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Strahlende Gesichter und gute Laune

12.03.07 - Gabriele Lenk, selbst MS-erkrankt, berichtet von ihrer munteren Reisegruppe in einem Ayurveda-Hotel in Indien.

Nach meinem letzten Indienbesuch stand für mich fest, dass ich nach Varkala zu einer Ayurvedakur, wiederkommen würde. Ich hatte nur keine Lust so ganz alleine 6 Wochen in Indien zu verbringen. So annoncierte ich in der Aktiv, dass ich eine Mitreisende suche. Was dann passierte hatte ich nicht geahnt. Es meldeten sich so viele Leute, dass daraus schließlich die erste MS-Reisegruppe nach Indien entstand.

Im Vorfeld hatte ich bereits mit dem Hotel geklärt, was alles verändert werden musste. Wir benötigten Rampen, um die Stufen zu überwinden und feste Wege, auf denen man laufen oder den Rollstuhl bewegen konnte. Wir brauchten eine Toilette am Restaurant und viele andere Kleinigkeiten. Die Kuwait Airlines wurde über unsere Reisegruppe, die immerhin auf dem Hin- und Rückflug aus 10 Reisenden bestand, die sich mit Rollstühlen befördern ließen, informiert. Ich organisierte für die Teilnehmer die Visa, informierte alle über die Mitnahmemöglichkeiten von Rollatoren, die Gegebenheiten vor Ort, wie Temperaturen und "Bekleidungsordnung", Kühlmöglichkeiten für Spritzen und das größte Problem für fast alle Teilnehmer, die Möglichkeit des Bezuges von Inkontinenzunterlagen direkt in Indien.

Dann war es endlich so weit und wir trafen uns im Transit des Frankfurter Flughafens. Ein munterer Haufen von 18 Personen, der auch nach dem reibungslos verlaufenden Flug und nach ca. 10 Stunden Flugzeit, keineswegs weniger gut gelaunt Indien erreichte. Ich hatte allen erzählt, dass alleine schon die Taxifahrt zum Hotel ein Erlebnis ist. Da ich nicht übertrieben hatte, waren alle froh, als wir uns 2 Stunden später zu einem Obstfrühstück im offenen Gartenrestaurant, trafen. Der Straßenverkehr in Indien ist schon sehr spezifisch und gewöhnungsbedürftig.

Am Strahlen der Gesichter und der guten Laune war abzulesen, dass alle Teilnehmer mit den Zimmern und der Atmosphäre des Hotels sehr zufrieden waren. Ich war auch sofort wieder vom Charme der Anlage gefangen und genoss den Blick vom Cliff auf die See, der nur unterbrochen wurde durch die umhergleitenden Weißkopfadler und Milane. Einfach traumhaft, das war es, was mir in Deutschland so fehlte, diese Ruhe und dieses Ambiente! Das Hotel hatte alle Versprechen eingelöst und noch viel mehr getan. An jeder Ecke standen hilfsbereite "Geister" zur Verfügung, die alle Wege etwas unbeschwerter machten, überall waren Hände, die uns unterstützten. Eine Dolmetscherin war nur für unsere Gruppe eingestellt worden, die sich während des Aufenthaltes auch noch bei vielen anderen Sachen als nützlich erwies.

Je nach Lust und Müdigkeit konnte man sich am ersten oder zweiten Tag vom Ärzteteam untersuchen lassen. Vor Reiseantritt musste jeder Teilnehmer einen 11-seitigen Fragebogen ausfüllen, so dass die Ärzte schon im Vorfeld mit der Erkrankung und den Beschwerden jedes einzelnen Teilnehmers vertraut waren. Nach der sehr ausführlichen Arztkonsultation, ging es sofort mit den Behandlungen los. Anfangs wurden wir – ich sagte immer scherzhaft - geölt, gepudert, geschlagen. Tatsächlich begann meine Behandlung mit einer Ölmassage, gefolgt von einer Pudermassage und der Einarbeitung durch Klopfen mit Kräutersäckchen.

Die Behandlungen wurden ergänzt durch vegetarische, glutenfeie Ernährung, ayurvedische Tees und Kräuter. Im Laufe der 6 Wochen variierten die Behandlungsformen, je nach Konstitutionstyp und den wöchentlichen Untersuchungsergebnissen der Ärzte. Besonders wichtig für den Erfolg waren die Ruhephase nach den Massagen. Man musste dazu auch gar nicht überredet werden, da uns die Behandlungen sehr müde machten.

Nach 4 Wochen stellten sich die ersten Erfolge ein, die stets gefeiert wurden. So gaben sich muskulär bedingte Schmerzen, es waren wieder Bewegungen möglich, die vorher nicht mehr funktionierten, Trigeminusschmerzen verschwanden und Sabine lief erstmals langsam ihrem Rollstuhl hinterher zum Frühstücken.

Es gab keine Spontanheilungen und andere vielleicht erhoffte Wunder. Jeder Teilnehmer war aber glücklich über Kleinigkeiten, die sich besserten, denn bis dahin hatten sich alle Symptome immer nur verschlechtert.

Für mich steht fest, dass ich im April und September 2007 mit einer neuen Gruppe wiederum nach Varkala fliegen werde. Die Teilnehmer der nächsten Reisegruppen können von den Erfahrungen, die wir bei unserem Aufenthalt gesammelt haben, profitieren.

 
 Gabriele Lenk, Nov. 2006 
 

Redaktion: AMSEL e.V., 28.08.2007