Fatigue bei Multipler Sklerose

Den Stand der eigenen Kräfte mit einer Ampel zu veranschaulichen, kann helfen im Umgang mit Nicht-Betroffenen, so Neuropsychologin Carolin von Schlippenbach im MS-Chat der AMSEL.

Patricia Fleischmann: Liebe Chatter, willkommen im Multiple-Sklerose-Chat der AMSEL. Heute antwortet hier die Neuropsychologin Carolin von Schlippenbach über Fatigue bei MS. - Um 19 Uhr geht's offiziell los. Stellen Sie gern jetzt schon Ihre Fragen??️

Marianne: Guten Abend,

ich habe leider eine starke Fatigue und muss tagsüber viele Pausen machen, um durch den Tag zu kommen.
Wenn ich mich dabei hinlege, schlafe ich meistens innerhalb weniger Minuten ein.
Leider habe ich neben der Fatigue auch Durchschlafschwierigkeiten in der Nacht, ich wache einfach immer zu früh auf und kann dann nicht mehr weiterschlafen, sodass ich nur auf 5-6 Stunden Schlaf pro Nacht komme.
Entsprechend müde geht es dann schon morgens in den Tag.
Der verhaltenstherapeutischer Vorschlag zur Behebung der Schlafstörung wäre nun, den Schlafdruck zu erhöhen, indem ich tagsüber nicht mehr liegend ruhe und weniger Pausen mache.
Gefühlt bringt das meinen Körper in eine den ganzen Tag anhaltende Stresssituation, sodass abends der Sympathicus auf vollen Touren läuft und dann sogar das Einschlafen, was sonst gut geht, schwieriger wird.
Der Fatigue täte das "Pause machen, bevor ich eine Pause brauche" sehr gut. Dies lässt mich am Tag zwar müde, aber weniger gestresst sein als ohne bzw. mit reduzierten Pausen.
Wie kann ich wohl dieses Dilemma lösen und die Schlafdauer nachts erhöhen, ohne tagsüber die Fatigue übersehen/wegdrücken zu müssen und ein Gefühl von "lebendig tot" am Tage zu haben?
Wie/Wann kann ich da am besten Pausen machen? Oder doch besser keine Pausen?
Vielen Dank im Voraus für die Antwort!!!
Carolin von Schlippenbach: Guten Abend Marianne,
das beeinflußt sicherlich Ihr ganzes Leben, auch das Sozialleben. Als erste Idee vorweg könnten Sie vielleicht damit experimentieren, die Pausen tagsüber auf 20 Minuten (mittags vielleicht 40 Minuten) zu begrenzen. Sie haben nämlich völlig recht mit den Auswirkungen des zu langen Schlafes tagsüber. Tatsächlich können Pausen auch wirken, wenn sie nur 5 - 10 Minuten lang sind, sagt die Wissenschaft und auch die Erfahrung vieler Patienten. Und die Pausen mit einem Entspannungsverfahren wie der Atementspannung einzuleiten, dann nur noch kurz nachdösen – und sich durch die Eieruhr oder das Smartphone wecken lassen. Diese Sorte Pause einmal spätestens 2 Stunden nach Ihrem Tagesbeginn, ritualisiert, zur Gewohnheit werden lassen, dann mittags und nach weiteren 2 Stunden nochmals. Es gibt natürlich noch weitere Maßnahmen, aber hiermit Erfahrungen zu sammeln wäre meine erste Empfehlung. Dann kämen Energiemanagement-Maßnahmen und auch die Identifikation von Sie besonders erschöpfenden Fatigue-„Verursachern“. Sind denn mögliche sekundäre Faktoren wie müdemachende Medikamente, körperliche Ursachen für nächtliche Schlafstörungen ärztlich geklärt – das wäre sonst auch ein wichtiger Punkt zu Beginn.

Patricia Fleischmann: Weil hier doch einige Fragen zu kognitiven Störungen kommen, ein Tipp aus der Onlineredaktion: AMSEL und DMSG haben eine Kognitions-App entwickelt, speziell für Menschen mit Multipler Sklerose. Hier kann man spielerisch seine KOgnition stärken und die eigenen Ergebnisse miteinander vergleichen.

https://www.amsel.de/multimedia/ms-kognition-app/

Genauer geht es dabei um Aufmerksamkeit: Fokussierte und geteilte Aufmerksamkeit, Gedächtnis: Arbeitsgedächtnis, Langzeitgedächtnis, Namensgedächtnis sowie Exekutivfunktionen: Wortfindung, Planungs- und Problemlösefähigkeit.

Vielleicht auch eine gute Trainingsoption jetzt für die heißen Tage: nasses Shirt anziehen, Füße in kaltes Wasser tauchen und die eigene Kognition trainieren anstatt am Crosstrainer zu schwitzen ? Wobei bei kühleren Temperaturen Training durchaus sinnvoll sein kann, gerade bei Fatigue.

Josefa: Dieses Kognitionsprogramm der AMSEL ist wirklich sehr hilfreich und macht auch Spaß! Ich trainiere oft damit und freue mich über Fortschritte! Allerdings trainiere ich meist die Sequenzen, bei denen ich gut bin!
Patricia Fleischmann: @Josefa: Das freut uns, dass Sie die Kognitions-App gerne nutzen?
Liz: Das Kognitionsprogramm funktioniert leider nur beim iPhone und nicht bei Android. Wollte mir die App gerade herunterladen.
Lissi: Hm, komisch, ich konnte die App herunterladen, auch unter Android
Tina: Bei mir klappt die Kognition App auch bei Android und sie macht mir viel Spaß
Patricia Fleischmann: @Liz: Würden Sie bitte Ihre Androidversion und evtl. das Gerät/ den Typ an onlineredaktion@amsel-dmsg.de schicken? Bei meinem (etwas älteren) Android funktioniert sie. Ich nehme an, das hat was mit der Version zu tun. Sorry für diesen Fehler! Aber danke auch, dass Sie das gleich probiert haben. Etwas anderes noch: Viele Neurologen und Psychologen empfehlen bei Fatigue vor allen Dingen körperlich (angepasstes) Training.
amsel.de berichtet immer wieder auch über Studien, die diesen positiven Effekt auf Fatigue nachweisen. Das wollte ich hier noch anmerken.
Liz: Gibt's da zu der app nochmal einen Link?
Patricia Fleischmann: @Liz: https://www.amsel.de/multimedia/ms-kognition-app/
Liz: Vielen Dank, jetzt hat es runtergeladen. Habe auf das falsche geklickt ?es ist schon spät
Josefa: Ich bin da nicht so technikaffin! Spiele das Programm aber schon seit vielen Jahren ganz normal auf dem PC und merke auch die Entspannung, wahrscheinlich weil ich sehr fokussiert darauf bin!
Patricia Fleischmann: @Liz: Super, dass es geklappt hat?

Lissi: Guten Abend,
ich habe meine MS-Diagnose noch relativ frisch (ca. halbes Jahr) und leide - Gott sei Dank - noch nicht unter Fatigue. Ich habe aber große Angst davor, Fatigue und auch kognitive Störungen zu entwickeln. Haben Sie Tipps, was ich bereits präventiv tun kann, um dem vorzubeugen?
Herzlichen Dank für die Antwort und viele Grüße
Carolin von Schlippenbach: Guten Abend Lissi,
ja, es ist eine Diagnose und Krankheit, die einem viel abverlangt, auch aus psychologischer Sicht. Ich denke immer an einen Spagat - denn idealerweise sorgt man nach aller Kunst der medizinischen Behandlung vor und nützt alle Handlungsspielräume, sich, seine Psyche und sein Immunsystem zu stärken (von leichtem angemessenen Ausdauersport plus Physiotherapie über Nichtrauchen und eventuell mediterrane Kost, genug Schlaf, übermäßigen oder Dauerstreß vermeiden, dafür sorgen, dass es genug Gelegenheit zu Lebensfreude gibt....) und vergißt dann die Krankheit solange sie sich nicht meldet mit ruhigem Gewissen. Das ist leichter gesagt als getan, manchmal können auch ein paar Termine mit Psychologen dabei helfen. Denn sonst besteht das Risiko, sich ein Leben lang vor Symptomen zu fürchten, die vielleicht niemals kommen. Aber das ist eine mentale Haltung, die man auch nicht zu schnell von sich erfordern kann, die muss oft mühsam erarbeitet werden. Aber dann hilft sie enorm. Und wer eine Fatigue entwickelt, hat dann immer noch eine Reihe von möglichen Strategien, auch für die Kognition gibt es vieles, was Neuropsychologen empfehlen würden.

Scotty: Guten Abend,
Ich bin Jahrgang 1972, habe schon seit 1991 MS, 2019 kam eine Krebsdiagnose mit umfassender Behandlung (Chemo, diverse OPs) hinzu.
Inzwischen kämpfe ich mit einer Fatigue, die sich auf viele Arten äußert: Zum einen bin ich manchmal schon nach kleineren Anstrengungen erschöpft. Das finde ich aber noch nicht so überraschend nach all dem, was in den letzten Jahren war.
Was mich dagegen sehr beschäftigt ist eine andere Symptomatik: Sehr häufig funktionieren Belastungen recht gut und ich habe auch kurz danach keine Probleme. Ungefähr 24 Stunden später gibt es dann aber einen Totalausfall und ich habe keine Kraft mehr für die alltäglichsten Dinge.
Ich habe lange gebraucht bis mir klar war, dass es auch diese Art von Fatigue gibt und dass das auch durch die MS kommen kann. Sehen Sie das auch so?
Inzwischen habe ich einige Strategien entwickelt, wie ich diese Totalausfälle vermeide (Verhaltensseitig, Nahrungsergänzungsmittel, Medikamente). Ich wäre aber dankbar für Ihre Tipps und Ratschläge.
Danke und viele Grüße,
Scotty
Carolin von Schlippenbach: Guten Abend Scotty, ja, tatsächlich auch dieses Bild kennen wir aus Patienten-Berichten. Vieles kann da mit reinspielen - sie haben sicherlich völlig richtig reagiert indem Sie vor allem die Strategie entwickelt haben, Ihr Verhalten zu ändern. Nur dann haben Sie ja die Krankheit und die Fatigue in Ihr Leben integriert und akzeptiert - und das ist eine wichtige Voraussetzung zum Fatiguemanagement, das zeigen auch Studien. Wer täglich versucht, sich dagegen zu wehren und sie nicht akzeptiert, hat häufig mehr Fatigue als nötig. Und wenn Sie doch mal über Ihre Kräfte gehen, dann sollte es bewußt sein und Ihnen wert. Es ist wichtig, selbst zu steuern und nicht gesteuert zu werden, wir Menschen fühlen uns nicht gerne hilflos. Psychologen nennen das "Selbstwirksamsein".

Josefa: Guten Abend, Frau von Schlippenbach,
ich habe den Eindruck, dass die Fatigue ein Mittel ist, das meinen Körper zur Ruhe kommen lässt.
Ob der vielen Eindrücke, die auf ihn einströmen und die nicht verarbeitet werden können.
Aber es nervt!
Vor ein paar Tagen bin ich direkt im Rollstuhl, während des Fahrens, eingenickt.
Kann ja auch gefährlich werden!
Ich habe den Eindruck, dass bei mir kognitive und körperliche Erschöpfung einhergehen!
Nun zu meiner Frage:
Gibt es außer dem Eigenmanagement auch Medikamente, die helfen könnten
diese überfallartige Müdigkeit einzudämmen?
Und wie sag ichs meiner Umwelt?
"Bist schon wieder müde?"
Ich kanns nicht mehr hören!
Und auch Sätze wie: Da muss man sich halt selber erziehen!
kränken doch sehr, als dass sie helfen würden!
Carolin von Schlippenbach: Guten Abend Josefa, es kann durchaus sein, dass die Fatigue die Sprache von Körper und Geist ist, zu zeigen, was gerade nötig ist. Wenn Sie während des Fahrens (hoffentlich ohne Motor) eingenickt sind, ist eine wichtige Nachricht wahrscheinlich auch die, dass Sie a) zu wenig Pausen gemacht haben an diesem Tag oder / und b) sich zu viel vorgenommen haben. Eine wirkliche Lösung durch Medikamente gibt es nicht. Oder aber es handelt sich um Einschlafsymptome anderer Ursache, die vielleicht noch mit dem Arzt abzuklären wären, gibt es andere Erkrankungen?

Toffifee: Ich habe von Propionsäure gelesen, wirkt diese bei Fatique?
Carolin von Schlippenbach: Guten Abend, ein wirkliches Heilmittel gegen Fatigue gibt es leider nicht - aber sprechen Sie immer mit Ihrem Arzt, ob er noch etwas an Ihrer Medikation verändern könnte oder er Ihnen etwas empfiehlt, wäre mein Rat.

Marianne: Vielen Dank für Ihre Antwort, Frau von Schlippenbach!

 

Ja, Faktoren wie müdemachende Medikamente oder körperliche Ursachen für die nächtlichen Schlafstörungen sind ärztlich abgeklärt und scheinen nicht vorhanden zu sein.
Sehr gerne probiere ich Ihren Vorschlag mit den fest terminierten Pausen vormittags, mittags und nachmittags.
Intuitiv sprichen mich die 20 Minuten bzw. mittags 40 Minuten an ... aber ich werde ausprobieren, ob auch 5-10 Minuten schon Erleichterung bringen.
Meistens bin ich jetzt nach 10 Minuten schon fast eingeschlafen...
Könnten Sie vielleicht ein paar Beispiele für Energiemanagement-Maßnahmen nennen, sodass ich/wir eine Idee davon bekommen könnte/n, wie das aussehen kann?
Vielen vielen Dank im Voraus!!!
Carolin von Schlippenbach: Manchmal sind im Haushalt am Arbeitsplatz noch Möglichkeiten zu rationalisieren oder zu delegieren, selbst die Frage, wie kompliziert zu kochende Gerichte sein müssen, wie oft eingekauft wird, wie kräftezehrend der Weg mit dem Wäschekorb durch das Haus ist, wie weit am Arbeitsplatz der Kopierer weg ist, ob dauernd das Telefon klingelt, ob es Kommunikation mit Menschen gibt, die viel Kraft kostet (im näheren Umfeld z.B. ist es oft ein guter Tipp, die Rückmeldung über den Stand der eigenen Kräfte mit einer Ampel zu veranschaulichen: Ah, Du möchtest übermorgen Nachmittag zu xy fahren - also wenn es mir dann so geht wie heute, könnte ich mir das vorstellen, heute ist um 13 Uhr meine Ampel noch auf grün, aber wenn sie mittags schon dunkelorange ist, dann schaffe ich das leider nicht". Alles mit dem Ziel, weniger Anstrengung in das Erklären der eigenen schwankenden Verfassung investieren zu müssen - denn erklären, da werden sicher viele zustimmen, müssen Patienten mit Multipler Sklerose sich ja schon sehr viel. Aber alle diese Beispiele müssen keineswegs für jeden passen - stattdessen geht es darum, die eigenen "Energiekiller" z.B. anhand eines Tagesplans zu identifizieren (nach was bin ich besonders erschöpft)

Patricia Fleischmann: @alle: Liebe Chatter, haben Sie vielen Dank für Ihre rege Teilnahme heute Abend und das trotz der hohen Temperaturen gerade (Stuttgart, 19:47 Uhr: 33 Grad) ! Leider endet der Chat bereits um 20 Uhr und Carolin von Schlippenbach hat alle Hände voll zu tun. Daher kann es etwas dauern, bis Ihre Frage beantwortet ist. - Haben Sie vielen Dank für Ihr Verständnis!

Felix: Ich habe einige Zeit lang eine Miditations App vor dem Schlafengehen / vor vordernden Ereignissen, oder für Pausen genutzt. Aber ohne am Ball zu bleiben, fiel es mir immer schwieriger diese effektiv zu nutzen. Lohnt es auch langfristig die Nutzung einer Meditationsapp wieder anzutrainieren?
Carolin von Schlippenbach: Unbedingt! Nie sich selbst Vorwürfe machen, vielleicht haben Sie auch eine Pause benötigt - vielleicht suchen Sie sich auch noch neue, zusätzliche Verfahren und haben dann wieder mehr Spaß daran.

Gitte: Guten Abend,
mich habe MS seit 27 Jahren- inzwischen progredient .
bin körperlich schnell erschöpft beim Gehen ,Stehen…
Bezeichnet man dies als körperliche Fatigue?
Gibt es hierfür ein hilfreiches Medikament ?
Danke
Carolin von Schlippenbach: Guten Abend Gitte, ja, das hört sich nach Fatigue an. Manchmal gibt es, wenn es um körperliche Kraft und Gehen geht, ein Medikament - aber es ist im Einzelfall sehr ungewiß, ob man die Voraussetzungen in Sachen Gesundheit erfüllt, denn man darf nicht vergessen, auch hier gibt es Nebenwirkungen. Ich empfehle das Gespräch mit Ihrem Neurologen.

Conny: Guten Abend Frau von Schlippenbach,
zur Zeit bin ich krankgeschrieben, weil ich aufgrund der Fatigue keinen Vormittag in der Krippe (meiner Arbeitstelle) durchhalte, ohne dass sich die komplette rechte Körperhälft gefühlt verabschiedet und ich den Rest des Tagse und den nächsten Tag in eine Art Koma falle. Ich bin schon seit Monaten krankgeschrieben und habe das Gefühl es wird immer besser. Allerdings habe ich zuhause eben auch die Möglichkeit viele (sehr viele) kleine Pausen einzulegen. Ich sauge z.B. das untere Stockwerk auf zwei bis drei Anläufe, aber ich bekomme es hin.
Als ich das letzte Mal so drin hing hat es sich auch langsam gebessert. Dann kam noch eine Reha dazu und die Teilerwerbsminderungsrente und ich bin wieder hochmotiviert in die Arbeit gegangen. Ca. eine Woche, dann war ich wieder soweit wie am Anfang. Nun bin ich also wieder einigermaßen erholt, aber ich habe Angst, dass es mich wieder komplett umnietet (ich habe auch zwei Kinder, für die ich da sein will - nicht nur als komatöse Mama).
Gibt es ein Managment, das mir helfen könnte Fatigue, Arbeit und Familie unter einen Hut zu bringen?
Viele Grüße,
Conny
Carolin von Schlippenbach: Guten Abend Conny, ich würde Ihnen empfehlen, mit psychotherapeutischer Hilfe einmal Ihr Tagespensum durchzugehen und gemeinsam zu schauen, ob es eine Passung zwischen den Anforderungen und Ihren Kräften geben kann. Eventuell wäre auch eine neuropsychologische Untersuchung sinnvoll, um zu sehen, ob die hohen Anforderungen an die Konzentration und das Multitasking das ihre tun. Dann könnten Sie im Weiteren mit psychologischer Rückenstärkung entscheiden, was zu tun ist.

Freddy: Sorri ist 2 mal rausgegangen
Patricia Fleischmann: Nicht so schlimm. Frau von Schlippenbach antwortet halt nur ein Mal ?
Freddy: hab auch keine 2 Antworten erwartet, dankeschön für die schnelle Antwort :)

Iris: Hallo und vielen Dank, dass man ihnen hier Fragen stellen kann.
Bisher hatte ich eine sanfte Fatigue, d.h. Sie sorgte nur für schnellere Erschöpfung. Nach einer COVID Infektion scheint sie sich verschlechtert zu haben. Nach der Hälfte des Tages könnte ich ins Bett. Morgens bin ich schon platt. Die Augen fallen regelrecht zu und ich schlafe, egal wo ich bin, für Minuten ein, außer ich zwinge mich wach zu bleiben. Jetzt hoffe ich, dass es doch keine Veränderung ist, sondern, dass mich die Covidinfektion im Februar einfach noch schlaucht. Kann das sein, dass es unabhängige Erkrankungen sind?
Carolin von Schlippenbach: Guten Abend Iris, ja dieses Phänomen berichten ja auch Menschen, die nicht an Multipler Sklerose erkrankt sind.

Marianne: Vielen Dank, liebe Frau von Schlippenbach, für Ihre Antworten!
Ich nehme viele Impulse mit und bin sehr dankbar für die Fragen und Ihre Antworten darauf!
Carolin von Schlippenbach: Sehr gern geschehen!

Josefa: Vielen Dank, Frau von Schlippenbach!
Carolin von Schlippenbach: Sehr gern geschehen!

Lissi: Danke für die Antwort, Frau von Schlippenbach!
Carolin von Schlippenbach: Sehr gern geschehen!

Jessy: Guten Abend,
wie unterscheidet sich motorische und kognitive Fatigue im Vergleich zum Uhthoff (Erwärmung)Phänomen zum Beispiel bei Hitzewellen?
Hat Vitamin d3 einen Einfluss auf Fatigue. Habe sekund. Progre. Ms und bin wegen Kognition (Aufmerksamkeit, Arbeitsgedächtnis) bereits berentet.
Carolin von Schlippenbach: Das Uhthoff-Phänomen meint eine Hitzeunverträglichkeit, an der ca 50 % der MS-Patienten leiden. Manche können beispielsweise aus einer warmen Badewanne nicht mehr aussteigen, weil die Muskeln durch die Wärme des Wassers schlapp und kraftlos werden. Es verschlimmert die Fatigue, wenn es dazukommt. Motorische Fatigue meint alles, was mit Bewegung zu tun hat, kognitiv (nenne ich lieber mental) meint das Denken und wie sich der Kopf fühlt (manche sagen, sie fühlten sich, als hätten sie plötzlich Watte im Kopf)

Toffifee: Guten Abend, bei mir wurde ms auch frisch diagnostiziert. Ich bin 33 und Mama von einem kleinen Sohn. Schlafmangel ist daher an der Tagesordnung. Ich frage mich ab wann spricht man von Fatique. Baut sich die Fatique im laufe der Zeit auf? Ich kann dieses Symptom überhaupt nicht zuordnen. Danke!
Carolin von Schlippenbach: Guten Abend, vielleicht ist bei Ihnen auch gar nicht die Fatigue das Thema sondern die Schlaflosigkeit vieler Eltern von Säuglingen. Fatigue bedeutet z.B. den Tag ausgeruht zu beginnen und durch kleine Alltagstätigkeiten (z.B. Staubsaugen oder anderes, was für den jeweiligen Menschen bis eben noch gar keine Anstrengung war) übermäßig zu erschöpfen. Wenn es die eigene Funktionstüchtigkeit einschränkt, länger als 6 Wochen auftritt und mehr als 50 % der Tage betrifft, dann spricht man von Fatigue.

Marianne: Wie kann man es schaffen, wenn man an Fatigue leidet, jeden Tag mehr Energie zu produzieren, als man durch den m ganz normalen Alltag"ausgibt", sodass noch Kraft für soziale Aktivitäten oder gar Hobbies bliebe?
Gibt es vielleicht ein "Programm" zum Pausen- oder Energiemanagement oder gute Tipps dazu?
Ist die App Elevida vielleicht empfehlenswert?
Vielen Dank im Voraus für Ihre Ideen, Frau von Schlippenbach!
Carolin von Schlippenbach: Hier stimmt die Zielsetzung nicht - es geht nicht darum jeden Tag mehr zu schaffen sondern im Gegenteil seine Energien so zu planen, dass von alleine etwas übrig bleibt für Selbstfürsorge!!! Es geht um kluge Begrenzung, Streichung, Outsourcing, Variation von Zielsetzungen, das bedeutet, die Fatigue und die Multiple Sklerose in das Leben zu integrieren, um wieder vergleichsweise glücklich und zufrieden sein zu können statt jeden Tag Mißerfolge zu erleben. Ein weiteres kleines Bild, nur zur Veranschaulichung, das ich in der Fatiguegruppe in der Klinik manchmal nutze: Was passiert mit einer Fabrik, wenn mindestens 30 - 50 % der Belegschaft gekündigt haben und der Besitzer läßt alles weiterlaufen wie bisher?

Freddy: Hab gerade erst gesehen, dass heute Chat ist.
hab nochne Frage, ich hab immer keine Lust etwas zu beginnen, obwohl es im Haushalt bei mir alles unordentlich ist und ich dringend anfangen müsste. Was kann ich machen, schieb es immer hinaus, bis es spät ist oder ich richtig schlapp bin, dann hab ich wenigstens eine ausrede.
Carolin von Schlippenbach: Guten Abend Freddy, vielleicht lohnt es sich, dem Phänomen mit psychologischer Hilfe auf den Grund zu gehen und einen Neustart zu planen - bestimmt spielen da mehrere Dinge zusammen, auch, dass Sie schon ganz viel Ihrer Kräfte im Verlauf des Tages verbraucht haben.

Patricia Fleischmann: Liebe Chatter, der Multiple Sklerose Chat ist für heute geschlossen. Weiter geht es erst wieder nach der Sommerpause am 20. September, dann vermutlich mit einem Chat für Neubetroffene. Die offenen Fragen beantwortet Frau von Schlippenbach noch. Bleibt mir, ein riesiges DANKE an Carolin von Schlippenbach zu senden für ihr super Engagement hier und heute im AMSEL-Chat! Ihnen allen wünsche ich noch einen schönen restlichen Abend und dass es gut klappt mit dem Fatigue-Management.

Carolin von Schlippenbach: Liebe MS-Erkrankte, Ihnen vielen Dank für Ihre Fragen, liebe Frau Fleischmann von AMSEL vielen Dank für diesen Chat und Ihre Unterstützung! Ihnen allen herzliche Grüße aus der Marianne-Strauß-Klinik, eine auf Multiple Sklerose spezialisierte Akutklinik mit angeschlossener Tagesklinik und Ambulanz am schönen Starnberger See.

Redaktion: AMSEL e.V., 19.07.2022