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Späte Diagnosestellung und zu früh verrentet

Neue Broschüre der AMSEL zeigt erstmals gesicherte Daten zur Versorgungssituation MS-Erkrankter für Baden-Württemberg, die im Rahmen des Deutschen MS-Registers, eines Forschungsprojektes des DMSG Bundesverbandes, erhoben wurden.

Im Rahmen einer Pressekonferenz hat die AMSEL die druckfrische Broschüre "Multiple Sklerose in Baden-Württemberg" vorgestellt, mit der zum ersten Mal verlässliche Daten zur Versorgungssituation im Südwesten zur Verfügung stehen. Prof. Dr. med. Peter Flachenecker, Mitglied der wissenschaftlichen Begleitgruppe Deutsches MS-Register, und Vorsitzender des Ärztlichen Beirats der AMSEL, erläuterte vor Pressevertretern die wichtigsten Ergebnisse. "Bis zur Diagnose vergehen rund 3,5 Jahre. An der Dauer hat sich also in den letzten 10 Jahren nicht viel getan. Deshalb ist Aufklärung auf Patienten- und Ärzteseite wichtig, damit nicht mehr so viel belastende Zeit verstreicht. Je früher eine Diagnose gestellt wird, desto eher kann eine Behandlung beginnen." Eine frühzeitige Therapie kann den Verlauf der MS günstig beeinflussen, sodass Beeinträchtigungen sich erst deutlich später zeigen.

Eine Gangstörung, so zeigten die seit 2002 erhobenen Daten, ist nicht das typische Symptom einer MS, wie oftmals vermutet werde. Es gibt eine große Bandbreite verschiedener Symptome und die Fatigue tritt z.B. fast so häufig auf wie eine Gangstörung. Bei Erkrankungsbeginn ist die abnorme Erschöpfbarkeit sogar das häufigste Symptom. Eine vorzeitige Berentung, die über ein Drittel aller Erkrankten betrifft, ist häufig nicht in einer körperlichen Funktionseinschränkung begründet, sondern in kognitiven Einschränkungen und Fatigue.

Der Vorsitzende der AMSEL, Prof. Dr. med. Horst Wiethölter, ergänzte: "Fatigue ist einer der Hauptgründe für eine frühzeitige Verrentung. Dabei wissen wir sehr gut mit der Fatigue umzugehen. Und die meisten MS-Kranken möchten unbedingt weiter arbeiten. Aufklärung auf Seiten des Arbeitgebers und des Patienten sind daher wesentlich. Denn bspw. könnten Zeitmanagement, Rehabilitation und symptomatische Therapien dabei helfen, Menschen mit MS weiterhin im Berufsleben zu halten."

Die DAK Gesundheit, die im Rahmen der Projektförderung der Krankenkassen die Layout- und Druckkosten für die Broschüre übernommen hat, begründete ihr Engagement: "Es ist wichtig, die Versorgungssituation Erkrankter zu kennen, um angemessene Entscheidungen treffen zu können."

Die Broschüre "Multiple Sklerose in Baden-Württemberg" kann ab 16. Juli 2014 im AMSEL-Shop bestellt werden.

Redaktion: AMSEL e.V., 11.07.2014