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Studie über Trigeminusneuralgie bei Multipler Sklerose

Nervenschmerzen im Gesicht gehören zu den übelsten Schmerzen, die man sich vorstellen kann. Leider sind nur bei einem Drittel aller OPs erfolgreich.

Eine OP gilt immer als letzte Maßnahme, klar. Doch wer mit Betroffenen spricht, die unter Trigeminusneuralgie leiden, versteht, dass die Patienten vieles opfern und riskieren, um diese unglaublich starken, einschießenden Schmerzen loszuwerden.

Beim einen kommt der einschießende Schmerz aus heiterem Himmel, beim andern in Verbindung mit bestimmten Bewegungen wie Kauen oder Sprechen. Beim einen ist er einseitig, beim andern bilateral (10% laut der jüngsten Studie). Im Wesentlichen verhält sich der Gesichtsschmerz wie die Multiple Sklerose selbst: Er hat 1000 Gesichter, ist bei jedem etwas anders.

Hier helfen auch keine normalen Schmerzmittel; Aspirin & Co. haben ausgesorgt. Was hingegen helfen kann, sind bestimmte Wirkstoffe gegen Epilepsie, auch Botox, wobei man ja nicht das Gesicht lähmen möchte, und vor allem: die Vermeidungsstrategie. Letztere ist natürlich nicht umzusetzen, wenn MS-Patienten schon beim Schlucken oder Sprechen unter Trigeminus-Neuralgie leiden.

Letzter Ausweg also: die Operation. Hier gibt es verschiedene Ansätze und Möglichkeiten, wie immer bei OPs am Nerven allerdings mit hohem Risiko verbunden, z.B. bleibenden Lähmungen.

Doch bringen OPs beim einschießenden Gesichtsschmerz überhaupt etwas ? Dieser Frage gingen US-Wissenschaftler nach, die 96 MS-Patienten mit insgesamt 277 Eingriffen untersuchten.

Das Ergebnis: In 66 % der Fälle halfen die Operationen nicht, unabhängig ob Ballonerweiterung oder Schnitt. Je öfter operiert wurde, desto geringer war sogar die Aussicht auf Erfolg.

Wozu also überhaupt operieren, bei so geringen Chancen auf Heilung ? Wer die heftigen Gesichtsschmerzen kennt, wird ahnen, dass 34 % Chance auf Besserung schon viel sind. Das Glas ist sozusagen zu einem Drittel voll anstatt zu zwei Dritteln leer. Wegen der großen Operationsrisiken (teils muss sogar die Schädeldecke geöffnet werden) werden behandelnde Ärzte jedoch erst alle andern Maßnahmen ausschöpfen, bevor sie ihren Patienten zu einem Eingriff raten.

Quelle: Neurosurgery. 05.08.2013

Redaktion: AMSEL e.V., 29.08.2013