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MS-Immunmodulation in der Schwangerschaft

Soll ich meine Multiple-Sklerose-Therapie bei Kinderwunsch absetzen ? Kanadische Forscher haben vorhandene Daten systematisch untersucht.

Welchen Einfluss haben krankheitsmodifizierende Therapien bei Multipler Sklerose wie Beta-Interferone, Glatiramerazetat und Natalizumab auf das Kind ? Kanadische Forscher verschafften sich einen Überblick über die Daten.

In insgesamt 15 Studien waren 761 Schwangerschaften unter Beta-Interferonen, 97 unter Glatiramerazetat und 35 unter Natalizumab-Therapie dokumentiert worden. Das Design der Studien reichte von schwach bis gut; keine der Studien wurde als "exzellent" bewertet. Geringe Fallzahlen limitierten die Aussagekraft der meisten dieser Studien.

Einfluss auf Geburtsgewicht gering ?

Die besseren darunter kamen zu folgendem Ergebnis: Beta-Interferone hatten im Vergleich mit therapiefreien Schwangerschaften einen negativen Einfluss auf

  • das Geburtsgewicht,
  • die Geburtslänge und
  • die Frühgeburtenrate (weniger als 37 Wochen).

Allerdings war der Einfluss auf das Geburtsgewicht nicht sehr hoch (nicht unter 2.500 g). Auch zeigte es keinen Einluss auf die Kaiserschnittrate, Anomalien oder Schwangerschaftsabgänge.

Zu Glatiramerazetat und Natalizumab gibt es nur wenige akzeptable Studien. Glatiramerazetat hatte hier keinen Einfluss auf Geburtsgewicht, Anomalien, Frühgeburtsrate oder Schwangerschaftsabgänge. Auch Natalizumab scheint auf diese Faktoren keinen Einfluss zu haben.

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Keine der Studien untersuchte den Einfluss von Mitoxantron oder Fingolimod während der Schwangerschaft auf die Gesundheit der neugeborenen Kinder. Eine Studie, die immunmodulierende MS-Mittel während der Empfängnis untersuchte (viele setzen die Behandlung ab, sobald sie wissen, dasss sie schwanger sind), fand keinerlei Einfluss auf Frühgeburtsrate oder Geburtsgewicht. Nur wenige Studien untersuchten die Kindsentwicklung längerfristig, ob also vermehrt Folgen auftreten, die sich erst später in der Entwicklung des Kindes zeigen.

Die kanadischen Forscher kommen daher zu dem Schluss, dass weitere Studien notwendig sind, um zu beurteilen, ob Therapien gegen Multiple Sklerose während der Zeugung oder Schwangerschaft problemlos angewandt werden können. Derzeit wird weiterhin geraten, die Behandlung zu unterbrechen.

Quelle: Neurology, 29.08.2012

Redaktion: AMSEL e.V., 04.09.2012