Spenden und Helfen

Achtsamkeit – Kraft des Augenblicks

Durch die bewusste Wahrnehmung des Augenblicks innere Ruhe und Wohlbefinden erfahren? Together 04/10 stellt die Bedeutung und das bekannte Verfahren zur Vermittlung von Achtsamkeit -"MBSR"- vor.

Seit Anfang der 80er-Jahre wurden verschiedene Verfahren entwickelt, mit denen psychische und körperliche Erkrankungen durch den Einsatz eines Achtsamkeitstrainings günstig beeinflusst werden sollten.

Achtsamkeit (engl. Mindfulness) bedeutet ein klares und nicht wertendes Gewahrsein dessen, was in jedem Augenblick geschieht. Ihre Praxis befähigt zu innerer Ruhe, Akzeptanz und Wohlbefinden – auch angesichts körperlicher oder seelischer Schmerzen und trotz schwieriger Lebensumstände.

Was unter Achtsamkeit zu verstehen ist, veranschaulicht folgende kleine Geschichte:

"Ein (buddhistischer) Mönch gelangt auf der Flucht vor einem Tiger an einen Abgrund. Er hält sich an einem Busch fest und versucht hinunterzuklettern. Plötzlich sieht er, dass nicht nur über ihm, sondern auch unter ihm ein Tiger wartet. Während die Pflanzen, an denen er sich festhält, langsam reißen, entdeckt er in dieser ausweglos erscheinenden Situation neben sich eine reife und köstlich aussehende Erdbeere. Voller Freude pflückt er die Erdbeere und genießt sie entspannt."

Die Geschichte weist einige Parallelen zum Leben mit einer chronischen Krankheit auf. So haben auch MS-Betroffene schon mit der Diagnose, dann aber auch aufgrund der sich zeigenden Symptome, oftmals das Gefühl, dass ihnen ein hungriger Tiger auf den Fersen ist.

Sie fühlen sich bedroht. Auch der Blick in die Zukunft ist ungewiss. Die Möglichkeit, dass sich die Situation verschlechtern könnte, macht Angst und erscheint wie ein zweiter Tiger, der nur darauf wartet, dass man den Halt verliert.

All die Gedanken über das bisher Durchlebte und die Sorgen über die Zukunft verhindern zunehmend die Wahrnehmung des Augenblicks, so wie er ist. Das bewusste "Im-Augenblick-Sein" ermöglicht jedoch, innere Ruhe, Akzeptanz und Wohlbefinden zu empfinden und daraus, auch angesichts körperlicher oder seelischer Schmerzen und trotz schwieriger Lebensumstände, Kraft zu schöpfen.

Doch wie kann man lernen, augenblicksbezogener zu leben?

Das bekannteste Verfahren zur Vermittlung von Achtsamkeit ist die sogenannte "Mindfulness-based stress reduction" (MBSR), was sinngemäß mit "Stressreduktion durch Achtsamkeit" übersetzt werden kann. Es handelt sich dabei um ein von Jon Kabat-Zinn 1979 entwickeltes strukturiertes Übungsprogramm, das in Gruppen durchgeführt wird.

Studie zum Einfluss der Achtsamkeit

Dr. Paul Grossmann (Abteilung Psychosomatik, Universitätsspital Basel) und Prof. Dr. Ludwig Kappos (Abteilung Neurologie, Universitätsspital Basel) untersuchten im Rahmen einer von der MS-Gesellschaft mitfinanzierten Studie, welchen Einfluss das Achtsamkeitstraining auf das körperliche und geistige Wohlbefinden von MS-Betroffenen hat.

Es zeigte sich, dass mit einem achtwöchigen Achtsamkeitsprogramm bei den von MS betroffenen Studienteilnehmern eine bedeutende Verbesserung der empfundenen Lebensqualität sowie der Depressions- und Fatiguezustände erreicht werden konnte.

 

 

MBSR-Lehrerin und Seminar-Leiterin Gudrun Abrecht

AMSEL-Seminar zur Achtsamkeit

Ein Workshop zum Thema MBSR wird vom 20. bis 22. Mai 2011 im Rahmen des Seminarprogramms angeboten. In der entspannten und ruhigen Atmosphäre des Hohenwart-Forums können die TeilnehmerInnen erleben, was Achtsamkeit ist – jeden Augenblick aktiv zu erfassen und ihn mit einer freundlichen, nicht beurteilenden Haltung anzunehmen.

Online anmelden zum Achtsamkeits-Seminar

In diesem Workshop werden das Konzept und mögliche Wirkungsweisen des MBSR-Programms (das sich in seiner ursprünglichen Form über einen Zeitraum von 8 Wochen erstreckt) vorgestellt. Den Teilnehmenden soll Gelegenheit gegeben werden, erste Erfahrungen mit der Durchführung von Achtsamkeitsübungen zu sammeln. Viel Raum wird deshalb gegeben für das eigene Erleben der praktischen Übungen aus diesem Programm:

  • Beim Body Scan sanft Kontakt aufnehmen zum eigenen Körper auf eine mitfühlende und, so gut es geht, nicht beurteilende Art und Weise
  • Den Körper bei den achtsam ausgeführten Körperübungen zu entspannen und auf seine Grenzen zu achten
  • Bei der Meditation mit Achtsamkeit auf den Atem wahrzunehmen, was ist, ohne irgendetwas auszuschließen, seien es Körperempfindungen, Gedanken oder Emotionen

 

 

 

Ausreichend Zeit wird auch sein, um sich über die eigenen Erfahrungen auszutauschen bzw. Fragen zu stellen und auch das wieder mit einer Haltung der Achtsamkeit: ohne etwas zu bewerten oder auszuschließen, mitfühlend für sich und andere.

Die TeilnehmerInnen können erfahren, dass es möglich ist, die Haltung der Achtsamkeit in den Alltag zu übertragen, kleine Alltagstätigkeiten mit Achtsamkeit auszuführen. Wirklich ganz wach, ganz "da" zu sein, wenn wir duschen, abspülen oder essen, kann helfen, mehr Bewusstheit und Tiefe in unseren Alltag zu bringen.

Online anmelden zum Achtsamkeits-Seminar

Quelle: Magazin Together 04/10

Redaktion: AMSEL e.V., 20.12.2010