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Reagieren MS-Patienten genauso "neuroplastisch" ?

Mittels transkranieller Magnetstimulation untersuchen deutsche Forscher Menschen mit Multipler Sklerose und Gesunde auf die Ausgleichsfähigkeit ihres Gehirns hin.

Ganz schön krass: Mit Hilfe der transkraniellen Magnetstimulation(TMS) haben Forscher im Gehirn von Gesunden wie MS-Kranken den Bereich für die Motorik der Hand kurzzeitig lahmgelegt, um zu schauen, wie das aussieht mit einer bestimmten Form der Neuroplastizität bei der Multiplen Sklerose.

Bekannt ist, dass viele MS-Patienten nach einem Schub Funktionen wiedererlangen können, das Gehirn findet eine Art Ausweg (oft ist es eher ein Umweg), um Verlorenes wieder auszugleichen. Man spricht von der Plastizität des Gehirns. Das kennt man auch von Schlaganfallpatienten, die ebenfalls verlorene Funktionen wiedererlangen können.

Doch es gibt verschiedene Formen der Neuroplastizität: eine, die sofort eintritt (die erregbarkeitsmindernde) und eine späte, bei der andere Hirnareale die Aufgaben übernehmen. Können MS-Betroffene Ausfälle einzelner Hirnareale mittels der so genannten erregbarkeitsmindernden Plastizität kompensieren?, war die Frage in dieser Studie.

Die Antwort nach Experimenten mit 14 Gesunden und 14 MS-Probanden: ja. Zumindest im frühen bis mittleren Stadium funktioniert diese Verlangsamung von Nervenkontakten, die es uns ermöglicht, dass wir uns auf einzelne motorische Aufgaben konzentrieren. Diese rasch einsetzende Form der Plastizität funktioniert also unabhängig von entzündlichem Gewebe im Gehirn.

Im Umkehrschluss bedeutet dies: Man sollte sich bei der Rehabilitation von MultipleSklerose-Patienten mehr auf die erst verzögert eintretende Neuropastizität konzentrieren. Bei der "späten" Neuroplastizität übernehmen gesunde Hirnareale die Arbeit von geschädigten Arealen.

Da bislang keine befriedigende krankheitsmodifizierende Therapie des progressiven Verlaufs vorliegt, ist es enorm wichtig, die Rehabilitationa als Teil der symptomatischen Therapie unter anderem dieser Patienten zu optimieren. Der TMS-Fund könnte dazu beitragen.

Quelle: Pressemitteilung der Universität Würzburg, 25.09.2012; Excitability decreasing central motor plasticity is retained in multiple sclerosis patients. Daniel Zeller, Su-Yin Dang, David Weise, Peter Rieckmann, Klaus V Toyka, Joseph Classen. BMC Neurology 2012, 12:92 doi:10.1186/1471-2377-12-92

Redaktion: AMSEL e.V., 26.09.2012