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Kommen Sie in Bewegung!

27.12.05 – Der Selbsterfahrungsbericht "In Bewegung kommen" will einen positiven Weg mit MS aufzeigen.

Eine Möglichkeit, die Büchergutscheine vom Weihnachtsmann zu investieren, wäre der Selbsterfahrungsbericht von Renate Frommhold, „In Bewegung kommen".

Die Autorin, seit bald 30 Jahren an MS erkrankt, setzt heute ihre MS-Erkrankung als Ausgangspunkt für ein bewussteres Leben und einen liebenswerteren Umgang mit sich selbst an. Wie der Titel schon ahnen lässt, stellt Renate Frommhold heute nicht Leiden, sondern Leben und Bewegung in den Mittelpunkt. Die Autorin möchte anderen Menschen „Anregung und Hilfe“ geben, ein erfülltes Leben trotz MS zu führen und neue Wege zu gehen.

Mit zehn Jahren machte Frommhold ihre erste Erfahrung mit MS: Ihr Bruder erkrankte mit rätselhaften Symptomen, die Diagnose MS kam sehr viel später. Von einem wechselhaften Leidensweg wird sie Zeugin, als ihr Bruder stirbt, ist sie 22.

Von der Zeugin wird sie zur direkt Betroffenen: Mit 25 Jahren landet sie selbst mit den ersten Beschwerden im Krankenhaus, die Krankheit klopft an. Von den Anfangssymptomen bis zur endgültigen Diagnose bzw. Diagnoseakzeptanz vergingen bei Frommhold 20 Jahre. Zwischenzeitlich suchte sie mit den unterschiedlichsten Wegen Linderung: komplette Ernährungsumstellung, Besuch bei einem „Heiler“, esoterische Angebote, etc.

Als die Lehrerin aufgrund der MS berentet wurde, stürzte das Kartenhaus ihres Lebens zusammen. Alle Versuche, die Botschaft „Ich bin gesund!“ sich selbst, der Familie und der Welt im Allgemeinen glauben zu machen, waren nun nicht mehr aufrecht zu halten.

2002 ließ sie sich in einer ganzheitlichen Klinik behandeln: Die Resultate waren durchweg positiv: Lesen und musizieren wurde wieder möglich, eine generelle Besserung trat ein. Die Erkenntnis des Klinikaufenthaltes: „Viel – viel zu viel – hatte sich in meinem bisherigen Leben um die Auseinandersetzung mit MS gedreht. Nun stand plötzlich mein Leben selbst im Fokus, und die MS schien sich eher einzuordnen, unterzuordnen.“ (S.71) Am Ende dann die Kampfansage: „Ich lebe mit MS, aber ich leide nicht an MS.“ (S. 72).

Als Resultat eines langen Lern- und Akzeptanzprozesses hat Frommhold die subjektive und für manchen Betroffenen wahrscheinlich zynische Erkenntnis: „Krankheiten und Beeinträchtigungen sind nicht unsere Feinde, die es zu bekämpfen gilt, sondern sind Helfer, die uns Impulse geben wollen zum Lernen.“ (S.80) Sie beschreibt ihren Weg als Suche nach Antworten. Und zu diesem gehört immer das Zusammenspiel von Körper, Seele und Geist sowie auch die genaue Differenzierung. So kann man auch sagen: Nicht ich bin krank, mein Körper hat eine Krankheit (Vgl. S. 84).

Frommhold, Renate: In Bewegung kommen. Erfahrungsbericht einer Multiple-Sklerose-Patientin, Darmstadt 2005, 142 S. ISBN-13: 978-3-89566-214-0, 14 Euro.

Redaktion: AMSEL e.V., 20.12.2005