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Plasmapherese bei Multipler Sklerose

22.05.09 - Prof. Dr. med. Erich Mauch beschreibt das Blutwäsche-Verfahren, das in bestimmten Fällen und ausschließlich bei Schüben zum Einsatz kommt in Together 02/2009.

Seit 2007 werden in der FND in Kooperation mit dem Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) Kempten "Blutwäschen" durchgeführt. Das Vorgehen ist standardisiert und die Kosten wurden mit den Krankenkassen im Rahmen eines Sonderbudgets verhandelt. Wir freuen uns, diese besonders innovative und effektive MS-Therapie anbieten zu können.

Für Patienten, die an schweren Formen von Autoimmunerkrankungen unter Beteiligung von Antikörpern leiden und bei denen herkömmliche Therapien nicht mehr wirken, hat sich die Plasmapherese als wirksames Therapieverfahren bewährt.

Beim Krankheitsbild der Multiplen Sklerose (MS) wird die Plasmapherese nur bei Schüben eingesetzt. Dabei werden aus dem Organismus Eiweiße entfernt, die für den autoimmunen Entzündungsprozess eine wichtige Rolle spielen. Bei der klassischen Plasmapherese werden die Eiweiße relativ unspezifisch entfernt, sodass entnommenes Blutplasma wieder ersetzt werden muss. Dies ist mit mehr Risiken verbunden, wie z. B. der Infektionsgefahr beim Übertragen des Plasmas. An weiteren Nebenwirkungen können auch Infektionen des Katheterzugangs auftreten sowie Läsionen des Nervus phrenicus beim Legen des Zugangs. Außerdem besteht die Gefahr der Thrombose der Jugular-Vene und auch ein Heparin-bedingtes Blutungsrisiko.

Als nebenwirkungsärmere Methode bietet sich die Immunadsorption an, bei der speziell die Immunglobuline aus dem Körper herausgefiltert werden. Ähnlich der Blutspende wird das Blut langsam und kontinuierlich einer Armvene entnommen. Dann wird das Blut zunächst in Blutzellen und Blutflüssigkeit (Plasma) getrennt. Das Plasma wird nach der Trennung von den Blutzellen mit Hilfe eines Adsobers "gereinigt". Dort werden die Antikörper und andere Komplexe des Abwehrsystems gezielt zurückgehalten (adsorbiert). Das so gereinigte Blut wird anschließend über eine weitere Vene dem Patienten zurückgegeben.

Dies bedeutet für den Patienten einen geringeren Eiweißverlust, der nicht ersetzt werden muss. Dadurch entfällt das Infektionsrisiko. Außerdem werden lediglich 2 periphere venöse Zugänge benötigt, was die Punktion der Jugular-Venen überflüssig macht.

Die Immunadsorption ist eine Behandlungsalternative- und –ergänzung zu herkömmlichen Therapien von Autoimmunerkrankungen. Die Behandlung dauert in der Regel zwischen 2 bis 3 Stunden und wird bei unseren MS-Patienten in Serien von 3 Behandlungen pro Woche über 2 Wochen durchgeführt.

Speziell bei der MS lässt sich bei funktionell beeinträchtigenden Schüben, die nicht ausreichend auf hochdosierte Kortisonstoßtherapien ansprechen, durch eine Immunadsorption innerhalb von 4 (- 6) Wochen nach dem Schub bei bis zu 70% der Patienten noch eine weitgehende oder komplette Rückbildung der Schubsymptome erreichen.

Bei kontinuierlicher Verschlechterung oder häufigen Schüben reicht die Immunadsoption alleine nicht aus. Durch eine langfristige spezifische Therapie, insbesondere mit immunsuppressiven Medikamenten oder speziellen Antikörpern (z. B. Natalizumab oder Rituximab) muss die weitere Produktion von autoaggressiven Antikörpern bei MS-Kranken verhindert werden.

Autor: Prof. Dr. med. Erich Mauch
Fachklinik für Neurologie Dietenbronn GmbH, Schwendi

Redaktion: AMSEL e.V., 20.05.2009