
Besonders in der Vorweihnachtszeit machen wir es uns hübsch und gemütlich rund ums eigene Heim. Ob nun aus religiösen Gründen oder aus purer Tradition. Vieles gehört für uns einfach dazu. Schön, wenn alles klappt. Doch was tun, wenn man sein persönliches "Ziel" in diesem Jahr nicht erreicht ?
Hier mal eine Liste der möglichen "Erledigungen" in den Wochen vor Weihnachten. Spaßeshalber haben wir sie durchnummeriert:
- Weihnachtsprogramm ausdenken
- Weihnachtsprogramm einstudieren
- Steuer vom Vorjahr fürs Finanzamt / den Steuerberater vorbereiten
- Plätzchen backen und verzieren
- Plätzchen verpacken und verteilen
- Stollen und / oder Früchtebrot backen
- Adventskalender basteln
- Adventkalenderinhalt kaufen
- Adventskalender bestücken
- Weihnachtsschmuck kaufen / ergänzen / reparieren
- Adventskranz basteln und aufstellen
- Haus schmücken
- Balkon oder Garten schmücken
- Arbeitsplatz schmücken
- Nikolauskostüm besorgen
- Nikolausgeschenke kaufen und verpacken
- Nikolaus spielen
- Adventsprogramm vortragen
- Sachen stricken, nähen...
- Leute einladen
- auch an Leute denken, die man selten trifft oder spricht
- Weihnachtspost schreiben
- Weihnachtspost beantworten
- viel telefonieren
- Tischdeko für Adventskränzchen besorgen und arrangieren
- Lieder singen
- zu Einladungen gehen
- Weihnachtsmärkte besuchen
- (häufiger) in die Kirche gehen
- Weihnachtsfeiern mit Arbeitskollegen verbringen
- Weihnachtsfeiern mit Vereinskollegen verbringen
- Geschenke ausdenken
- Geschenke einkaufen
- Geschenke einpacken
- Leute besuchen
- Spenden überweisen
- besondere Geschenke basteln
- Weihnachtsbaum kaufen
- weitere Plätzchen backen, wenn Vorräte zur Neige gehen
- Platz schaffen für Weihnachtsbaum
- Weihnachtmenü überlegen
- Zutaten für Weihnachtsmenü einkaufen
- Weihnachtsmenü vorbereiten
- Platz im Kühlschrank schaffen
- Tisch schmücken
- Getränke kalt stellen / erwärmen
- Weihnachtsmenü kochen
- Baum aufstellen
- Baum schmücken...
Zugegeben: Das sieht mehr nach einer To-Do-Liste aus als nach Besinnlichkeit. Und berücksichtigt dabei "nur" das Private. Jeder weiß, dass sich in einem meist kurzen Arbeitsdezember die Aufgaben im Job besonders häufen. Und vieles "plötzlich" auftaucht, was unbedingt noch in diesem Jahr erledigt sein möchte. Dabei erhebt die Liste keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Sicherlich gibt es einige Menschen, die sie noch ergänzen könnten.
Den allerwichtigsten Punkt haben wir jedoch vergessen, dabei gehört er doch eigentlich an die erste Stelle:
- besinnlich sein, das Leben genießen

Das heißt doch, sich Zeit nehmen, wo wenig Zeit ist. Für manchen artet das Jahr für Jahr in Stress aus. Dinge, die für sich genommen viel Spaß machen würden, führen so geballt und unter Zeitdruck zu Stress. Es fehlt zwischen den Erledigungen die Zeit zum Durchatmen. Und das gilt es zu vermeiden, für alle, aber vielleicht besonders für Menschen mit Multipler Sklerose.
Man könnte sich jetzt jedem einzelnen Punkt widmen und verschiedene Varianten diskutieren wie zum Beispiel nur 2 Plätzchensorten backen statt 5. Oder: Socken kaufen statt stricken. Doch es geht einfacher wenn man die Tipps von Florian Thomas, Neurologieprofessor und Kliniker der Saint Louis University beherzigt:
Ganz wichtig ist - und natürlich gilt das nicht nur für Menschen mit MS -, seine Erwartungen an die Vorweihnachtszeit wie an die Feiertage selbst den eigenen Möglichkeiten anzupassen. Zeitlich, kräftemäßig sowie den körperlichen Fähigkeiten nach sollte man seine Erwartungen auf ein realistisches Maß herunterschrauben. Vergleiche mit Vorjahren zählen nicht - Sie leben jetzt !
Verschiedene MS-Symptome sind besonders "ungeeignet" für vorweihnachtlichen Stress: Fatigue, Hitzeempfindlichkeit (auch Uhthoff genannt) und Probleme mit Multitasking. Kommunikation ist hier der Schlüssel zu Ihren Liebsten. Die können nicht in Sie hineinsehen. Wenn Sie aber sagen: Das und das geht, das nicht. Das ist mir wichtig, auf jenes kann ich auch verzichten, kann sich Ihre Umgebung anpassen.
Und nochmal zu Fatigue: Sich unter Druck zu setzen ist bei diesem Symptom kontraproduktiv. Eine Prioritätenliste, bei der die untersten Punkte im Zweifel einfach wegfallen, hilft. Und: Anstatt sich einen Wecker zu stellen, um bestimmte Dinge zu erledigen, sollten sich Betroffene lieber einen Wecker stellen, um kurz auszuruhen. Manchmal lädt eine kurze Pause die leeren Batterien wieder auf, vorausgesetzt, man gönnt sie sich rechtzeitig. Doch gerade unter Stress vergisst man die Pausen häufig, darum der Wecker.

Regelmäßige Pausen sind gerade dann wichtig, wenn es stressig wird.
Routine bewahren: Auch das ist mit MS manchmal wichtiger als die hundert Ausnahmen während der Feiertage. Dazu gehört ein weiter regelmäßiger Schlaf-Wach-Rhythmus. Regelmäßige, nicht zu üppige Mahlzeiten. Hier besteht die Gefahr von Fatigue wie Uhthoff. Zu bedenken, dass Alkohol mit einigen Medikamenten reagiert, zum Beispiel erhöht er die Wirkung von Muskelrelaxantien und kann Fatigue verstärken.
Das gilt auch für die Heizung, Kerzen, viele Menschen in einem Raum: Die kuschelige Feiertagshitze drinnen kann Ihre Symptome verstärken (wieder das Uhthoff-Phänomen). Darum: Regelmäßig lüften und die Heizung eher etwas runterdrehen.
Das sind einige der wichtigsten Punkte, die Thomas anspricht. Er warnt aber auch: Man kann nicht alles planen und manches geht trotz bester Planung und Absprache schief. Wenn Sie das Chaos eindämmen, haben Sie jedochmehr Gelassenheit für die paar Dinge, die dann vielleicht doch anders laufen.
Wie auch immer Sie diese Tage verbringen, das AMSEL-Team wünscht Ihnen eine schöne und besinnliche Adventszeit !
Quelle: Pressemitteilung der Saint Louis University, 01.12.2015
Redaktion: AMSEL e.V., 09.12.2015