Tendenziell haben Frauen mildere Multiple Sklerose-Verläufe als Männer. Doch sie erkranken doppelt so oft. Und sie haben besonders schwer an den sozioökonomischen Auswirkungen der Nervenerkrankung zu tragen.
Die von Merck in Auftrag gegebene Studie untersucht zwar nur die Auswirkungen der MS auf Frauen - ohne einen Vergleich mit männlichen Betroffenen. Dass Frauen gesellschaftlich wie finanziell mehr Nachteile in Kauf nehmen müssen, lässt sich jedoch indirekt feststellen:
Schließlich sind Frauen oft weniger gut bezahlt für den gleichen Job, arbeiten häufiger in Teilzeit, verdienen also bereits vor der Erkrankung durchschnittlich weniger als Männer. Trifft sie nun eine Berentung oder Teilberentung, dann treffen auch finanzielle Einbußen das "schwache" Geschlecht stärker und es rückt näher an die Armutsgrenze. 66 % der befragten Frauen gaben an, dass die Multiple Sklerose ihre Arbeit beeinträchtige. Bei 38 % davon wiederum war die MS sogar schuld, dass sie ganz aus dem Berufsleben ausschieden.
Auch gesellschaftlich haben Frauen oft mehr zu kompensieren, wenn die Multiple Sklerose sie in ihrer Leistung einschränkt. Frauen pflegen und erziehen häufiger als Männer. Eine zusätzliche Last, wenn die MS diese Aufgaben erschwert oder gar verhindert.
Über 40 % nach Diagnose getrennt
Über 40 % der befragten Frauen hatten sich nach ihrer MS-Diagnose getrennt oder scheiden lassen und bei 88 % davon spielte die MS eine Hauptrolle bei dieser Entscheidung. Die Studienautoren berichten aber auch, dass 21 % der Befragten erst nach ihrer Diagnose geheiratet haben.
Fast zeitgleich gibt es eine weitere Studie zu Sozialaspekten der MS, dieses Mal von der Firma Mylan beauftragt. Danach litten Männer mit Multipler Sklerose subjektiv mehr unter den Auswirkungen ihrer MS als Frauen. Verbindet man beide Studienergebnisse, könnte man zu dem freilich sehr spekulativen Schluss gelangen, die Stärke des "schwachen" Geschlechtes bestehe darin, auch in schlechten Zeiten mehr Talent zum Glücklichsein zu haben.
Das ist natürlich weit hergeholt und wissenschaftlich nicht zu belegen. Fest steht dagegen, Studien hin oder her, dass jede MS anders verläuft und jeder Mensch sie anders aufnimmt. Vermutlich ganz unabhängig davon, ob Mann oder Frau.
Quelle: Bericht zu sozioökonomischen Aspekten der MS bei Frauen, Merck, (Pdf, engl.), 25.10.2017
Redaktion: AMSEL e.V., 03.11.2017