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COVID 19 Impfung und MS-Immuntherapie

Covid-19 Impfung bei laufender Immuntherapie ist ungefährlich. Ein zeitlicher Abstand zur letzten Ocrevus-Behandlung ist wünschenswert, jedoch kein Muss, so Prof. Mathias Mäurer auf MS-Docblog.

Die derzeit verfügbaren Covid-19-Impfstoffe sind alle Totimpfstoffe. Daher geht für Patienten unter Multiple-Sklerose-Therapie keine Gefahr davon aus. Der Impferfolg kann jedoch bei den einzelnen Immuntherapien unterschiedlich stark ausfallen, da sie die Reaktionsbereitschaft des Immunsystems bremsen können. Prof. Mathias Mäurer teilt die MS-Wirkstoffe so im Zusammenhang mit einer Covid-19-Impfung ein:

Covid-19-Immunisierungsschutz unter MS-Therapie
Hinweis: Die Empfehlungen sind nicht evidenzbasiert, sondern Prof. Mathias Mäurers Einschätzung nach derzeitigem Wissensstand: 22. Januar 2021.
MS-Immunmodulatoreingeschränkte SchutzimmunitätEmpfehlung
(Einschätzung nach derzeitigem Wissensstand)
Interferone, Copaxone, Teriflunomid, Dimethylfumarat oder Natalizumabeher geringjederzeit impfen lassen
Ozanimod, Fingolimod wahrscheinlich etwas stärker

 jederzeit impfen lassen

 

Cladribinwahrscheinlich etwas stärkerca. 1 – 2 Wochen Abstand zur Tabletteneinahme empfohlen.
Ocrelizumabwahrscheinlich stärker (s. genaue Ausführungen auf MS-Docblog)Wenn möglich einen Abstand von 12 Wochen zur letzten Behandlung einhalten. Falls nicht möglich, dennoch impfen lassen.

Im Fokus: Covid-19-Impfung und Ocrelizumab (Handelsname: Ocrevus)

Ocrelizumab reduziert bestimmte Immunzellen, die B-Zellen. Die wiederum spielen bei einer Impfantwort eine wichtige Rolle. Wie in der Tabelle oben beschrieben, wäre daher ein Abstand zur letzten Ocrelizumab-Gabe von 12 Wochen erstrebenswert. Noch besser wäre es freilich, wenn man vor dem Beginn der Therapie geimpft würde. Falls also ein Therapiebeginn mit Ocrelizumab ansteht, sollte man mit seinem Neurologen besprechen, ob man damit wartet, bis man gegen Covid-19 geimpft ist oder nicht. Das ist ein individuelles Abwägen der Risiken (mögliche Schübe auf der einen, eine Covid-19-Erkrankung auf der anderen Seite).

Daten zur konkreten Impfantwort auf einen Covid-19-Impfstoff unter Ocrelizumab gibt es derzeit [Stand: Januar 2021] noch nicht; die können erst im Laufe der Zeit kommen, wenn immer mehr Menschen, darunter auch Menschen mit MS unter Ocrelizumab, geimpft und Daten dazu gemeldet wurden.

Impfschutzdaten mit anderen Impfstoffen

Die Impfantwort bei anderen Impfstoffen unter Ocrelizumab wurde jedoch in Studien geprüft und zwar mit dem Pneumokokkenimpfstoff, Grippeimpfstoff und sogar mit einem Impfstoff, dessen Zielerreger dem menschlichen Immunsystem unbekannt ist und der deshalb Rückschlüsse auf eine zu erwartende Impfantwort auf den Covid-19-Impfstoff unter Ocrelizumab zulässt.

Demnach könnte die Impfantwort unter Ocrelizumab-Behandlung zwar eingeschränkt sein; sie ist jedoch wahrscheinlich in den meisten Fällen ausreichend. Die Studienautoren raten deshalb, zu impfen, wenn eine sinnvolle Indikation besteht - und die ist bei einer Erkrankung wie Covid-19 gegeben, denn hier ist eine Impfung der echten Infektion vorzuziehen.

Nachträgliche Ergänzung zum Text oben: Empfehlungen des DMSG-Bundesverbandes zu einzelnen Wirkstoffen und der Coronaschutzimpfung finden sich hier [abgerufen am 10.02.2021].

Quellen: Neurology, 29.07.2020; MS-Docblog, 21.01.2021.

Redaktion: AMSEL e.V., 22.01.2021