer schlechter. Nehme das Medikament auch regelmässig. Sollte ich ein zusätzliches Medikament nehmen außer Lioresal als Anti-Spastikmedikament?

Dr. Walter Pöllmann : Der Einsatz von Spastikmedikamenten hängt stark von Dosis (wieviel nehmen Sie?) und Einnahmezeitpunkten (wann?) ab. Wenn Ihr Therapeut das genauso wie Sie es erleben sieht, dann sollte man erst mal Lioresal reduzieren und schauen, wie sich das auswirkt.

Andrea: Thema Vitamin D. Für wie wichtig halten Sie einen angemessenen Vitamin D Spiegel bei MS-Patienten, bzw. wie hoch sollte er mindestens sein? Gibt es die Möglichkeit, sich das als MS-Patient verschreiben zu lassen, auch wenn man nicht unter dem normalen, meiner Meinung nach sehr niedrigen Richtwert liegt?

Dr. Walter Pöllmann : Vitamin D ist sicher ein wichtiger Aspekt. Sinnvoll ist eine Bestimmung des Blutspiegels von 25 -OH-Vitamin D3. Ein erniedrigter Vitamin D-Spiegel rechtfertigt eine Vitamin D-Verordnung. Da es verschiedene Normwerte je nach Labor gibt: Bei MS schein ein "Spiegel im oberen Normbereich" sinnvoll. Aber: auch ein massiv erhöhter Spiegel kann gefährlich sein, also nicht übertreiben und immer mit Ihren Ärzten absprechen !!


Allgemein - ralf: Dr Pöllmann Wenn ich mich auf meine Beine setze wird es etwas leichter, heisst das ich habe Restless Legs?


ralf: Ich nehme Abends Lioresal 50 und Morgens 10-20mg je nach Tagesverlauf.

Dr. Walter Pöllmann : Das ist schon eine recht ordentliche Dosis. Merken Sie denn nach der Morgendosis einen Gewinn hinsichtlich des Gehens und Ihrer Leistungsfähigkeit?

Moderator Patricia Fleischmann: @ralf: Bitte Frage ins obere Feld schreiben. Ist in der Plauderecke gelandet; hier kann Dr. Pöllmann nicht antworten, nur die andern Chatter.

ralf: Dr Pöllmann Wenn ich mich Abends auf meine Beine setze im Bett wird es etwas leichter, heisst das ich habe Restless Legs?

Dr. Walter Pöllmann : Das ist zu vieldeutig - das gibt es bei allen 3 angesprochenen Ursachen. Sonst einfach mal mit Ihrem Arzt über Gabapentin oder Lyrica sprechen und erst mal das ausprobieren. Viel Erfolg!

ralf: Spastik wird besser aber es tritt auch eine Muskelschwäche ein. Die Spastik hat aber noch immer viel Kraft und behindert meine Bewegungen. Mein FA sprach schon einmal von der Bacleofenpumpe als Möglichkeit.

Dr. Walter Pöllmann : Alle spastikbeeinflussenden Medikamente können auch die nicht betroffenen Muskeln etwas schwächer machen. Daher muss man an der Dosis und der Verteilung von Antispastika über den Tag viel "tüfteln". Eine Baclofenpumpe kann sinnvoll sein, wenn das Spastikproblem massiv die Beine und kaum die Arme betrifft.

Ulli: Gibt es etwas anderes als Sirdalud -macht mich total müde oder Mydocalm-vertrage ich auch nicht wirklich, dass man bei Bedarf nehmen kann?? Physio hilft mir ganz gut. Habe aber heftige Schwankungen im Verlauf der Spastiken. Mal 1-2 Tage nichts, dann um so heftiger. Oder die Beine fühlen sich an, wie Blei, Muskulatur ist fest-meist dann den ganzen Tag. Und dann noch Missempfindungen an beiden Füßen.

Dr. Walter Pöllmann : Das Problem ist meist die Dosis und die Einnahmezeit von Spastik-reduzierenden Medikamenten: Grundprinzip: Antispastika (Baclofen, Tizanidin, bei Versagen ggf. Thema Sativex mit Ihren Ärzten besprechen) für die Zeit, wo eine ANHALTENDE Spastik (z.B. morgens beim Aufwachen mit Schwierigkeit aus dem Bett zu kommen) oder abds/nachts. Gegen EINSCHIESSENDE Spastik und Missempfindungen hilft eher Gabapentin oder Pregablin (Lyrica). GGf. Medikamente je nach Problem gezielt über den Tag einnehmen! Viel Erfolg!

heidi: guten abend. ich hab den schleich.verlauf mit neuerdings aufgesetzten schüben.seit 07/13 geht es bergab.laufen sehr schlecht,schwindel geschwollene knöchel,kraftlosigkeit,schmerzen.psyche auch so ein thema.bin 52. nehme baclofen 10-10-25 und spritze copaxone.ich hatte 12/13 cortison pulstherapie.bin ich richtig versorgt.laut meiner ärzte nach ansprache der sorgen - wohl ja

Dr. Walter Pöllmann : Wenn jetzt wieder Schübe auftretren, dann ist natürlich eine Cortison- Therapie bei Verschlechterung sinnvoll. Wegen der vorbeugenden Therapie haben Sie sich ja sicher mit Ihrem Neurologen über die Möglichkeiten ausführlich unterhalten. Bei guter Verträglichkeit der Medikamente sollten Sie die weitere Entwicklung gemeinsam mit Ihrem Neurologen verfolgen. Viel Glück!

Hase: Guten Abend Dr. Pöllmann.Bin seit 32 Jahren an MS erkrankt und leide unter extremen Schmerzen.Der Ablauf ist jeden Tag derselbe.Nach dem Augenöffnen zunehmender Druck an der Stirn,Druck und Brennen in den Waden.Es spitzt sich zu gegen Mittag.Um 14,00Uhr wird es besser.Obwohl ich bei guten Neurologen war habe ich immer nur Cipralex bekommen.Erst der Hausarzt fing mit Lyrica,Gabapentin an.Inzwischen bin ich in der Schmerzambulanz und bekomme nach Tramal,Targin jetzt Durogesic 12 ug und Morphin 0,5%.Obwohl meine Beine noch einigermaßen funktioniern muß ich aufgrund der Schmerzen bis 14,00 Uhr Liegen und die Augen schließen.Was kann ich tun

Dr. Walter Pöllmann : Das hört sich nach einem wirklich großen Problem an. Am besten sprechen Sie mit Ihren behandelnden Ärzten, ob sie ggf. einen Aufenthalt in einer Schmerzklinik stationär für sinnvoll erachten.

teresa: Guten Abend Herr Dr. Pöllmann, guten Abend an alle, ich habe neben den steifen Beinen und manchmal auch Händen, Armen viel mit fatigue zu leiden. Ich nehme abends tolperison 150, haben Sie noch eine andere Idee, aber bitte nichts, das mich noch müder macht, mein Schlafbedürfnis ist riesig. Für den Moment bzw. den Tag hilft mir am meisten die ergotherapie und wenn ich mich anpassen kann, wenig langsam tun mit vielen Pausen. Was kann mir an Medikamenten noch helfen?

Dr. Walter Pöllmann : Tolperison ist ja nicht mehr so klar empfohlen bei Spastik wie früher. Nützt es Ihnen denn für die Nacht? Andereseits érklärt eine abendliche Einnahme nicht die Erschöpfung am nächsten Tag (da ist das Mediakment längst nicht mehr wirksam!) - also evtl. Dosis reduzieren bzw. absetzen und schazen , ob es Ihnen besser geht. Alternativen bei abendlicher einschießender Spastik ist z. B. Gabapentin (große Dosierungsbreite von 100 - 3600 mg, wenig Nebenwirkungen ). Besprechen Sie das am besten mit Ihrem Arzt!

anni: Sehr geehrter Herr Dr. Pöllmann, ich leide teilweise an einem Brennen in den Beinen. Sollten Medikamente gegeben werden, wenn es sich aushalten lässt. Abwägung von Nutzen und Risiko?

Dr. Walter Pöllmann : Brennschmerzen sind immer ein Problem, das man frühzeitig angehen sollte, damit sich nicht ein chronischer Schmerz entwickelt. Man kann physikalische Maßnahmen ergreifen (Elektrotherapie, evtl. Zellenbäder) und alles nutzen, wo man einen positiven Effekt merkt. Medikamentös gibt es zahlreiche Möglichkeiten, die KEINE abhängigmachenden "Akutschmerzmittel" sind. Z.B. Duloxetin (Ariclaim), Gabapentin, Pregabalin (Lyrica) u.a. Je früher man gegensteuert, umso besser. Das sind allerdings Langzeittherapien, also nicht bei Erfolg alles absetzen, dann kommen die Probleme sonst rasch wieder. Gemeinsam mit Ihren Ärzten das für Sie Beste besprechen!

Dorit: Bin 32 Jahre an MS erkrankt.Seit ungefähr fünf Jahren habe ich, sobald ich nach dem Schlafen die Augen öffne, zunehmenden Druck und Schmerz an der Stirn sowie Druck und Brennen in den Waden. So gegen 14-15,00 Uhr bekomme ich Erleichterung.Inzwischen bin ich in der Schmerzambulanz und klebe Durogesic und nehme Morphin-Tropfen ein.Ist es differentialdiagnostisch möglich,daß es sich vielleicht noch um eine andere Erkrankung handelt.Was ich erlebe hat mit Lebensqualität nichts mehr zu tun. Im voraus herzlichen Dank für Ihre Antwort

Dr. Walter Pöllmann : Was meint denn Ihr Neurologe? Sind die Schmerzen unter der Therapie denn gelindert? Am besten sollten sich Ihr Neurologe und die Schmerztherapie miteinander absprechen.

Eva: Hallo Herr Pöllmann, ich habe ständig Schmerzen in den Oberschenkeln, die sind auch in Teilen hart, aber nicht bei passiver Bewegung. Alle Neurologen reden von neuropathischen Schmerzen, aber das passt nicht. 3-4 Stunden wirkt Metamizol super, wie kann ich das klar machen?

Dr. Walter Pöllmann : Ohne eine klinische Untersuchung ist das aus der Ferne vieldeutig, so kann auch mal ein neuropathischer Schmerz darstellen - was hat man denn bisher versucht? ich meine damit nicht die Schmerzmitteleinnahme, die natürlich keine Lösung sein kann!

Lana: Guten Abend Dr. Pöllmann, es reden immer alle von Spastik - aber was ist das eigentlich? Ist das schon Spastik wenn ich steife Beine habe und das fehlende Gefühl meiner Beine mich unsicher gehen lässt?

Dr. Walter Pöllmann : Die Spastik stellt der Neurologe und ggf. der Physiotherapeut bei der klinischen Untersuchung fest. Ein "Steifigkeitsgefühl" ist vieldeutig. Eine "Gefühlsstörung" ist ein ganz anderes Problem, kann bei der MS natürlich kombiniert sein. Hinsichtlich Therapie wird man immer versuchen, mit Ihnen zusammen das Problem therapeutisch anzugehen, das Sie am meisten belastet!

ralf: Bedanke mich bei Ihnen Dr. Walter Pöllmann für die schnelle Antworten und Patricia Fleischmann und allen hier im Chat wünsche ich noch einen schönen Abend!

Dr. Walter Pöllmann : Ebenfalls einen schönen Abend.

Eva: Es gab nur Mittel gegen neuropathische Schmerzen, Lyrica, Amitriptilin und Duloxetin. Wie bekommt man einen Neruolgen, der sich auch mal traut das Problem anzufassen? Physio und Belastung machen es schlimmer

Dr. Walter Pöllmann : Wenn die genannten Medikamente in ausreichender Dosis und ausreichend lange ohne Erfolg eingenommen wurden, dann gibt es natürlich Zweifel an der Diagnose neuropathischer Schmerz. Was stellen denn Ihre Krankengymnasten bei der Untersuchung fest? Wenn der Schmerz nur in den Oberschenkeln ohne Ausstrahlung sitzt, muss man ggf. eine weitere Diagnostik (Muskelproblem?) in Betracht ziehen.

Moderator Patricia Fleischmann: Schönen Abend noch, Ralf !

Lana: Wie kann eine solche klinische Untersuchung aussehen? Meine Beine fühlen sich manchmal an als ob sie eingemauert wären.

Dr. Walter Pöllmann : Besprechen Sie das Problem mit Ihrem Neurologen und Ihrem Physiotherapeuten - das kann weiterhelfen! Viel Erfolg!

anni: Mir geht es bei den Risiken nicht nur um Abhängigkeit, sondern auch um die Gefahr von Organschädigungen; ich spritze Avonex und das reicht mir eigentlich

Dr. Walter Pöllmann : Ich verstehe Ihre Sorge, die ist aber unbegründet. Diese Medikamente vernünftig angewandt führen nicht zu den von Ihnen befürchteten Problemen - versuchen Sie es, Schmerz nur auszuhalten macht keinen Sinn!!

Randy: Guten Abend. Ich habe seit einigen Wochen Rückenschmerzen, die sind so stark, dass ich irgendwann nicht weiß wie ich liegen soll. Mein Neurologe hat mir Ibu 400 verordnet. Doch deren Wirkung lässt irgendwann nach, hält bzw. nicht bis ich aufstehen muss. Könnten es nicht neuro- Schmerzen sein, die man evtl. anders behandeln kann?

Dr. Walter Pöllmann : Kreuzschmerzen müssen natürlich weiter abgeklärt werden, wenn sie länger anhalten trotz symptomatrischer Theapie. Das kann, muss aber nicht mit der MS zusammenhängen. Sprechen Sie mit Ihrem Neurolgen über Ihre Bedenken, dann wird er sicher mit Ihnen ggf. das weitere sinnvolle Vorgehen besprechen. Physiotherapie kann da oft auch gut helfen!

Lana: Danke für Ihre Antwort - werde mich nochmals mit meiner Neurologin und meinem Physiotherapeuten darüber unterhalten. Übrigens ich spritze seit Dez. 2001 Rebif und bin immer noch voll (40 h/Woche) berufstätig, will das jetzt aber reduzieren, da ich merke dass ich an meinen Grenzen (Physisch und psychisch angelangt bin) Fühle mich bei meiner Neurologin gut aufgehoben. Habe mich jetzt zum ersten Mal an einem Chat mich beteiligt. Wünsche allen hier noch einen schönen Abend.

Dr. Walter Pöllmann : Auch Ihnen einen schönen Abend!

Eva: Die KG kann harte Stränge ertasten und mir tut es höllisch weh, riecht für mich nach partieller Spastik. Dantrolen hat eine Wirkung, aber macht mich insgesamt zu weich.

Dr. Walter Pöllmann : Auch in der niedrigsten Dosis? Sonst ggf. niedrigdosiert Baclofen 2,5 mg (= 1/2 zu 5mg) versuchen zum Zeitpunkt der besonders starken Spastik - ggf,. auch vor der Physiotherapie, damit auch Ihre Therapeutin den Effekt oder Nebenwirkungen mit Ihnen gemeinsam beurteilen kann. Viel Erfolg!

Randy: Danke für die Antwort. Meine nächste Frage ist anderer Natur. Kann Mytox Schmerzen verursachen und wann kann man denn eine evtl. Besserung bemerken? (Habe schon Drei hinter mir)

Dr. Walter Pöllmann : Die Mitoxantrontherapie selbst verursacht in der Regel keine Schmerzen oder verstärkt vorhandene. Vielleicht ist es ein Zufall, dass Sie Schmerzen seither beobachten. Besprechen Sie das am besten mit Ihrem Neurologen, vor allem auch, was man am besten dagegen tun kann.

nisha: War gestern beim orthopäden, weil ich seit drei Wochen Schmerzen im Schultergelenk und Oberarm habe. Er hat geröngt und vermutet jetzt eine Axilarislähmung. Was kann ich gg. die Schmerzen tun?

Dr. Walter Pöllmann : Wenn Ihr Orthopäde so etwas vermutet, dann sollten Sie schnellstmöglich mit dem Befund zunIhrem Neurologen gehen , damit der weitere veranlasst - das wäre ein MS-unabhängige Nervenproblem!


Allgemein - Mohawk: Heho! Frohes neues Jahr Euch allen!


Moderator Patricia Fleischmann: Hej, Mohawk, bist Du gut reingekommen ?

anni: Vielen Dank, Herr Dr. Pöllmann

Dr. Walter Pöllmann : Gern geschehen.

Dirk: Hallo Herr Pöllmann, wird eigentlich auch an neuen Anti-Spastik-Medikamenten geforscht? Man liest darüber eigentlich überhaupt nix, wäre aber doch dringend nötig. Noch eine Frage: Hat Fampyra Auswirkungen auf eine Spastik, sprich reduziert sie sich durch die Einnahme? Viele Grüße

Dr. Walter Pöllmann : Sie sehen ja an der Entwicklung von SATIVEX, dass sehr wohl viel geforscht wird. Durch FAMPYRA wir ja die bei MS oft nicht so stabile Nervenleitung stabilisiert - im Einzelfall kan das auch eine Spastik positiv beeinflussen - hilft ja oft (aber leider nicht immer!) zur Gehverbesserung.

nisha: kann man eigentlich Lyrika mit einem anderen Medikament gegen Spastiken kombinieren?

Dr. Walter Pöllmann: Ja. Sinnvoll kann bei Spastik bei hoher Dauerspannung der Einsatz der "klassischen" Substanzen (Baclofen/Lioresal, Tizandin/Sirdalud) sein in Kombination mit einem Mittel geen einschießende Spastiken (Lyrica, Gabapentin). Sativex kann in beiden Fällen helfen - ggf. kann im Einzelfall sogar eine 3er-Kombination in Betracht gezogen werden.

Maidi: Hallo Herr Dr. Pöllmann, bisher nahm ich gegen meine Spastik geringe Mengen Tetrazepam. Dies sehr erfolgreich und ohne beeinträchtigenten Nebenwirkungen. Leider wurde das Medikamt jetzt nach jahrzehntelanger Verschreibung vom Markt genommen. Was empfehlen Sie als Alternative ? Die anderen Medis haben mich nur müde gemacht und die Wirkung war auch nicht so wahrnehmbar. Vielen Dank für die Beantwortung meiner Frage.

Dr. Walter Pöllmann : Ich nehme an, Sie haben Erfahrungen mit den klassischen Antispastika wie Baclofen (Lioresal) oder Tizanidin (Sirdalud) gemacht. Dabei kommt es aber im Hinblick auf Erfolg oder Misserfolg/Nebenwirkung oft auf die Einzeldosis und die Einnahmezeit an. Wann und wie oft haben Sie bisher Tetrazepam in welcher Dosis eingesetzt? Aus diesen Informationen lassen sich am ehesten Alternativempfehlungen geben.

Randy: Wünsche allen und Ihnen Herr Dr. Pöllmann noch einen schönen Abend und Danke für die Antworten.

Dr. Walter Pöllmann : Schönen Abend!

Dirk: Eine letzte Frage von mir: Haben Sie Erfahrung mit Vibrationstraining gegen Spastik in den Beinen? Überlege, ob ich mir so eine Vibrationsplatte für zuhause zulege. Man liest ja teilweise recht positive Berichte im Netz darüber.

Dr. Walter Pöllmann : In Einzelfällen kann das helfen - aber erst mal ausprobieren am besten zusammen mit einem erfahrenen Physiotherapeuten !


Allgemein - nisha: Vielen Dank. werde mal den Neuro fragen


Moderator Patricia Fleischmann: Liebe Chatter, das wars schon wieder mit unserm Chat für heute. Weiter geht es am 4.2., da wird Prof. Flachenecker zur oralen MS-Therapie antworten. Ganz herzlichen Dank an Dr. Pöllmann für seine Antworten heute und allen einen angenehmen, möglichst schmerzfreien Abend !

Moderator Patricia Fleischmann: Dr. Pöllmann antwortet noch auf die ausstehenden 7-8 Fragen. Die Plauderecke bleibt für alle, die noch angemeldet sind, offen. Ihr dürft Euch gern noch untereinander austauschen. Jetzt aber wirklich: einen schönen Abend miteinander !

Redaktion: AMSEL e.V., 22.01.2014