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Höhere Sturzgefahr bei progressiver Multipler Sklerose

Patienten mit schleichendem Verlauf sind besonders gefährdet zu stürzen. Doch auch Betroffene mit schubförmigem Verlauf sollten aufpassen.

Stürze sind häufig ein Problem für Menschen mit MS: rund 50 % sind betroffen. Diesem Umstand haben sich diverse Studien gewidmet.

Die Balance lässt sich mit der Berg Balance Scale (BBS) messen. Sie bewertet in 16 Rubriken mit 0-4 Punkten. Der Maximalwert liegt bei 56.

Stürze durch Skala vermeiden ?

In einer irischen Studie kam diese Skala zum Einsatz. Es ging darum, das Fallrisiko anhand der erreichten BBS-Werte zu prognostizieren. Mit diesem Wissen könnten Betroffene in Zukunft eher Stürze vermeiden.

Doch das Ergebnis sprach nicht für eine Sturzgefährdung nach BBS. Der Anteil der Patienten, die stürzten und derer, die nicht stürzten unterschied sich kaum, bei unterschiedlichen BBS-Werten.

Einlegesohlen nur bedingt hilfreich

Auch spezielle Einlegesohlen mit einer Textur hatten keinen wesentlichen Einfluss auf Balance und Sturzgefahr. Sie verbesserten jedoch das subjektive Gefühl der Teilnehmer mit senso-motorischen Problemen an der Fußsohle.

Andere Studien brachten jedoch ein deutlichere Ergebnisse: Sie konnte zeigen, dass Patienten mit progressiver MS doppelt so oft stürzten wie Patienten mit schubförmigem Verlauf. Und dass die EDSS-Werte von um 4 und 6 auf ein erhöhtes Sturzrisiko schließen lassen: Ab einem EDSS-Wert von 4 können sind Menschen nicht mehr uneingeschränkt gehfähig, können aber noch mind. 500m ohne Rast und Hilfe gehen. Ab EDSS 6 braucht ein Patient abwechselnd oder ständig eine Krücke, um 100m zurückzulegen.

Sturzfallen erkennen und abbauen, Gehhilfen nutzen

Zu lernen wäre aus diesen Ergebnissen vor allem, dass Betroffene Sturzfallen in der eigenen Umgebung abbauen sollten. Schon eine Teppichkante oder eine Türschwelle von einem halben Zentimeter können einen Sturz verursachen. Ganz abgesehen von fehlenden Handläufen oder Verzicht auf Gehhilfen, wenn diese nötig sein sollten.

Gehhilfen sollen Mobilität wiedergeben. Sie ermöglichen Menschen mit Multipler Sklerose und Gangstörungen wieder mobil zu sein. Von der Außenwelt wird das leider oft anders wahrgenommen und es heißt beispielsweise jemand sei "an den Rollstuhl gefesselt."

Quelle: ECTRIMS 2013

Redaktion: AMSEL e.V., 10.01.2014