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Pflegereform als Mogelpackung?

22.08.08 - Am 1. Juli 2008 trat die Pflegereform in Kraft. Finanziell gesehen macht sie einen Schritt rückwärts.

Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt lobte die Einführung mit den Worten "Der 1. Juli ist ein guter Tag für die Pflege in Deutschland. Die Pflegereform bringt zahlreiche Erleichterungen und Verbesserungen für pflegebedürftige Menschen, ihre Familien und für die Pflegekräfte." Experten zweifeln aber an dieser Einschätzung, zumindest was die Erhöhung des Pflegegeldes anbelangt.

Kaufkraft gesunken

Sie rechnen vor, dass seit Einführung der Pflegeversicherung die Kaufkraft um 15 % gesunken ist, ohne dass eine Anpassung der Leistungen erfolgte. Die Leistungen sind damit aber streng genommen in der Vergangenheit um 15 % geschrumpft. Das Pflegegeld betrug vor der Reform 205 Euro in Pflegestufe 1, 410 Euro in Pflegestufe 2 und 665 Euro in Pflegestufe 3.

Schlimmer noch

Mit der Pflegereform wurden die Beträge in allen 3 Stufen um 10,- Euro erhöht. Damit konnten die Kaufkraftverluste der vergangenen Jahre nicht annähernd ausgeglichen werden. Schlimmer noch. Durch die hohe Inflationsrate von aktuell 3,1 %ist die aktuelle Teuerungsrate für 2008 bereits höher als der anteilige Anstieg des Pflegegeldes in Stufe 2 und 3. Da die nächsten Erhöhungen erst für die Jahre 2010 und 2012 vorgesehen sind ergibt sich für Pflegegeldbezieher unterm Strich ein dickes Minus.

Hoffen auf 2015 ?

Dies als großen Erfolg für Pflegebedürftige zu feiern klingt für viele Leistungsempfänger wie der reinste Hohn. Für die Zukunft besteht aber Hoffnung, dass die Leistungen nicht stetig weiter sinken. Ab 2015 soll eine Dynamisierung der Pflegeleistungen erfolgen. Wie dies allerdings konkret aussehen soll ist noch offen. Bleibt zu hoffen, dass, auf einem bis dahin wahrscheinlich niedrigerem Niveau, die Erhöhungen des Pflegegeldes dann dem realen Kaufkraftverlust angepasst werden.

Redaktion: AMSEL e.V., 21.08.2008