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Off-Label-Zulassung von Gabapentin

Unter bestimmten Voraussetzungen ist Gabapentin zur Behandlung der Spastik im Rahmen der Multiplen Sklerose verordnungsfähig - so ein Beschluss des G-BA.

Mit dem Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) vom 23. Januar 2014 darf der oral einzunehmende Wirkstoff Gabapentin zur Behandlung der Spastik und schmerzhaften Muskelspasmen im Rahmen der Multiplen Sklerose off-label verordnet werden, wenn zugelassene Substanzen wegen Unverträglichkeit, unerwünschter Wirkungen oder fehlender Wirksamkeit nicht angewendet werden können.

Zu Beginn einer MS tritt eine Spastik eher selten auf. Vielmehr entwickelt sie sich zumeist erst im weiteren Verlauf. Bei einer Krankheitsdauer von mehr als 15 Jahren zählt sie mit zu den häufigsten Symptomen von MS-Erkrankten - nach Angaben des Deutschen MS-Registers für Baden-Württemberg sind es über 75% aller Betroffenen, die an einer Spastik leiden.

Ziel der Behandlung ist es, die durch die Muskelsteifigkeit erhöhte Muskelspannung zu verringern, die Bewegungsfähigkeit zu verbessern und spastik-bedingte Schmerzen zu verringern. Regelmäßige Physiotherapie, Sport und Bewegung können in erster Linie helfen. Das zeigt auch die neueste Broschüre "MS und Sport" von AMSEL und DMSG.

Reicht die nicht-medikamentöse Behandlung allein nicht aus, können Medikamente die Behandlung unterstützen:

  • Baclofen (oral), Baclofen (intrathekal),
  • Tizanidinhydrochlorid,
  • Nabiximols - Delta-9-Tetrahydrocannabinol (THC) + Cannabidiol (CBD)

Näheres zu den einzelnen Behandlungsmöglichkeiten finden Sie auch aufwww.amsel.de/ms-behandeln/

Gabapentin erweitert das Behandlungsspektrum

Mit dem G-BA-Beschluss, der am 28. März 2014 in Kraft getreten ist, kann nun auch Gabapentin off-label bei MS-Patienten zur Therapie der spastischen Bewegungsstörung (Tetra-, Paraspastik) und schmerzhafter Spasmen verordnet werden, wenn mit den voran genannten zugelassenen Substanzen keine ausreichende Linderung erzielt werden konnte oder eine Unverträglichkeit vorliegt.

Bewertungsgrundlage waren die Empfehlungen des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). In den dargelegten randomisierten kontrollierten Studien wurde eine signifikante Reduktion der Spastik bei MS-Patienten nachgewiesen. Auch habe Gabapentin in keiner der identifizierten Studien relevante Nebenwirkungen gezeigt, zu einer Verschlechterung der Spastik geführt oder negativen Effekt auf die Grunderkrankung gehabt.

Gabapentin, so heißt es weiter in den Empfehlungen des BfArM, soll einschleichend mit einer Einzeldosis von 100 mg 3 - 4 x täglich ein-dosiert werden. Die Aufdosierung erfolgt nach klinischer Wirkung. Die minimale Wirkdosis liegt bei 1200 mg/Tag (Mueller et al. 1997); eine optimale Wirkung wird für Dosen zwischen 2700 und 3600 mg/Tag angegeben (Formica et al. 2005).

Quelle: Bundesministerium für Gesundheit, Bundesanzeiger Amtlicher Teil B3 vom 27.03.2014

Redaktion: AMSEL e.V., 08.08.2014