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Multiple Sklerose und die Corona-Saison 2023/ 24

Auch wenn die Gefahr nachgelassen hat: Manche Menschen mit MS tragen nach wie vor ein erhöhtes Corona-Risiko. Wer sich wann am besten impfen lassen sollte und was zu tun ist, wenn dennoch eine Corona-Infektion auftritt - AMSEL informiert.

Momentan sieht alles so aus, als könnten wir zum ersten Mal seit Beginn der Corona-Pandemie ohne strikte Maßnahmen durch die Wintersaison kommen. Lediglich wellenförmige Endemien sieht das Robert-Koch-Institut auf uns zukommen, also: keine Pandemie mehr, sondern lokal begrenzte, wellenartige Ausbrüche ähnlich wie bei einer Grippe. "Endemien" eben.

Und so sieht auch die inzwischen freiwillige Prophylaxe aus: Wer mag, kann sich diesen Herbst wieder impfen lassen, aber keiner muss dies tun. Bestimmten Bevölkerungskreisen wird dennoch weiter nahegelegt, sich impfen zu lassen, denn sie sind immer noch besonders gefährdet.

Ein erhöhtes Risiko für eine Infektion und für einen schweren Verlauf besteht nach wie vor bei:

  • höherem Lebensalter
  • Vorerkrankungen und
  • unzureichendem Immunschutz.

Und dazu zählen auch einige Menschen mit Multipler Sklerose. Immunsupprimierende Medikamente, aber auch schlecht belüftete Atemwege können eine SARS-CoV-2-Infektion und danach einen womöglich schweren Verlauf wahrscheinlicher machen als in der (jüngeren) Durchschnittsbevölkerung. Und genau dies trifft auf viele Menschen mit Multipler Sklerose zu. Da das Immunsystem mit dem Alter nachlässt, gilt außerdem: je älter, desto wahrscheinlicher ist eine Infektion.

Alle einig: Gefährdete Gruppen sollten sich impfen lassen.

Diesen Patientinnen und Patienten mit Multiple Sklerose empfehlen der Ärztliche Beirat der DMSG und das KKNMS daher, sich zwölf Monate nach der letzten Impfung oder auch Infektion einer Auffrischungsimpfung zu unterziehen. Ein günstiger Zeitpunkt ist vermutlich der Herbst, da vermutet wird, dass auch Corona – ähnlich wie die Grippe – hauptsächlich saisonal auftreten wird. Ein günstiger Zeitpunkt dafür ist Ende Oktober bis November.

Bereits im Sommer 2023 hatte die STIKO ihre längerfristigen Empfehlungen bekanntgegeben, ebenso hatte sich Professor Mathias Mäurer Ende Juli für eine jährliche Impfung bei Multipler Sklerose ausgesprochen, auch dann, wenn die Patientinnen und Patienten bisher gut durch die Pandemie gekommen sind. Eine Wildtyp-Infektion sei alle Mal unangenehmer als die (möglichen) sehr temporären Nebenwirkungen einer Impfung. Der ärztliche Beirat des Bundesverbandes der DMSG und die KKNMS haben diese Empfehlungen nun noch weiter spezifiziert auf MS.

"Diese Gruppen sollten definitiv eine Impfung im Herbst in Betracht ziehen", plädiert Professor Mathias Mäurer in Bezug auf "ältere MS-Betroffene, PatientInnen mit ausgeprägten Behinderungen und PatientInnen, die mit anti-CD20 Antikörpern behandelt werden, [da sie] ein höheres Risiko für schwere Covid-19 Verläufe haben." – Die Daten aus der Pandemie hätten gezeigt, dass diese Patientengruppen besonders gefährdet seien. Er erachtet es daher zusätzlich für sinnvoll, wenn auch deren Familienmitglieder bzw. engere Kontakte ihre Impfung auffrischen.

Anti-Virus-Mittel: mögliche Wechselwirkungen

DMSG und KKNMS gehen außerdem auf Virostatika ein. Das sind jene Medikamente, die helfen, das Virus zu bekämpfen, wenn man sich bereits infiziert hat: Lagevrio®, Paxlovid® und Veglury®. Sie sollen bei besonders gefährdeten Personen einen schweren Covid-19-Verlauf vermeiden. Allerdings müssen sie schon binnen fünf Tage nach Beginn von Covid-19 eingenommen werden. Dazu kommt, dass Paxlovid mit anderen Medikamenten Wechselwirkungen verursachen kann. Man sollte also unbedingt dem Arzt sowohl von seiner MS als auch von den eingenommenen Medikamenten berichten.

Weiter wichtig: Schutz in geschlossenen Räumen

Für gefährdete Personen mit erhöhtem Infektions- und Verlaufsrisiko sind außerdem die AHA-L-Regeln nach wie vor wichtig. D. h., sich vor allen Dingen in geschlossenen Räumen mit (vielen) anderen Menschen zu schützen, beispielsweise durch das Tragen einer Maske und, wo möglich, durch regelmäßiges Lüften. Typische Orte sind: Theater, Kino, Bahnen und Busse.

Auch wenn es keine Vorschriften für den Aufenthalt in Seniorenheimen mehr gibt, empfiehlt der Ärztliche Beirat des Bundesverbandes Menschen mit Symptomen dennoch weiterhin, im Zweifel entweder vorher einen Coronatest zu machen oder von einem Besuch abzusehen. Zudem kann man jederzeit auch als weniger Gefährdeter aus Rücksicht gegenüber gefährdeten Personen freiwillig eine Maske tragen oder Abstand halten.

Quellen: KKNMS, 06.10.2023; DMSG Bundesverband, 26.092023; MS-Docblog, 28.07.2023.

Redaktion: AMSEL e.V., 09.10.2023