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Vorsichtig mit Fampridin bei Trigeminus-Neuralgie

Patienten mit Multiple-Sklerose-bedingter Trigeminusneuralgie sollten gut abwägen, ob sie Fampridin nehmen. Es könnte den Gesichtsschmerz noch verstärken.

Fampridin (auch bakannt als 4-Aminopyridin) ist ein orales Medikament, das seit Kurzem zugelassen ist, um die Gehgeschwindigkeit bei Multipler Sklerose zu erhöhen. Je nach Studie hilft Fampridin nur einem Drittel bis der Hälfte der Patienten. Diejenigen, die einen Effekt spüren gehen im Schnitt 25% schneller. Außerdem scheint es manchen auch bei Fatigue zu helfen (ist für dieses MS-Symptom jedoch nicht zugelassen).

Bis auf Epilepsie gibt es keine größeren Kontraindikationen für Fampridin (außerdem, siehe auch MS behandeln: bestehende Herzrhythmusstörungen, Nierenfunktionsstörungen). Vorsicht scheint jedoch auch bei Trigeminusneuralgie geboten zu sein, dem sehr starken, einschießenden Gesichtsschmerz, der in Sekundenattacken viele Male am Tag auftreten kann. So jedenfalls die Ergebnisse einer kleinen Studie.

Von 71 MS-Patienten, die am MS-Behandlungs und Forschungszentrum in Minneapolis mit Fampridin für Gehbehinderung behandelt wurden, litten 5 bereits vor der Behandlung unter Trigeminusneuralgie. Bei vier dieser Patienten verschlechterte sich die Trigeminusneuralgie mit der Einnahme von Fampridin.

Bei drei dieser Patienten begannen die Rezidive von Gesichtsschmerzen innerhalb eines Monats nach Beginn der Behandlung mit Fampridin, während bei einem anderen Patienten das Auftreten von schweren Schmerzen im Gesicht erst nach 18 Monaten auftrat.

Obwohl die Fampridintherapie gestoppt wurde, sobald der Schmerz sich verschlimmerte, wurde die Trigeminusneuralgie in einigen Fällen resistent gegen Medikamente. Diese Ergebnisse legen nahe, dass Fampridin zu einer Reaktivierung von neuropathischen Schmerzen führen kann. Trigeminusneuralgie gehört zu den schlimmsten Schmerzen überhaupt, teilweise können Patienten nicht mehr essen oder sogar sprechen, weil das Schmerzattacken auslöst. Angesichts dieser Schwere sollte auch eine Kleinstudie wie diese aus Minneapolis zu großer Vorsicht bei der Fampridintherapie und bestehender Trigeminusneuralgie führen.

Quelle: Neurology, 28.10.2014 ; MSIF News, 20.11.2014

Redaktion: AMSEL e.V., 26.11.2014