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Propionsäure bei Multipler Sklerose?

Erst kürzlich berichtete die ARD über dieses Nahrungsergänzungsmittel im Zusammenhang mit MS. Die AMSEL-Onlineredaktion sprach mit Professor Ralf Gold.

Dass der Darm das Immunsystem beeinflusst, ist inzwischen bekannt.
Auch über die Wirkung der Propionsäure hatte AMSEL.de bereits
berichtet. In Bochum beschäftigen sich Wissenschaftler mit der Gabe
von Propionsäure (als Nahrungsergänzungsmittel) bei Multipler
Sklerose. Einer davon ist Professor Doktor Ralf Gold.

Herr Professor Gold, noch gibt es keine groß angelegten
Studien zur Propionsäure, dafür aber Erfahrungen mit kleineren
Gruppen. Was haben Sie beobachtet? Wie wirkt Propionsäure bei MS? Welche Symptome kann es beeinflussen?
Prof. Ralf Gold: Es reduziert Entzündungsstoffe wie IL17 oder TNF Alpha bis zu 50 % und erhöht die Wächter-T-Lymphozyten etwa um 30 %. Dies sind Daten aus molekularen Untersuchungen in unserem Labor. Unsere Patienten berichten über bessere Belastbarkeit und Energie. Wir sind uns allerdings bewusst, dass wir keine Plazebo-Gruppe eingeschlossen haben.

Wie würden Sie dieses Nahrungsergänzungsmittel einordnen:
als symptomatische oder als immunregulierende Therapie? In
Monotherapie oder als Ergänzung zu anderen immunmodulierenden Mitteln?
Prof. Ralf Gold: Immer als synergistisch ergänzende Immuntherapie in Kombination mit Basistherapien. Die Darmflora ist deutlich verändert bei MS – hier kann das Propionat Veränderungen bewirken.

Planen Sie eine größer angelegte Studie zur Propionsäure?

Prof. Ralf Gold: Gemäß deutscher Gesetzgebung muss das BFARM erst entscheiden, ob das Präparat als Nahrungsergänzung fungiert – dann sind leicht größere Studien möglich. Auch kann dann eine echte Plazebo-Kontrolle erfolgen.

Auch Emmentalerkäse enthält Propionsäure. Wie viel
Emmentalerkäse müsste man essen, um auf eine Tagesdosis von 1000 mg Propionsäure zu kommen?

Prof. Ralf Gold: Meines Wissens ist der Gehalt abhängig von der Lagerzeit – die Propionbakterien im Emmentaler bilden die Blasen und wenn sich dort Salze bei altem Emmentaler finden, sind diese propionat-reicher als junger Käse. Ich habe die tägliche Aufnahme für Brot der 1980er-Jahre ausgerechnet – sechs Scheiben pro Tag hatten damals noch 1000 mg Propionat als Inhalt. Seit 1988 sind alle Brotsorten propionatfrei.

Haben Sie herzlichen Dank, Herr Professor Gold, für dieses Gespräch.

Redaktion: AMSEL e.V., 07.06.2017