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Bei Multipler Sklerose: Geist trainieren und die kognitive Reserve vergrößern

MS-Betroffene, die sich anspruchsvoll beschäftigen, haben ein besseres Gedächtnis und mehr Aufmerksamkeit. Das fanden Regensburger Forscher mit ihrer Langzeitstudie heraus.

Multiple Sklerose kann die kognitive Leistungsfähigkeit (vorzeitig) einschränken. Gedächtnis und Konzentrationsfähigkeit sind mitunter schlechter als bei gesunden Altersgenossen. Das merkt man daran, dass man Namen leichter vergisst, an Wortfindungsstörungen (gern wird dann der Gegenstand umschrieben, etwa "das Ding zum Schuhe zumachen" anstatt von "Schnürsenkel"), daran, dass man sich auf längere Vorträge, Filme, Bücher nicht mehr so gut konzentrieren kann und dass einen plötzlich auftretende Änderungen im Plan aus der Kurve werfen. Das mit der Fähigkeit zur spontanen Problemlösung wird zunehmend schwieriger.

Ist doch alles normal ? Eine Alterserscheinung ? Ja und nein. Mit Multipler Sklerose treten kognitive Störungen mitunter früher auf. Einfach, weil die kognitive Reserve - darüber verfügt unser Gehirn, um eben altersbedingte Einschränkungen ausgleichen zu können - schneller aufgebraucht ist.

Die sehr gute Nachricht: Man kann diese Reserve vergrößern, indem man geistige Fähigkeiten trainiert. Gern denkt man jetzt an Kreuzworträtsel, doch das wäre zu eng gedacht. Jede (auch) geistig anspruchsvolle Tätigkeit nützt. Das können gezielte kognitive Übungen sein, wie etwa das von AMSEL und DMSG entwickelte Internettool "MS Kognition". Es zählt aber auch ein reges Sozialleben. Eine neue Sprache zu lernen. Mit links Zähne putzen (für Linkshänder: mit rechts). Neue Rezepte ausprobieren. Oder schlicht ein Job, der einen geistig herausfordert und trainiert. Selbst Sport fördert den Geist.

In der retrospektiven Untersuchung mit 128 Patienten, die über 12 Jahre hinweg unter5sucht und befragt wurden, zeigte sich, dass die MS-Symptome mitunter weniger stark ausfallen, je länger die Ausbildungsphase der Betroffenen war. Stimmt die Theorie, so kann man rückschließen, dass eine längere, geistig anspruchsvolle Ausbildungszeit bereits früh die kognitive Reserve der Patienten vergrößert hat und sie später davon profitieren.

Doch das lässt sich nachholen. Umgekehrt war es nämlich auch so laut den Regensburger Forschern, dass eine hohe geistige Aktivität im Berufsleben wie im Alltag bei diesen Patienten mehr bewirkte als bei denjenigen, die ihre kognitive Reserve schon früher ausgebaut hatten.

Man kann das Gehirn trainieren. Neu ist diese Erkenntnis als solche nicht. AMSEL.DE berichtete schon viel darüber und richtete deshalb auch ein Tool wie MS Kognition ein. Doch wirft die Untersuchung ein genaueres Licht auf den Ausbau der kognitiven Reserve. Credo: Dafür ist es niemals zu spät !

Quelle: Pressemitteilung der Universität Regensburg, 29.04.2016

Redaktion: AMSEL e.V., 02.05.2016