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Erste Multiple-Sklerose-Tagesklinik in Deutschland eingerichtet

09.06.07 - Institut für Neuroimmunologie und Klinische Multiple-Sklerose-Forschung in Hamburg eröffnet - Neue Therapie-Ansätze in der Entwicklung

Am 06. Juli wurde das das Institut für Neuroimmunologie und Klinische Multiple-Sklerose-Forschung - kurz "inims" - im Zentrum für Molekulare Neurobiologie (ZMNH) am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) feierlich eröffnet.

Neue Therapieentwicklung als Ziel

Neue Therapien für alle Stadien und Verlaufsformen der Multiplen Sklerose zu entwickeln ist das zentrale Forschungsziel des neu gegründeten Instituts. Außerdem soll MS-Erkrankten ein optimaler Zugang zu bewährten, neuen und experimentellen Diagnose- und Therapieverfahren geboten werden.

"Inims" ist das Ergebnis einer Partnerschaft zwischen dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) und der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung. Das UKE hatte in einem bundesweiten Wettbewerb der Stiftung unter sieben Bewerbern den Zuschlag für die über fünf Jahre bereitgestellten 1,25 Millionen Euro Fördermittel der Hertie-Stiftung erhalten und selbst zehn Personalstellen plus drei Millionen Euro beigesteuert.

Geleitet wird das Institut von Prof. Dr. Roland Martin, der am 1. September 2006 seine Tätigkeit als Institutsdirektor und Professor (W3) für Neuroimmunologie und Klinische MS-Forschung aufgenommen hatte. Professor Martin war bis 2005 in den USA Direktor der "Cellular Immunology Section" der renommierten National Institutes of Health. Der Hertie-Stiftung ist es über eine Stiftungsprofessur gelungen, ihn zurück nach Deutschland zu holen.

Hilfe im frühen Stadium der Multiplen Sklerose

Das Forscherteam des "inims" beschäftigt sich mit den Ursachen der Multiplen Sklerose, der Frage, welche Zellen des Immunsystems und des Nervensystems für die im Gehirn entstehenden entzündlichen Herde verantwortlich sind, und insbesondere mit der Entwicklung neuer Behandlungsformen: Im frühen Stadium soll mit Hilfe einer Toleranzinduktion die gestörte Immunantwort, die sich bei MS-Erkrankten gegen Strukturen der Markscheiden des Gehirns und Rückenmarks richtet, wieder in den Normalzustand versetzt werden. Ein vielversprechender Ansatz wird in natürlichem Phenol, das aus Olivenöl und Olivenblättern isoliert werden kann, gesehen. Es überschreite die Blut-Hirn-Schranke und solle neben neuroprotektiven Wirkungen eine Reihe anderer, für die Multiple Sklerose vorteilhafter Wirkungsmechanismen haben. Die neuroprotektive Wirkung des Phenols und die gute Verträglichkeit seien in Vorstudien bestätigt worden.

Reinfusion autologer Stammzellen bei aggressivem MS-Verlauf

In Kooperation mit der Interdisziplinären Klinik und Poliklinik für Stammzelltransplantation des UKE wurde mit der autologen hämatopoetischen Stammzelltransplantation begonnen. Die Behandlung für Patienten mit besonders aggressiver Verlaufsform der MS zielt darauf ab, durch Chemotherapie das gestörte Immunsystem und alle beteiligen Zellen zu eliminieren. Durch Reinfusion autologer Stammzellen soll ein neues, tolerantes Immunsystem generiert werden.

Patientenversorgung, klinische Forschung und Grundlagenforschung vernetzt

Die Patientenversorgung findet in Kooperation mit der Klinik für Neurologie von Prof. Dr. Christian Gerloff auf dem UKE-Gelände statt, nur wenige Gehminuten vom Zentrum für Molekulare Neurobiologie (ZMNH) entfernt. Als Inhaber der Stiftungsprofessur ist Professor Martin zugleich Leiter einer MS-Einheit in der Klinik für Neurologie. Damit wird die bereits seit 1995 am UKE bestehende MS-Sprechstunde gestärkt. Zudem wurde im Frühjahr 2007 die erste MS-Tagesklinik Deutschlands eingerichtet, in der Infusionsbehandlungen und Untersuchungen ambulant durchgeführt werden können.

Förderung durch Hertie-Stiftung

Die Hertie-Stiftung möchte mit der Einrichtung des "inims" die klinische Forschung zur Multiplen Sklerose auf hohem Niveau fördern und das ärztliche Behandlungsangebot für MS-Erkrankte verbessern. Mit der Förderung der Forschung will die Hertie-Stiftung helfen, das Wissen über die Entstehung der Multiplen Sklerose voranzubringen und kausale Therapiestrategien zu entwickeln. Seit ihrer Gründung hat die Hertie-Stiftung 43 Millionen Euro für die MS-Forschung und die Unterstützung MS-Erkrankter aufgewandt.

Quelle: Gemeinsame Pressemitteilung des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf und der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung

Redaktion: AMSEL e.V., 09.07.2007