Spenden und Helfen

20-jähriges Bestehen des AK-Leben

09.06.05 - Auf 137.300 Stunden ehrenamtliches Engagement brachte es der Arbeitskreis Leben Stuttgart e.V. (AKL) – Hilfe bei Selbsttötungsgefahr und Lebenskrisen – im Jahr 2004.

1985 gegründet durch Initiative engagierter Bürgerinnen und Bürger in Stuttgart und mit Unterstützung des Unterausschusses „Suizidprophylaxe“ der Stadt Stuttgart und der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention (DGS) berät und begleitet der AKL seitdem Menschen in akuten Lebenskrisen, ganz besonders bei suizidalen Krisen, sowie Familien in Sorge um Angehörige und Menschen, die einen Suizid in der Familie oder im nahen Umfeld zu verkraften haben.

In Baden-Württemberg sind insgesamt elf Einrichtungen aktiv. Professor Dr. Phil. Thomas Giernalczyk (Dipl. Psych.) hielt beim Vereinsjubiläum einen interessanten Vortrag zum Thema „Die Not des suizidalen Menschen und seine Beziehung zu anderen“. Der Diplompsychologe, der in München zu den Thema Krisenintervention und Beratung lehrt, ist Vorstandsmitlied der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention – Hilfe in Lebenskrisen e.V. (DGS).

An Fallsequenzen erläutert

Ausgehend von der psychischen Not suizidaler Menschen beschrieb der Referent wichtige Modelle zur Erklärung und Behandlung von Suizidalität. Er erläuterte die Bedeutung von Lebenskrisen, psychische Erkrankungen und psychologische Konzepte und zeigte auf, was unter Multilevel Suizidprävention zu verstehen ist. Anhand von Fallsequenzen erklärte er wichtige Aspekte suizidaler Not. Dabei bildet die Dynamik narzisstischer Kränkungen und der Versuch, mit Suizidalität einer unerträglichen inneren Situation zu entkommen, einen wichtigen Bereich des Vortrags. Auch ging er auf die schwierige Situation scheinbarer Erpressung durch Suizidale als Versuch, andere dazu zu zwingen, sie vor drohenden Einsamkeitsgefühlen zu schützen. Abschließend zeigte Prof. Giermalczyk Wege auf, wie Angehörige durch Beratung und Verhaltensänderungen Suizidalität mildern können.

Besonderes Merkmal des AK Leben ist (wie z.B. bei den Telefonseelsorgen) die integrierte Kooperation von geschulten Ehrenamtlichen und angestellten Fachkräften. Ehrenamtliche sind das wesentliche Standbein der AKL-Arbeit. Sie durchlaufen eine intensive Schulung, die sie auf die Begleitung krisenbelasteter und suizidaler Menschen in ihrem Alltag vorbereitet. Sie werden fortlaufend durch Fachkräfte in Supervisionsgruppen beraten und begleitet, so dass sie bei ihrer schwierigen Begleitungsarbeit ihrerseits die erforderliche Unterstützung haben und nicht auf sich allein gestellt sind. Diese Aktivität Ehrenamtlicher stellt nicht nur einen Multiplikator zur Ent-Tabuisierung des Themas Suizidalität dar, sondern ist zugleich auch ein herausragendes Feld bürgerschaftlichen Engagements.

Hinterbliebene nach schrecklicher Erfahrung

Im vergangenen Jahrzehnt sind als ein wichtiges prophylaktisches Angebot des AKL die Gesprächsgruppen für Hinterbliebene nach Suizid dazu gekommen. Hinterbliebene sind häufig in ihrem Umfeld allein gelassen mit der schrecklichen Erfahrung Suizid und bedürfen häufig eines eigenen, sie in ihrer besonderen Trauer unterstützendes Angebotes.

Inzwischen hat sich der AKL neben allen Angeboten für krisenbelastete, suizidale Menschen zu einer Fachberatungsstelle zu Fragen suizidaler Gefährdung im sozialen Netz der Stadt Stuttgart und ihrer Region entwickelt. Dazu erreichen den AKL Anfragen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum, besonders seit er im Internet präsent ist, www.ak-leben.de (rund 8.800 Besucher im Jahr).

Von Spenden abhängig

Der Arbeitskreis Leben Stuttgart e.V. (AKL) ist Mitglied im Deutschen Paritätischer Wohlfahrtsverband (DPWV), in der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention (DGS) und der Arbeitsgemeinschaft der Arbeitskreise Leben in Baden-Württemberg (LAG AKL Ba-Wü).

Finanziell wird der AKL z.Zt. gefördert von der Stadt Stuttgart sowie vom Land Baden-Württemberg. Diese Förderung deckt lediglich rund 50 Prozent der notwendigen Ausgaben zur Aufrechterhaltung des AKL-Angebotes, den Rest der Finanzierung muss der AKL durch Eigenmittel, Spenden und Bußgelder aufbringen, wobei letztere immer schwieriger zu akquirieren sind.

Wert Bürgerschaftlichen Engagements

Die KrisenbegleiterInnen haben in diesen Jahren rund 137.300 Stunden ehrenamtliches Engagement in die Arbeit des AKL eingebracht. Dies entspräche bei einem (eher zu niedrig veranschlagten) Stundensatz von 10 Euro/Std. einem Wert des ehrenamtlichen Engagements von 1.373.000 Euro.

Redaktion: AMSEL e.V., 09.06.2005