Schub und Schubtherapie

20.10.09 - Es gibt einfach mehr gute Untersuchungen zur intravenösen Schubtherapie als zur Tablettentherapie, so Dr. Walter Pöllmann im Expertenchat.

Moderator Patricia Fleischmann: Liebe Chatter, einen schönen Abend miteinander! Ab 19 Uhr antwortet Dr. Walter Pöllmann auf Ihre Fragen rund um das Thema Schub und Schubtherapie. Gern dürfen Sie die schon jetzt posten.

Moderator Patricia Fleischmann: Liebe Chatter, in wenigen Minuten geht es los. Ich bitte um ein paar Minuten Geduld. Dr. Pöllmann startet gleich mit Antworten.

Rosa: Guten Abend Dr. Pöllmann, ist es eigentlich auch möglich einen Schub mit Cortisontabletten statt Infusion zu behandeln? Wenn ja, was spricht dafür/dagegen? Vg Rosa

Dr. Walter Pöllmann: Es gibt einfach mehr gute Untersuchungen zur intravenösen Schubtherapie als zur Tablettentherapie. Aber die Hinweise, dass auch Tabletten "wirken" , ist schon ziemlich gut dokomentiert. Man muss schon einen ganzen "Haufen" Tabletten einnehmen, um z.B. eine hohe Dosis zu erreichen. Aber bevor ein schwerer Schub wegen schlechter Venen nicht behandelt wird, ist die Tablettentherapie schon eine vernünftige Alternative.

 
 
Dr. Walter Pöllmann
 
 
 

Oberarzt der Marianne-Strauß-Klinik, Berg

  • Seit 1988 in der Marianne-Strauß-Klinik tätig
  • Studium LMU München 1972–1979
  • Staatsexamen 1979
  • Promotion 1979, Thema: Neurologische Symptome bei Kohlennmonoxid-Vergiftung
  • Mitgliedschaften
    Deutsche Gesellschaft für Neurologie DGN Deutsche Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie DGKN
    Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft DMKG
    Deutsche Gesellschaft für Neurologische Rehabilitation International Headache Society IHS
  • wiederholt als Experte im AMSEL-Chat

Ursula: Sehr geehrter Experte, mein Problem ist immer einen Schub als solchen zu identifizieren ohne gleich panisch zu werden. Z.B. ist eine Woche lang die rechte obere Hälfte der Wange leicht taub, die Hände tun weh etc. - sind das schon Schübe? Danke für Ihre Antwort.

Dr. Walter Pöllmann: Sie schildern ein ganz häufiges Problem: einerseits will man rechtzeitig handeln, andererseits nicht überreagieren. Ein paar einfache Regeln machen das leichter: Treten unklare Symptome auf, erst mal an Möglichkeit eines Infektes denken: WICHTIG: bei MS reicht manchmal schon eine "kleine" Temperaturerhöhung aus (evtl. schon bei > 0.5 Grad!) zur individuellen "Normaltemperatur", um ein früheres MS-Symptom wieder zum Vorschein zu bringen. Also nicht nur auf spürbares Fieber warten, sondern Temperatur - ggf. wiederholt - messen. Falls jemand üblich bei 36 Grad liegt, kann schon eine Temperatu von 37.1 Grad auf einen Infekt hinweisen - dann zusammen mit Arzt Ursachen (Blaseninfekt? andere Zeichen?) suchen und ggf. Urin und Blut untersuchen lassen. Wenn kein Infekthinweis, bei einer anhaltenden Symptomatik > 24 (oder noch sicherer > 48 Std.) am besten gemeinsam mit Neurologen Entscheidung über Schubtherapie treffen. Ihre Schilderung würde schon die Schubkriterien erfüllen, also am besten zum Neurolgen gehen!

ulla: Guten Abend, ich habe die letzten 12 Monate zwei gr. Stoss-Therapien bekommen müssen. Es war das erste Mal Herde im BWS -Bereich mit sens. Querschnitt - und im Juni dann flackerte der Herd nochmal auf. Ich bekam jeweils zuerst 5x 1g - nach einer Weile dann nochmal 5x1g - die Besserung stellte sich aber erst viel später ein - so gaaaanz langsam. Nun schübel ich wieder - und weiss nicht so recht was ich machen soll. vorallem habe ich kaum noch Venen - auch der Versuch einen Port zu legen ging schief (alles trombosiert - durch eine andere Geschichte).

Dr. Walter Pöllmann: Notfalls kann man Cortison natürlich auch in Tablettenform einnehmen. Bei einer - wie Sie schildern - ja recht problematischen Symptomatik ist das durchaus sinnvoll unter entsprechenden Begleitschutz (Thromboseprophylaxe, ggf. Magenschutz). Alles Gute!


Allgemein - Miriam: keiner da



Allgemein - ulla: doch ich :-)


Rosa: Muss eigentlich bei jedem Schub ein MRT gemacht werden?

Dr. Walter Pöllmann: Nein - das macht keinen Sinn: Man weiß ja, dass man oft nicht einen "passenden" MS-Herd im MRT findet und auch bei sicheren MS-Symptomen nicht immer eine Kontrastmittelaufnahme besteht. Also pragmatisch Infekt ausschließen, am besten mit Neurologen sprechen: Bei sehr "ungewöhnlichen" Symptomen kann dann auch mal ein MRT sinnvoll sein, aber nicht, um den Schub zu "beweisen", sondern evtl. eine andere Ursache für die Symptome (Schlaganfall o.a.) auszuschließen.


Allgemein - Miriam: hi du



Allgemein - Miriam: wie mgehts dir?


Moderator Patricia Fleischmann: So, liebe Chatter, Dr. Walter Pöllmann ist eifrig am Antworten. Solange Sie warten, dürfen Sie sich aber auch gern untereinander austauschen. Einfach in "Allgemeiner Beitrag" schreiben und abschicken, wie Miriam und Ulla das bereits tun.

Celina: Guten Abend Herr Dr.Pöllmann, habe die Diagnose seit März und seit Mai immer wiederkehrende starke Druck-Schmerzen am linken Auge, die über Wochen anhält mal stärker mal leichter. Mein Neuro hat gemeint es wäre kein Schub und wurde auch nicht behaldelt. Ein anderer meinte es wäre ein Schub. Ich habe gehofft, dass die Schmerzen irgendwann wieder verschwinden, aber momentan sieht nicht so aus. Wie soll ich mich verhalten?

Dr. Walter Pöllmann: Ihr Problem ist gar nicht so selten und die Antwort auch nicht ganz einfach: Zunächst ist der Augenschmerz ja zu Beginn ein recht "typisches" Symptom für eine "Sehnerventzündung" (Retrobulbärneuritis) und es kommt meist nach erfolgreicher Cortison-Therapie zu einer Besserung des Sehens, der VEP und der Schmerzen. Sicher hat man ja die Sehschärfe beim Augenarzt (ggf. mit Gesichtsfeld, Augeninnendruck) und die VEP beim Neurologen zu Beginn der Beschwerden untersucht. Dann können Verlaufskontrrollen helfen zu klären, was wirklich los ist. Wir sehen immer wieder Pat., die nach einer gut überstandenen Sehnerventzündung immer wieder schmerzhafte Beschwerden am Auge berichten. Wenn man durch die genannten Untersuchungen keinen Hinweis für eine erneute Entzündung hat, kann man auch an eine "Schmerztherapie" denken (wir sahen schon positive Effekte z.B. mit Gabapentin). Alles Gute!

ulla: Sollte eigentlich bei JEDEM Schub Kortison gegeben werden?? - ich mach es im Prinzip nur wenn es ein "heftiger" schub ist - eben weil ich so schlechte Venen habe - ausserdem kann man ja in der Firma nicht so häufig fehlen- und mit Corti pack ich das meist nur so 3 Tage - dann bin ich völlig übermüdet - weil ich mit Corti kaum schlafe

Dr. Walter Pöllmann: Bei häufigen Schüben haben Sie hoffentlich eien vorbeugende Therapie?! Die Abwägung, wannn man auf Cortison verzichtet, sollten Sie am besten gemeinsam mit Ihrem Neurologen klären. Wegen der Schlafstörungen unter Cortison gibt es ja sinnvoller Weise die Möglichkeit, für ein paar Tage auch mal ein Schlafmittel zu nehmen - das ist sinnvoller als die ganze Nacht wach zu liegen. Alles Gute!

Moderator Patricia Fleischmann: Sie wollen die anderen Chatter gern etwas fragen? Einfach in "Allgemeiner Beitrag" schreiben und abschicken.

Sunshine: Guten Abend allerseits, guten Abend Herr Dr. Pöllmann, ich würde gerne wissen, ob sich Schübe unter Cortison besser zurückbilden bzw. anders gefragt: Muss Cortison immer sein? Dann würde ich gerne wissen, wie ich diverse Symptome einzuschätzen habe: Ich hatte vor kurzem für ca. 1 Woche ein Stromgefühl im li. Fuß - war das ein Schub? Des Weiteren leide ich kurz nach Beginn der MS an Muskelzuckungen am Körper, d.h. mal zuckt ganz kurz der Fuß, dann der li. Daumen, die rechte Schulter, der li. Oberschenkel usw. Woher kommen diese Zuckungen, wie entstehen sie, wie kann man das behandeln? Auch würde ich gerne wissen, was Sie von Weihrauch-Kapseln (Gufic H 15) halten (Einnahme nur während eines Schubes)? Vielen Dank im Voraus für Ihre Antworten! MfG Sunshine

Dr. Walter Pöllmann: Man kann davon ausgehen, dass unter Cortison Symptome von MS-Schüben sich schneller zurückbilden als ohne. Bis heute ist nicht ganz klar, ob das langfristige "Endergebnis" unter Cortison auch wirklich deutlich besser ist als ein Verzicht auf Cortison. Das Problem stellt sich bei "leichten" Symptomen (z.B. ein spürbares, aber nicht störendes Kribbeln om Unterschenkel - da ist "Zuwarten" sicher begrenzt vertretbar) natürlich ganz anders dar als z.B. bei einem Sehverlust durch eine Sehnerventzündung auf einem Auge (wer wird da nicht alle Möglichkeiten auf raschere Besserung nutzen wollen?!). Aus Ihrer Schilderung der "Zuckungen" kann ich mir noch kein genaues Bild machen: Ist das ein Muskelwogen? Kommt es zu einer Bewegung des Beines nach oben oder unten? Tritt das wiederholt hintereinander auf und können Sie es beeinflussen? Am besten lässt sich das bei einer neurologischen Untersuchung beurteilen, auch ob es sich wirklich um eien MS-Symptom handelt. Zu den Weihrauch-Kapseln sind mir keineUntersuchungen zur Anwendung als Schubtherapie bekannt.


Allgemein - ulla: habe gerade etwas gefragt aber es erscheint nicht


martin heidegger: bei mir ist gestern ein leichter schub vermutet worden: missempfindungen im oberschenkel direkt über dem knie. da die abkärung im mrt zu lange dauern würde. haben mein arzt und ich für eine cortison-therapie entschieden. diese besteht aus einer infusion mit 1000mg gestern und zwei dosen 500mg prednison-tabletten heute und morgen. den arzt musste ich aufgrund einer urlaubsvertretung aufsuchen. die therapie erscheint mir jetzt aber etwas unorthodox, so was habe ich noch nie gehört. was ist ihre meinung zu diesem thema? vielen dank

Dr. Walter Pöllmann: Sie schildern Missempfindungen am Oberschenkel - ist das Ihr einziges aktuelles Symptom, wie lange besteht es und wie stark belastet es Sie? Prinzipiell kann ein solches Symptom ja auch unabhängig von der MS sein, daher ist eine Abklärung beim Neurologen immer günstig. Hinsichtlich der Cortisontherapie bei Schub gibt es ja inzwischen viele Variationen (5x 500 mg, 3 - 5 x 1000 mg Methylprednisolon). Die Dosis und Dauer kann individuell durch Vorerfahrungen, die Dramatik der Symptome und eine ggf. rasche Besserung angepasst werden. Prinzipiell sind Cortison-Tabletten eine Alternative zur Infusion (z.B. bei schlechten Venen) - die Mehrzahl der Studien hat allerdings die intravenöse Threrapie untersucht, daher ist das am häufigsten angewandt. Wie hat sich Ihr Beschwerdebild denn unter der angewandten Therapie entwickelt?


Allgemein - martin heidegger: wie hoch ist eigentlic unter avonex die durchschnittliche schubfrequenz pro jahr?


Moderator Patricia Fleischmann: @ulla: Ihre Frage steht noch unter den "offenen n Fragen", da es noch keine Antwort darauf gibt. Hier kommt nix weg ;-)

Moderator Patricia Fleischmann: aha, da ist sie ja auch schon und mit Antwort...

ulla: Apropos SNE - kann man eine SNE auch ohne Schmerzen haben ? Sprich nur schlecht sehen - bzw. Gesichtsfeldausfall ?

Dr. Walter Pöllmann: Ja, das ist sogar häufiger als eine Sehnerventzündung mit deutlichem Schmerz. Aber immer daran denken, auch beim Augenarzt evtl. andere Ursachen für eine Sehverschlechterung ausschließen lassen und natürlich die Behandlung mit dem Neurologen abstimmen.

Celina: Vielen herzlichen Dank für Ihre Antwort.

Dr. Walter Pöllmann: Gern geschehen!

sassa: Ich bin immer sehr unsicher, ob Uthoff oder SChub vorliegt. Ich habe so alle 2 Wochen immer für 1,2 Tage Nebelsehen. Ich habe die Diagnose seit 10/2004 und hatte in dem Jahr einen Schub mit Nystagmus. WEnn es warm ist, ich sehr gestresst bin oder warm dusche, dauert es so 30 Minuten und beide Augen sind nebelig. Nach mehreren Stunden ist der Nebel auf dem linken Auge weg, auf dem rechten Auge bleibt er den ganzen Tag. Oft ist es am nächsten Tag weg, selten aber ist der Nebel etwas besser und es bleibt eine unschärfe auf dem rechten Auge. Das ganze ist am 3.Tag oft wieder weg. Was mich verunsichert ist, dass mein Neuro sagte, Uthoff würde unter Tysabri besser. Das habe ich nicht. Ich habe in Abständen von 2 Wochen immer wieder das Problem. Die Frage ist jetzt, was da los ist. Als Ursache kommen mehrere Faktoren in Frage: Sonnenschein, Duschen, Stress...

Dr. Walter Pöllmann: Beim Uhthoff handelt es sich ja um eine belastungs-bzw. wärmeabhängige Sehverschlechterung nach vorangegangener Sehverschlechterung. Anhand des Verlaufs der VEP und der augenärztlichen Daten ggf. einschließlich Gesichtsfeld kann man ja versuchen zu klären, ob es sich bei der "hartnäckigen" Problematik auf dem rechten Auge nicht doch mal um einen Schub handeln könnte. Abgesehen von Wärmevermeidung hilft zum Teil 4-Aminopyridin (leider in D nicht als Medikament im Handel, ggf. aber über Apotheken herstellbar). Natürlich hat man die Hoffnung, dass eine schubprophylaktische Therapie auch das Uhthoff-Phänomen positiv beeinflusst, nach meiner Erfahrung ist das leider nicht sehr häüfig. Viel Erfolg!

martin heidegger: es besteht seit 10 tagen, war mal besser mal schlechter. durch gehen hat es sich subjektiv verbessert, ich hatte am selbsen bein eine achillsesehnen ruptur vor 4 monaten und habe deshalb erst auf ein muskuläres problem getippt. die infusion und die erste tabletten dosis hat aber angeschlagen, so dass die symptomatik jetzt stark gebssert ist. meine venen gelten allgemein als sehr gut.

Dr. Walter Pöllmann: Das klingt doch gut. Viel Erfolg!


Allgemein - ulla: @ Patricia: ne ich hatte noch eine andere Frage- aber ich habe ja auch Zeit :-)


martin heidegger: nach als ergänzung. der neurologe hat im reflextest keine breiteren reflexzonen festgestellt. eigentlich war es nur ein raten. er meinte, da ich seit eineinhalb jahren kein cortison bekommen hätte, wären mögliche nebenwirkungen im vergleich zu einem potentiellen erschwischen eines schubes absolut zu vernachlässigen.

Dr. Walter Pöllmann: Es ist immer vernünftig, Nutzen und Risiko zusammen mit dem Neurologen abzuwägen. Wichtig ist ja, dass Sie mit guten Informationen Ihre Entscheidung treffen. Viel Glück!

Moderator Patricia Fleischmann: @ulla: Okay, ich sehe sie ganz unten; da sind auch noch 2 Fragen von ganz zu Anfang des Chats. ich bin sicher, Dr. Pöllmann kommt gleich noch dazu.


Allgemein - Sonnenblume: Guten Abend an alle hier


Moderator Patricia Fleischmann: Hallo Sonnenblume!


Allgemein - Sonnenblume: Ist der Chat neu aufgebaut? Es ist irgendwie anders


Moderator Patricia Fleischmann: Hm, eigentlich sieht der Chat ziemlich lang schon genau so aus wie heute. Vielleicht wars eine andere Seite? Oder unser Expertenforum?

Sonnenblume: Sehr geehrter Experte, ich habe auch Schuppenflechte und nach Korti bei Schub ist die Haut besser und nach 14 Tagen viel schlimmer als vorher - furchtbar

Dr. Walter Pöllmann: Das ist sicher schwierig mit den beiden Erkrankungen. Sie sind ja sicher in laufender hautärztlicher Behandlung - fragen Sie doch mal nach, ob der Spezialist eine Lösung weiß- vielleicht in Absprache mit dem Neurologen?! Viel Glück!


Allgemein - Sonnenblume: Fr. Fleischmann ich war lange nicht hier, hab es immer verpasst



Allgemein - ulla: bin grad "geflogen"


Tina: Guten Abend Herr Dr. Pöllmann, hatte vor ca. 3 Jahren eine grosse Rückenmarkentzündung, Halsab gelähmt... und hab immernoch das Kribbeln im ganzen Körper und Stromschläge bei Kopfbewegungen, die in Arme und Beine ausstrahlen. Ein Jahr war das Kribbeln & Stromschläge ganz weg und jetzt seit ca. 6 Monaten wieder... Kann man eine Rückenmarkentzündung nochmal bekommen. Mir wurde gesagt, dass meine Zwischenhirnanhangdrüse gross ist, was bedeutet das für mich? Bin 35 und meine Schwester hat MS. Vielen Dank für Ihre Antwort.

Dr. Walter Pöllmann: Leider kann sich ein Schub auch mit den gleichen Symptomen wiederholen. Bei sehr starken Beschwerden ist da auch an eine Cortison-Pulstherapie zu denken - bitte besprechen Sie das mit Ihrem Neurologen. Und man kann natürlich symptomatisch eine Menge gegen die belastenden Symptome tun!! Viel Glück!

Rosa: Ich habe seit ca. 2 Wochen ein Taubheitsgefühl im rechten Fuß, es betrifft aber nur den Fußballen. Es ist so als wenn es eine Art dumpfe Umhüllung um den Fuß gibt. Seit einem Tag hab ich das Gefühl das es zum Oberschenkel "gewandert" ist. Es beeinträchtigt mich aber nicht im Alltag, tut auch nicht weh. Sollte ich hier eine Cortisontherapie machen?

Dr. Walter Pöllmann: Wenn sich bei der neurologischen Untersuchung keine Hinweise auf eine evtl. andere Ursache zeigen, ist das schon sehr verdächtig für einen Schub. Angesichts der geschilderten Ausbreitung sollte man eine Cortisontherapie m.E. schon sehr ernsthaft in Betracht ziehen. Besprechen Sie das am besten mit Ihrem Arzt! Alles Gute!

Sonnenblume: Ich habe jetzt so für mich beschlossen, dass ich Korti nur in Notfall nehme. Zum Glück bin ich seit über 4 Jahren schubfrei. Vielleicht wäre später mal BG 12 Fumaderm eine Option für mich

Dr. Walter Pöllmann: Glückwunsch zu 4 Jahren ohne Schübe! Es ist ja vernünftig, mit Cortison "vorsichtig" zu sein - aber wenn doch mal was "passieren" sollte - am besten rasche Rücksprache mit dem Neurologen! Wegen einer vorbeugenden Therapie sind ja sicher gut informiert. Die nächsten Jahre werden ja auch Behandlungsmöglichkeiten in Tablettenform bringen - aber es ist noch nicht ganz so weit. Hoffen wir auf weitere Erfolge bei den laufenden Studien!

Sunshine: Hallo Herr Dr. Pöllmann, erstmal vielen Dank für Ihre Antwort. Es handelt sich um regelrechte Zuckungen, die ich nicht beeinflussen kann. Sie treten v.a. dann auf, wenn ich zur Ruhe komme, also mich nicht/kaum bewege, etwa beim Fernsehen, beim Einschlafen, im Bürö... Ich habe es eigentlich jeden Tag und erst seit der MS! Es tritt nicht wiederholt an einer Stelle auf, sondern eben an diversen STellen am ganzen Körper! Es kommt so plötzlich und dauert nur wenige Sekunden, dass ich es nicht beeinflussen kann, dann ist es schon wieder weg. Das Bein oder der Daumen bewegt sich nach oben, das ist richtig, Was bedeutet denn das Stromgefühl im Fuß? Ist das als Schub zu sehen?

Dr. Walter Pöllmann: Bezüglich der Zuckungen haben Sie ja sicher zusammen mit Ihren behandelnden Ärzten eine diagnostische Klärung und Behandlung versucht. Waren Medikamente hilfreich? Wenn das Stromgefühl neues Symptom ist und sich neurologisch keine andere Erklärung als die MS findet, ist derartiges als Schub durchaus möglich - dann kann man auch an Cortison denken! alles Gute!

Moderator Patricia Fleischmann: @ Sonnenblume. Na dann willkommen in diesem Club!

Moderator Patricia Fleischmann: @ulla: "Geflogen" ? Rausgeflogen, reingeflogen oder eher Überflieger?


Allgemein - ulla: rausgeflogen - und wieder reingeschlichen ;-)


Moderator Patricia Fleischmann: Ach so, alles klar. Hoffe, Sie sind gut gelandet.


Allgemein - Sonnenblume: Frau Fleischmann welchen Club? Schuppenflechte


Moderator Patricia Fleischmann: Sehe Ihren Beitrag erst jetzt, Sonnenblume. Den Chatclub hier meinte ich, nichts weiter.

Tina: Wann ist denn mit den Tabletten zu rechnen, und sind die NWs wirklich schlimmer als bei den Spritzen?

Dr. Walter Pöllmann: Zu Recht sind auch die Hersteller heute eher vorsichtig in Aussagen, wann ein Schubprophylaktisches Präparat wirklich auf den Markt kommt, da die Zulassungsbehörden natürlich sehr genau "hinschauen" müssen. Ob sich da in 2010 schon etwas tut (angeblich soll Cladribine die Nase vorn haben), weiß ich natürlich auch nicht.

Flikka: Sehr geehrter Herr Dr. Pöllmann, meine Frau hat seit dem letzten Wochenende einen Schub. Brennende Schmerzen im rechten Bein, nimmt Gabapenthin dagegen. Sollte sie jetzt Cortison nehmen?

Dr. Walter Pöllmann: Wenn die Brennschmerzemn akut neu aufgetreten sind und man neurologisch keine andere Ursache findet, ist angesichts der wohl starken Belastung eine Cortison-Therapie schon in Betracht zu ziehen. Klug ist, dass man wegen der Schmerzen schon früh etwas symptomatisch unternommen hat - hoffentlich lindert Gabapentin die Beschwerden. Alles Gute!

Moderator Patricia Fleischmann: @ Flikka: Ihr Beitrag kam an und wartet unter "offenen Fragen" auf seine Beantwortung.

oeliger: Sehr geehrter HErr Dr. Pöllmann, ich leide vermutlich seit über 10 Jahren an MS. Zum Glück habe ich bis heute nur 3 Schübe gehabt. ich spritze seit zwei Jahren COp und komme sehr gut damit zurecht. Außer leichte Doppelbilder habe ich keine Einschränkungen im Leben. Kann man daraus schon auf einen weiteren Verlauf schließen? Danke für Ihre Antwort

Dr. Walter Pöllmann: Was Sie schildern klingt ja sehr positiv - und vor allem: Sie haben sich zu einer Schubvorbeugung entschlossen und haben damit alles getan, um auch Ihre MS so friedlich wie möglich zu halten. Eine vernünftige individuelle Zukunftsaussage zur langfristigen MS-Entwicklung ist aber nicht möglich. Bleiben Sie weiter dran - viel Glück!


Allgemein - Flikka: Entschuldigen Sie die MEhrfachsendung, wir hatten leider ein kleines Problem mit dem Chat.


Tina: Ich hab keine Diagnose MS mit meiner Rückenmarkentzündung, kann die Entzündung sich trotzdem wiederholen? Danke für Ihre Antwort.

Dr. Walter Pöllmann: Dann muss man versuchen, zu einer diagnostischen Klärung zu kommen. Es ist ja sicher eine umfangreiche Liquor-und Laboruntersuchung erfolgt einschließlich erregerbedingten Entzündungen. Nur von einem solchen Ergebnis aus, das ggf. bei Unklarheiten nochmal wiederholt werden muss und einer Kernspinuntersuchung wird man da eine vernünftige Antwort geben können. Besprechen Sie alles weitere mit Ihrem Neurologen! Alles Gute!

stini: Meine Tochter hat seit 5 Jahren MS. Ist das Auftreten von Fatique auf einen Schub zurückzuführen, da dieses Symtom bis jetzt nicht vorhanden war. Oder ist Fatique nur eine Begleiterscheinung? Kann sich dieses Symatom wieder bessern oder eher verschlimmern? Geht es mit eier Cortisontherapie zu bessernß

Dr. Walter Pöllmann: Wenn die Fatigue akut neu aufgetreten ist, kann man Sie nach heutigem Verständnis durchaus als möglichen Schub auffassen. Die Entscheidung zur Cortison-Behandlung sollte man gemeinsam mit dem Neurologen treffen. Eine Verschlimmerung der Fatigue durch Cortison ist sicher nicht zu erwarten, aber eine Besserung natürlich auch nicht zu garantieren. Viel Glück!


Allgemein - Sonnenblume: Ich muss mich leider verabschieden. Alles Gute und einen schönen Abend


Sonnenblume: Sehr geehrter Experte, vielen Dank für Ihre Zeit und auch Ihnen alles Gute.

Dr. Walter Pöllmann: Freut mich, wenn meine Antworten Sie zufrieden stellen. Alles Gute!

Flikka: Ich hatte 1995 einen Zeckenbiss mit Erythema Migrans und 4 Jahre später den ersten Schub. Werde auf MS behandelt, es wurde aber bei der LP versäumt auf Borrelien zu testen. Nun steht auf Grund der neuen Beschwerden eine neue LP an. Können wir mit Cortison schon vor der LP behandeln, oder verfälscht es das Ergebnis, so dass wir eventuell auch weiterhin eine Borreliose nicht ausschliessen können?

Dr. Walter Pöllmann: Die Klärung einer Neuroborreliose durch parallele Blut-und Liquordiagnostik ist jetzt absolut sinnvoll. Je schneller das erfolgt, um so eher ergibt sich Klarheit! Prinzipiell ist aber durch Cortison keine Verfälschung dieser Diagnostik zu erwarten.

Moderator Patricia Fleischmann: @ Flikka: Kein Problem, Hauptsache, die Frage kam an :-) Ich hoffe, der Chat funktioniert nun reibungslos? Sonst müssten wir da eventuell etwas verbessern.

Moderator Patricia Fleischmann: Liebe Chatter, das wars schon wieder, anderthalb Stunden sind doch schnell vorbei. Falls Sie heute Abend keine Antwort mehr erhalten sollten, schauen Sie doch bitte Anfang kommender Woche mal ins Chatprotokoll.


Allgemein - Flikka2: Vielen Dank!


Moderator Patricia Fleischmann: In jedem Fall aber gilt mein Dank Ihnen für Ihre Beiträge und vor allem natürlich Dr. Walter Pöllmann für seine Zeit heute Abend! Ich wünsche allen miteinander noch eine angenehme Zeit.

Garry: was kann ich bei secundär progredienter ms machen, gibt es medizin oder muss ich im Rolli auf das sterben warten

Dr. Walter Pöllmann: Der Begriff "sekundär chronische MS" führt oft zum Missverrständnis, dass man da eine kontinuierliche Verschlechterung sozusagen von Tag zu Tag befürchten muss oder kaum etwas medizinisch "tun" könne. Das ist so nicht richtig! Zunächst können auch bei dieser Verlaufsform stabile Phasen vorkommen (auch OHNE eine Progredienz!) und die symptomatische Therapie ist natürlich besonders wichtig mit Physiotherapie, Ergotherapie und allem, wo sonst noch Probleme bestehen. Cortison-Pulstherapoien können durchaus sinnvoll sein in Phasen einer rascheren Verschlechterung. Bei dramatischen Entwicklungen der MS ist Mitoxantron eine etablierte Therapie, die vielen Menschen schon geholfen hat. Bitte informieren Sie sich unbedingt bei einem mit MS erfahrenen Neurologen und die DMSG wird Ihnen sicher auch mit Informationen behilflich sein. Es gibt Möglichkeiten - nutzen Sie sie! Alles Gute!

Redaktion: AMSEL e.V., 20.10.2009