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Rehabilitation bei Multipler Sklerose

Wichtig ist, möglichst viele der segensreichen Reha-Effekte in den Alltag hinüberzuretten, so Dr. Gerald Lehrieder im Expertenchat der AMSEL.

Moderator Patricia Fleischmann: Liebe Chatter, heute Abend geht es um Rehabilitation bei Multipler Sklerose. Ab 19 Uhr antwortet Dr. Gerald Lehrieder. - Sie dürfen gern schon posten.

Carlo: Sehr geehrter Herr Lehrieder, ich habe in den letzten beiden Jahren jeweils eine Rehabilitation über die DRV erhalten. Leider konnten diese die Erwerbsfähigkeit nicht erhalten. Mittlerweile beziehe ich eine Erwerbsminderungsrente und frage ich mich, wie es zukünftig mit stationären Rehabilitationen weitergeht. Kann ich eine Reha nur alle 4 Jahre oder als Anschlussheilbehandlung nach einem Schub erhalten? Kann eine Reha auch als Vorsorgemaßnahme in kürzeren Abständen gewährt werden? Ich habe gelesen, dass der Effekt einer Reha nur 6-9 Monate anhält. Könne Sie das bestätigen? Wie sind Ihre Erfahrungen und haben Sie Ratschläge für mich, was ich zukünftig beachten sollte? Eine stationäre Reha bietet mir die Möglichkeit Therapien in Anspruch zu nehmen, die ich sonst nicht erhalten kann, weil ich sehr ländlich wohne.

Dr. Gerald Lehrieder: Wahrscheinlich haben Sie erst mal eine befristete Erwerbsminderungsrente erhalten. Bei weiteren Rehabilitationen ist dann durchaus noch die Rentenversicherung als Kostenträger zuständig. Ansonsten die Krankenversicherung. In der Tat ist es so, dass Studien besagen, dass der Effekt einer stationären Reha im Mittel ca 9 Monate anhält. Unsere Erfahrungen sind da unterschiedlich: Wichtig ist, schon während der Reha mit den Therapeuten und den Ärzten drüber nachzudenken, möglichst viel der segensreichen Reha-Effekte in den Alltag hinüberzuretten. Die richtige Nachsorge ist genauso wichtig wie die Reha an sich.

Dr. med. Gerald Lehrieder

Chefarzt der Dr. Becker Kiliani-Klinik

  • Facharzt für Neurologie
  • Zusatzbezeichnungen für Sozialmedizin und Verkehrsmedizin
  • Fachkundenachweis im Strahlenschutz und der Transfusionsmedizin
  • Spezialist auch auf dem Gebiet der Multiplen Sklerose

Moderator Patricia Fleischmann: Liebe Chatter, bitte scheuen Sie sich nicht, ALLES zur Reha zu erfragen. Dr. Lehrieder ist hierin Spezialist, inhaltlich wie rechtlich wie organisatorisch - eine ganz hübsche Palette, finde ich.

Claudia: Hallo Herr Lehrieder, ich habe Patienten kennengelernt, die laut eigener Aussage jedes Jahr zur Reha fahren. Ist so etwas möglich? Ich beziehe eine befristete Rente wegen Erwerbsminderung. In welchen Abständen ist eine Reha in der Regel möglich und wer ist in meinem Fall zuständig? Kann mein behandelnder Arzt mich in eine Reha-Klinik einweisen? Lieben Dank! Claudia

Dr. Gerald Lehrieder: In eine Reha Klinik kann Ihr Arzt sie in der Regel nicht direkt einweisen. Sie brauchen vom zuständigen Kostenträger (meist Rentenversicherung oder Krankenversicherung) die Kostenübernahmeerklärung. Das kann aber ganz schnell gehen. Bei der Rentenversicherung beantragen Sie, Ihr Arzt füllt die medizinischen Befunde auf einem Begleitbogen aus. Ist die Krankenversicherung der Kostenträger beantragt in der Regel der Arzt für Sie eine Reha. Wenn Sie sich nicht sicher sind, wer Ihr Kostenträger ist, wenden Sie sich einfach über eine gemeinsame Servicestelle an eine der beiden Träger, dann müssen die beiden sich einigen ohne, dass Sie involviert werden. Wenn der ERstadressat Ihres Antrags es versäumt, den Antrag weiterzugeben, weil er sich nicht zuständig fühlt, muss er dann nämlich trotzdem zahlen. Diese Regelungen zwingen die Träger zur Zusammenarbeit bei der Antragsbearbeitung-das ist in Ihrem Sinn. Wie oft eine Reha ? Da gibt es keine echte Faustregel. Überall schwirren die 4 Jahre rum. Ich halte dagegen: Immer dann wenn Reha-Bedarf nachweisbar vorhanden ist, der mit einer guten Wahrscheinlichkeit durch eine solche Maßnahme auch gelindert werden kann, also eine positive Reha-Prognose vorliegt. Das kann in Einzelfällen auch jährlich sein.

anni: Sehr geehrter Herr Dr. Lehrieder, erfährt der Arbeitgeber eigentlich den Grund für eine Reha?

Dr. Gerald Lehrieder: Gute Frage: Nein, er erfährt zunächst mal von dem Kostenträger, von der Klinik etc. nicht, wenn nicht von Ihnen. Schwierig wird's natürlich wenn es nach einer Reha um Maßnahmen wie stufenweise Wiedereingliederung, innerbetriebliche Umsetzung oder betriebliches Eingliederungsmanagement geht. Da müssen natürlich Bedürfnisse des Rehabilitanden auf den Tisch, sonst wird es schwierig.

Filomena: Ich würde nach 4 Jahren gerne mal wieder in REHA. Habe hauptsächlich kognitive Störungen und bin bereits nicht mehr arbeitsfähig. Welche REHA-Kliniken sind denn für kognitive Störungen geeignet?

Dr. Gerald Lehrieder: Ich verweise Sie jetzt einfach ganz frech an die Frage an anderer Stelle. Auch wenn Sie sich dadurch fühlen, wie bei einem Reha-Antrag: Von hierhin nach dahin geschickt. Sorry.

Cinda: Guten Abend....ich habe dauerhaft Rente bewilligt bekommen, da ich die schleichende Form der MS habe. Welche Möglichkeiten habe ich eine Reha zu bekommen...und wie oft? Ich weiss das die KK da sehr "sparsam" mit der Bewilligung ist...

Dr. Gerald Lehrieder: Sparsam, würde ich jetzt mal nicht sagen. Die Kassen prüfen halt auch, wofür sie das Geld ausgeben. Und bei der Reha prüfen Sie, ob die Reha wirklich geeignet ist das Gesundheitsproblem oder (in der Reha-Sprache) das Teilhabeproblem des Versicherten zu lösen. Diese Prüfung ist legitim. Allerdings kommen die Kassen manchmal nicht zu den gewünschten ERgebnissen. Verlangen Sie einen rechtsmittelfähigen Bescheid und legen Sie, wenn Sie anderer Meinung sind, Widerspruch ein. Das ist Ihr Recht. Oft werden Sie dann nochmal von einem Gutachter, der Neurologe sein sollte, untersucht.

Kristina: Herr Lehrieder, Ich habe eine fortgeschritten MS und war in den letzten drei Jahren zwei Mal zur Reha. Gebracht hat es mir überhaupt nichts. Meine Spastik reagiert auf etwas zu viel Bewegung mit massiven Schmerzen. Warum akteutieren die Ärzte meine Ablehnung nach dem Erfahrungen nichts? Was ist so toll an einer Reha, in der man jeden Abend heulend im Bett liegt?

Dr. Gerald Lehrieder: Ihre schlechten Erfahrungen kann ich nur bedauern. Natürlich sollen Patienten ihre Vorerfahrungen einbringen und die sollen berücksichtigt werden. Aber auch Ärzte haben Erfahrungen mit Therapien, die sie Ihnen vorschlagen und die oft in der Tat erst ausprobiert werden müssen, ehe man sie in ihrem Wert für den Einzelnen bewerten kann. Vorurteilsbedingte Ablehnung hilft im Miteinander Reha genauso wenig wie ärztliche Rechthaberei. Denken Sie daran, dass Ärzte, Therapeuten, Pflegemitarbeiter und vor allem SIE im Reha-Team in einem Boot sitzen. Und nur wenn Sie zusammenarbeiten und ein gemeinsames Rehaziel vor Augen haben, wird die Reha gelingen. Wenn Sie sich da nicht einigen können, ist es manchmal besser, die Reha auch abzubrechen, so schmerzhaft das dann für alle Beteiligten ist.

Carina: Guten Abend, Dr. Lehrieder! Ich beziehe volle Erwerbsminderungsrente, die mittlerweile unbefristet ist. Ich bin jetzt chronisch progredient. Zuständig ist doch dann die KK für eine Reha. Habe ich nur die Möglichkeit, alle 4 Jahre eine Reha zu machen und habe ich Einfluß auf die Wahl der Klinik?

Dr. Gerald Lehrieder: Die Frage nach den Fristen hab ich schon beantwortet. Festgeschrieben und in Stein gemeißelt ist da nix. Also wenn Bedarf da ist, ruhig auch schon früher beantragen und die Reha-Ziele gut formulieren. Sie haben ein Wunsch- und Wahlrecht bei der Auswahl der Klinik, das muss der Kostenträger berücksichtigen. Ein gutes Argument ist da immer das DMSG-Zertifikat der Reha-Klinik.

Irene: Meine Frage, gibt es ein wirksames und hilfreiches Medikament gegen die schleichende MS ??

Dr. Gerald Lehrieder: Das ist eine Frage, die ja erst mal in einen Chat um die Immuntherapie gehört. Echt gute Strategien wie wir sie zwischenzeitlich für die schubförmige MS haben gibt es da (noch ) nicht wirklich. Zyklische Cortisontherapien, manchmal Mitoxantron oder andere Immundämpfende Mittel werden versucht, wobei die Erfolge nicht überwältigend und nicht ausreichend durch Studien abgesichert sind. Zum Jahreswechsel könnten aber aus einer jüngst abgeschlossenen Studie die ersten Daten bekannt gegeben werden. Das wird dann sicherlich in einem Chat mit einem Spezialisten für Immuntherapien mit Ihnen diskutiert werden. Frau Fleischmann liest diesen Chat mit...

Moderator Patricia Fleischmann: @Irene: Laut Leitlinien sind einige Medikamente zur Behandlung des schleichenden Verlaufes zugelassen, kommt darauf an, ob man noch aufgesetzt Schübe hat oder nicht. Das Fehlen entsprechender Therapien hat zur Gründung der Progressive MS Alliance geführt, dh es sind weltweit Forscher sehr verstärkt dabei, Wirkstoffe für diesen Verlauf zu finden. AMSEL.DE hat von Beginn an darüber berichtet: <link record:tx_news:tx_news_domain_model_news:5394>

www.amsel.de/multiple-sklerose-news/medizin/International-Progressive-MS-Alliance_5394

Das hilft für den Moment leider nicht, ich weiß. Jedoch wird die Zukunft hoffentlich etwas bringen. Über Anti-LINGO, möglichrweise ein Kandidat für die Remyelinisierung, hatten wir auch berichtet, das hat die erste Sicherheitsstudie bereits "bestanden": <link record:tx_news:tx_news_domain_model_news:5355>

www.amsel.de/multiple-sklerose-news/medizin/Remyelinisieren-mit-Anti-LINGO-1_5355

Claudia: Was versteht man unter einer positiven Reha-Prognose? Lediglich die Wiederherstellung der Erwerbsfähigkeit oder auch eine Verbesserung eingeschränkter Funktionen? Wenn es rein um die Reintegration ins Berufsleben geht, wird die DRV wahrscheinlich sehr zurückhaltend sein mit weiteren Bewilligungen bei bestehender Erwerbsminderung.

Dr. Gerald Lehrieder: Ja, da haben Sie einerseits recht. Aber positive Reha-Prognose heißt nicht immer nur, wieder arbeiten gehen. Wichtig ist es deutlich zu machen, dass alltags- oder berufsrelevante Funktionen wesentlich beeinträchtigt sind, so dass Aktivitäten, die sie zur Teilhabe am gesellschaftlichen, sozialen, evtl. aber auch beruflichen Leben benötigen, nicht mehr ausüben können. Wenn Sie oder Ihr Arzt dann im Antrag begründen können, dass die Reha geeignet ist, diese Aktivität wiederherzustellen, wird die Ablehnung schwer. Aber eins muss gesagt werden: In der Rentenversicherung wie in der Krankenversicherung sitzen nicht die REHA-Verhinderer. Da sitzen Menschen, die sich Gedanken machen über die richtigen Wege, die aber manchmal zu anderen Schlüssen kommen als Sie. Das muss und kann dann ausdiskutiert werden, manchmal mit unabhängigen Gutachtern.

Kristina: Das BSG hat doch das Wunsch- und Wahlrecht bei der KK massiv eingeschränkt. Somit ist es doch kaum noch möglich, wenn die gewünschte Klinik teurer ist. Oder gibt es da wirklich noch Möglichkeiten?

Dr. Gerald Lehrieder: Fachliche Argumente zählen hier auch. Begründen Sie z.B., weshalb Sie in eine Klinik mit besonderer MS-Expertise wollen. Sie erkennen diese an dem DMSG-Siegel.

Tiger: 2012 war ich 3 Wochen in der Rehaklinik Schmieder in Konstanz. 2015 würde ich gerne wieder in die selbe Klinik gehen. Ist dies möglich ? Die Behandlungen dort haben mir sehr gut getan. MfG

Dr. Gerald Lehrieder: Wenn Reha-Bedarf ist, gibt es nur eins: Antrag stellen, die genannte Klinik als Wunschklinik anzugeben, dort ist ja auch sehr viel MS-Expertise vorhanden, insofern wird der Träger dem Wunsch sicher gerne nachgeben. Und dann viel Erfolg bei der Reha. Und grüssen Sie bitte Prof. Dettmers von mir.

smartina: Guten Abend Herr Dr. Lehrieder, ich bin voll erwerbstätig. Doch denke ich, dass ich meine Erwerbsfähigkeit ja erhalten möchte. Gibt es Kriterien, die für eine Reha erfüllt sein müssen? Ich bin nicht ständig beim Neurologen, habe keine großen Einschränkungen, aber natürlich etwas Sorge, dass die Einschränkungen man kommen könnten. Danke schon mal!

Dr. Gerald Lehrieder: Zu den Ansätzen einer Reha für Betroffene ohne wesentliche Einschränkungen, hab ich schon was geschrieben. Wieder Doppelung? Na ja: Rehaziele sind da ja auch Krankheitsbewältigung, Lifestyle-Modification, Patientenschulung, etc.

Tiger: 2012 war ich 3 Wochen in der Rehaklinik Schmieder in Konstanz. 2015 würde ich gerne wieder in die selbe Klinik gehen. Ist dies möglich ? Die Behandlungen dort haben mir sehr gut getan. MfG

Dr. Gerald Lehrieder: Die Frage hatten wir schon. Jetzt hab ich auch Fragen doppelt auf dem Schirm.

smartina: Guten Abend Herr Dr. Lehrieder, ich bin voll erwerbstätig. Doch denke ich, dass ich meine Erwerbsfähigkeit ja erhalten möchte. Gibt es Kriterien, die für eine Reha erfüllt sein müssen? Ich bin nicht ständig beim Neurologen, habe keine großen Einschränkungen, aber natürlich etwas Sorge, dass die Einschränkungen man kommen könnten. Danke schon mal!

Dr. Gerald Lehrieder: Mit "prophylaktischer Reha" wird es natürlich schwierig. Sprechen Sie mit Ihren Ärzten in jedem Fall darüber, was Sie im Alltag tun können, um diesen Zustand zu erhalten. Ich meine hier vor allem die entsprechenden Immuntherapien, aber auch so Sachen wie sportliche Aktivitäten etc. Wenn Sie hier Schulungsmaßnahmen benötigen, Anleitung etc, dann kann auch das unter dem Aspekt "bedrohte Erwerbsfähigkeit" ein Rehaziel sein.

Filomena: Ich würde gerne wieder nach Bad Wildbad in REHA gehen, mich stört dort jedoch ungemein die Belegung als Zweibettzimmer. Ich hatte das letzte Mal 1 Woche niemand bei mir im Zimmer und dann 3 Wochen lang eine zwar nette aber auch anstrengende Mitpatientin. Die Bezahlung für ein Einzelzimmer ist mir leider nicht möglich. Schade, dass es dort keine andere Möglichkeite gibt. Welche Klinik hat nur Einzelzimmer?

Dr. Gerald Lehrieder: bereits beantwortet


Allgemein - smartina: Ups, nun ist meine Frage doppelt in der Liste... Irgendwas hakt im System oder ich bin zu ungeduldig. :-)


anni: Gibt es gesetzliche Vorschriften bezüglich des Antritts einer Reha? D.h., muss eine Reha bei Uni-Angestellten z.B. in der vorlesungsfreien Zeit stattfinden?

Dr. Gerald Lehrieder: Da sind mir keine bekannt. Ich denke nicht, dass sich die Notwendigkeit einer Reha nach den Rhythmen der Arbeitsstelle richten muss. Wer seinen Reha-Aufenthalt planen kann, tut aber sicherlich gut daran, mit seinem Arbeitgeber drüber zu reden und sich abzustimmen. An einer einvernehmlichen Terminplanung ist dem ja auch gelegen. Und das tut dem Klima gut.

Filomena: Ich würde gerne wieder nach Bad Wildbad in REHA gehen, mich stört dort jedoch ungemein die Belegung als Zweibettzimmer. Ich hatte das letzte Mal 1 Woche niemand bei mir im Zimmer und dann 3 Wochen lang eine zwar nette aber auch anstrengende Mitpatientin. Die Bezahlung für ein Einzelzimmer ist mir leider nicht möglich. Schade, dass es dort keine andere Möglichkeite gibt. Welche Klinik hat nur Einzelzimmer

Dr. Gerald Lehrieder: Da sollten Sie sich einfach genau umsehen. Jede Klinik ist im Netz mit einer Homepage vertreten. Informieren Sie sich gut oder rufen Sie dort einfach mal an. Nur: Das Zimmer und das Ambiente allein macht natürlich noch keine gute Reha. Sehen Sie auch nach der medizinischen Qualität. Ich darf und will hier keine einzelne Klinik empfehlen, kenne aber eine Klinik, in der es praktisch nur Einzelzimmer gibt.


Allgemein - Filomena: irgendwie stimmt bei mir auch was nicht, meine Frage ist auch doppelt drin


Filomena: Ich würde nach 4 Jahren gerne mal wieder in REHA. Habe hauptsächlich kognitive Störungen und bin bereits nicht mehr arbeitsfähig. Welche REHA-Kliniken sind denn für kognitive Störungen geeignet?

Dr. Gerald Lehrieder: Auch hier heißt es, sich gut zu informieren. In der Tat hat jede Klinik ein besonderes Profil. Vielleicht helfen Ihnen da ja auch die Erfahrungen von Mitbetroffenen in der Amsel-Gruppe.


Allgemein - Kristina: Was für ein Argument, das lächerliche DMSG-Zertifikat haben einige Kliniken und trotzdem sind nicht alle gleich gut. Das liegt manchmal schon an der Lage



Allgemein - Filomena: Welche REHA Kliniken empfehlen denn die heute anwesenden Chat-Teilnehmer, könnt ihr mir da weiterhelfen


heidi1211: Hallo ich war im Sommer bei ihnen. Mein Zustand ist so schlecht geworden. Wie kann ich als Rentner und wieder zu ihnen kommen und welcher Zeit Abstand?

Dr. Gerald Lehrieder: Wenn sich Ihr Zustand jetzt verschlechtert hat, sollten Sie zunächst zu Ihrem Neurologen gehen mit der Frage, was zunächst auf akutmedizinischer Ebene getan werden kann und muss. Vielleicht wird er Sie ins Krankenhaus einweisen. Wenn er oder das Krankenhaus dann zum Schluss kommt, dass Sie eine neuerliche Reha brauchen, dann muss ein neuer Antrag gestellt werden. Der Kostenträger wird, wenn aus dem Antrag der Reha-Ansatz hervorgeht, den Antrag hoffentlich genehmigen.


Allgemein - smartina: Ich war ja noch bei einer Reha, habe aber heute zufällig von Bad Zwesten bei Kassel erfahren, dass die (viele) Einzelzimmer haben und es da ziemlich okay war, aber das war in einem kurzen Gespräch über die gemeinsame Erkrankung...



Allgemein - heidi1211:



Allgemein - smartina: Hier ja schon viel Reha-Erfahrung vorhanden. Was habt Ihr für Erfahrungen? Inwieweit hat Euch die Reha geholfen?


Claudia: Wer kommt bei einer Reha der DRV für die medikamentöse Versorgung auf? Mein niedergelassener Arzt meinte, dass er mir kein Rezept für Tysabri mitgeben kann, weil die DRV die Kosten trägt. Die KK würde die Kosten nicht übernehmen. Die Reha-Klinik hat sich geweigert mir Tysabri zu besorgen. Es sei nicht in den Erstattungen der DRV berücksichtigt. Nach der Reha habe ich mich versucht schlau zu machen. Laut meiner Nachforschung hätte mir die Klinik Tysabri besorgen können und laut DRV Regelung "R3.6.1 Besonders teure Medikamente" abrechnen können. Ist das so richtig bzw. wer hat Recht?

Dr. Gerald Lehrieder: Ganz heikles Thema: Da gibt es in nahezu jeder Klinik andere Regelungen. Die sind im individuellen Versorgungsvertrag der Kliniken mit den Kostenträgern geregelt. Die DRV hat dafür auch Regelungen, die davon abhängig sind, wie teuer die Medikamente im Vergleich zu den Aufenthaltskosten sind. Manche Kassen übernehmen die Kosten auf Antrag der Klinik.


Allgemein - Filomena: Bad Windsheim wurde mir auch schon von einer Bekannten mal empfohlen. Werde es dort mal versuchen. Habe gehört, dass dort auch eine gute Neuropsychologie sein soll


Moderator Patricia Fleischmann: @alle: Das Doppelfragenproblem liegt mit am Chatmodul. Wir haben hier (noch) keine Bestätigung eingebaut, dass die Frage abgeschickt wurde. Wir denken dran beim nächsten Update.


Allgemein - heidi1211: Einfach mal auf Homepage gehen. Patienten Meinung ist subjektiv. Ich hatte gute Erfahrungen. Wie es in den Wald schallt.... Und ganz sicher sind andere haeuser auch gut. Daher schau dir andere an und das Zertifikat!


Claudia: Also gibt es keine einheitliche Regelung zur medikamentösen Versorgung während einer Reha?

Dr. Gerald Lehrieder: Nicht wirklich.

anni: Vielen Dank, Herr Dr. Lehrieder.

Dr. Gerald Lehrieder: Gern geschehen.

goagoa: Hallo! Hat man als MS Kranker generell Anspruch auf REHA auch wenn aktuell kein akuter Schub vorhanden ist?

Dr. Gerald Lehrieder: Einen "generellen Anspruch" auf Reha gibt es nicht. Hier gelten die andernorts schon genannten Begriffe wie Rehabilitationsbedarf, Rehabilitationsprognose und Rehabilitationsmotivation. Insbesondere Rehabilitationsbedarf kann in jeder Phase der Erkrankung anders aussehen. Ein Neu-Erkrankter hat andere Bedürfnisse als ein seit vielen Jahren Betroffener mit MS.


Allgemein - Carina: Kommt jemand von euch aus NRW? Habt ihr dort in einer Klinik positive MS-REHA-Erfahrungen gemacht? Vllt.auch im Einzelzimmer?


Carina: Sind KK eher ablehnend, wenn man aus NRW z.B in Bad wildbad oder einer anderen Klinik im Süden seine REHA absolvieren möchte?

Dr. Gerald Lehrieder: Das könnte ich so nicht bestätigen. Wie Bad Wildbad meines Wissens nach auch haben auch wir Betroffene aus dem ganzen Bundesgebiet. Aber es ist richtig, dass es insbesondere regional agierende Kassen gibt, die besondere Belegungsverträge mit regionalen Kliniken schließen, aus welchen Gründen auch immer. Wenn Sie eine besondere Wunschklinik haben, versuchen Sie Ihr Wunsch- und Wahlrecht durchzusetzen, auch wenn dies im KK-Bereich in der Tat manchmal schwierig ist. Aber keineswegs unmöglich. Wer kämpft kann verlieren, wer nicht kämpft hat schon verloren.


Allgemein - Carina: Keiner aus NRW???



Allgemein - Kristina: Carina, ich kann dir hier keine Klinik empfehlen. Geh nicht nach Hilchenbach



Allgemein - smartina: Bin aus NRW, kenne aber keine Reha-Klinik...



Allgemein - Carina: wo wart ihr?



Allgemein - smartina: @Carina - Ich wollte gerne an Euren Erfahrungen teilhaben aus eigener Unkenntnis :-)


Kristina: Was soll es denn bringen nach zwei schmerzhaften Rehas es wieder zu versuchen?

Dr. Gerald Lehrieder: Das kann ich so natürlich schwer beantworten. Aber vielleicht kann Ihnen da wirklich Ihr Neurologe helfen, inwieweit er Behandlungsoptionen in einer Rehabilitation sieht. Sprechen Sie Ihre Bedenken offen aus. Vielleicht hilft Ihnen auch ein Vorgespräch mit der Klinik, z.B. im Rahmen eines ambulanten Termins. Wenn die Klinik eine ambulante Zulassung hat, ist das manchmal geschickt und hilft im Austausch realistischer Möglichkeiten. Und wenn Sie nicht überzeugt sind, dass die Reha was bringen kann, dann fehlt ja eines, die Rehamotivation.


Allgemein - Carina: verstehe :-)



Allgemein - Kristina: Carina, ich war in Hilchenbach, nicht nur Einzelzimmer und kaum Therapien, Wasser viel zu warm. Wüde da nur meine Feide hin schicken.


Moderator Patricia Fleischmann: Noch 5 Minuten, liebe Chatter, letzte Fragerunde :-)

smartina: Ich nehme mit es mit meiner individuellen Begründung einfach mal zu versuchen und mir im Vorfeld gut anzugucken, was eine Wunschklinik sein könnte vom Profil her. DANKE

Dr. Gerald Lehrieder: Viel Glück, Ich drück die Daumen. Und dann viel Erfolg für die Rehabilitation. Ich hoffe, dass Sie Ihre Ziele erreichen.

Carina: Haben Sie auf die Schnelle noch einen Tipp für mich, wo ich ich mein größtes Manko, Unsicherheit und Kraftlosigkeit beim Gehen, am Besten rehamäßig therapieren könnte? Danke und noch schönen Abend!

Dr. Gerald Lehrieder: Wo? Kein Tipp für eine bestimmte Klinik, aus verständlichen Gründen. Aber die Gangstörung ist sicherlich eine der Beeinträchtigungen, die einer Rehabilitation am besten zugänglich sind. Ich habe es heute abend schon mehrfach gesagt und will es hier zum Schluss gern nochmal wiederholen, weil es mir wichtig ist. Die beste Reha ist für die Katz, wenn Sie hinterher ohne Konsequenz verpufft. Nehmen Sie sich in der Reha viel Zeit auch dafür, zu überlegen, wie Sie all die vielen Übungen in den Alltag umsetzen können, wie und mit wem Sie sportliche Aktivitäten in Ihren Freizeitplan einbauen können. Wir in der Reha stellen den Zug nur auf ein Gleis und bringen ihn in Bewegung: Weiterfahren müssen Sie zuhause. Ihnen allen Alles erdenklich Gute, danke für die spannenden Beiträge und einen schönen Abend noch.

Moderator Patricia Fleischmann: Liebe Chatter, danke für Ihre anregenden Fragen, ganz herzlicher Dank geht natürlich an Dr. Lehrieder für sein Engagement hier im Multiple-Sklerose-Chat der AMSEL. Übrigens der einzige regelmäßige MS-Chat, jedenfalls in deutschsprachigen Ländern. Das Thema für den 18.11. erfahren Sie rechtzeitig auf AMSEL.DE. Ihnen allen einen schönen restlichen Abend !


Allgemein - Carina: Danke, Kristina!



Allgemein - Carina: Ich bin auch sehr dankbar für diesen Chat!!!:-)



Allgemein - Carina: Grüße aus NRW!!!


Moderator Patricia Fleischmann: Dafür sind wir da, Carina. Viel Erfolg bei der Reha-Suche. Und Grüße aus Stuttgart:-)

Redaktion: AMSEL e.V., 04.11.2014