Hallo Zusammen,

ich habe mal eine Frage an euch.

Durch die MS habe ich eine sichtbare Gehbehinderung, seit ca. 8 Jahren. Ich arbeite seit 12 Jahren als Ingenieurin.

Nun suche ich eine neue Arbeit und bin nächste Woche zu einem persönlichen Bewerbungsgespräch eingeladen. Zwei virtuelle hatte ich schon.

Bisher haben wir uns rein fachlich unterhalten. Die Behinderung habe ich bisher nicht erwähnt, da sie mich nicht an meiner Arbeit hindert.

Wie sind denn eure Erfahrungen? Soll ich davor noch was sagen? Wie gehe ich damit um, dass ich nicht so weit gehen kann?

Vielen Dank im Voraus für eure Gedanken und Erfahrungen !

Moniko

Musst du denn weit gehen?
Oder machst du deinen Job eigentlich nur vom Computer aus?
Ansonsten würde ich es erst mal nicht thematisieren, wenn du darauf angesprochen wirst, solltest du aber ehrlich sein.

Hallo Moniko,

Ich habe zwar keine sichtbare Behinderung, aber jemand aus meinem näheren Umfeld, deswegen kann ich ein paar Erfahrungswerte teilen:

Er ist gut damit gefahren, das erst in einem persönlichen Gespräch zu klären. Es hat ja auch nichts mit der Qualifikation zu tun und wegen der wurde man ja eingeladen.

Es gibt aber noch weitere Punkte zu bedenken, sowohl im Positiven wie auch im Negativen.

Positiv: Du wärest jemand mit dem die Firma wieder ihre Behindertenquote erhöht.

Negativ: Evtl wollen sie Dich wegen der Behinderung nicht (weil schwerer wieder kündbar) oder auch weil MS chronisch ist und man nicht weiß wie es verläuft. Das dürfen sie natürlich nicht offen legen ( wegen des AGG), aber im Hintergrund könnte das reinspielen.

Das AGG hilft Dir aber zumindest in Bezug auf die Einladung. Falls Du es doch vorher sagen möchtest (was ich wie gesagt nicht tun würde) müssen sie Dich trotzdem einladen. Das wäre sonst ein offensichtlicher Verstoß.

Ich wünsche Dir auf jeden Fall viel Erfolg!

Sandra

Meistens bin ich am Computer, aber ich muss auch Versuche in der Produktion begleiten. Das klappt aber bisher auch.
Wenn mich dann jemand fragt, sage ich, dass ich durch Nervenschäden die Gehbehinderung habe.

Das ist ja auch so.

Viel Erfolg!

Vielen Dank!

Lies dir Mal das durch, da werden beide Sichtweisen thematisiert:

Bei uns in CH kommt noch dazu, dass die Pensionskassen Gesundheitsfragen stellen dürfen und das auch tun.

Bei Falschangaben ist man nicht versichert für diesen Fall.

Also wenn man die Gehbehinderung schon sieht, dann würde ich im Bewerbungsgespräch die Karten auf den Tisch legen und keine “Geschichten” darum bauen…

Anders sähe die Sache meiner Meinung nach aus, wenn man noch nichts sieht…

Ich hatte mein “coming out” erst als die Behinderung offensichtlich war. So nach 15 Jahren im Job.

LG
Uwe

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Ich kann dir nur meine Erfahrungen mitteilen.
Ich habe min. 6 mal den Arbeitsplatz wechseln müssen.
Bei mir sa man es damals noch nicht. Der Arbeitgeber hat Geld für mich bekommen. Ich glaube 2jahre lang. Wegen dem behinderten Ausweis. Nach den 2 Jahren war dann Schluss. Gekündigt
Einer hat mich mal rausgeworfen weil ich nicht gesagt habe. Vertrauensbruch.
Mittlerweile bin ich Rentner. Nicht so schön aber besser wie immer wieder entlassen zu werden weil man krank ist.
Viel Erfolg

Das ist ein großer Punkt!
Würde ich als AG wsh auch machen.

Noch ein Nachtrag : vielleicht schreibe ich davor noch, dass ich einen Parkplatz in der Nähe brauche wegen meiner Gehbehinderung, dann sind die immerhin schon vorgewarnt.

Aber es reicht ja, wenn ich sage, dass ich eine chronische Erkrankung habe

Wie gesagt, wenn man die Gehbehinderung sieht bringt es Dir nichts mehr rumzueiern.

  • Bei “chronischer Erkrankung” und Gehbehinderung kommt man eh sehr schnell auf MS.
    Du wirst da gannz schnell in Erklärungsnöte kommen.

Also lieber gleich die Karten auf den Tisch

Uwe

Ich habe die Diagnose während meiner Ausbildung bekommen und mit offenen Karten gespielt. Der Chef hatte mich dann kurz vor Ende der Ausbildung zum Gespräch über Gehaltsvorstellungen für ein späteres Angestelltenverhältnis gebeten.
Leider hatte danach die Personalchefin mit ihm gesprochen und ihm nahe gelegt, dass sie mich lieber nicht behalten wollen.

Deshalb hatte ich mich auch nirgends anders beworben. Das war echt gemein.

Bei meinen bisherigen Arbeitgebern habe ich es genauso erklärt, und das ging super durch.
Gefragt hat sowieso nie jemand, weil es rechtwidrig wäre.

Mit nur einer Diagnose, ohne sichtbare Symptome hätte ich nichts gesagt. Habe ich auch damals nicht gemacht.
Würde das wieder genauso machen.

Diese Entscheidung kann man niemand abnehmen.

Uwe

Hast dir den anderen Thread durchgelesen?
Da sind wir alle Punkte durchgegangen.

Ehrlich gesagt scheinst Du genau zu wissen, wie du in deiner persönlichen Situation vorangehen solltest.

Es gibt viele MSler, die noch Jahrzehnte nach der Diagnose in Bürojobs weitermachen wollten und auch konnten. Am Ende kommt es darauf an, daß du persönlich dich den Anforderungen deiner neuen Stelle gewachsen fühlst und bereit bist dich zukünftig an den entsprechenden objektiven Vorgaben dafür messen zu lassen.

In dem Augenblick wird dein „Gehumpele“ für die andere Seite eher ein „Umstand“ den du persönlich angehen wirst und kein potentielles „KO Kriterium“ für die Zukunft. M. W. dürfen AG in ihren Personalentscheidungen nur offensichtliche Einschränkungen berücksichtigen und auch nur in Hinsicht auf die Arbeitsplatzsicherheit von dir und deinen Kollegen.

Wenn Du dich also z. B. auf einen Job als Gabelstaplerfahrerin bewerben würdest, wäre das also ggf. ein Problem. Bei einem Bürojob mit Tisch und Stuhl weniger.

Erfahrungen aus ReHa Kliniken geben den Eindruck, dass viele MSler in Bürojobs nach einer gewissen Zeit eher für sich selbst entschieden, dass sie den Anforderungen kognitiv und von der Belastung her nicht mehr gewachsen sind, als dass sie vom AG rausgedrängt worden wären.

Du wirst im Vorstellungsgespräch also wahrscheinlich schon selber wissen, dass es wenig Sinn machen wird, von selbst deinen Gesprächspartnern eine Einführung in chronische neurodegenerative Erkrankungen zu geben. Das wäre eine irrelevante Verschwendung eurer Zeit und würde wohl nur zu haltlosen Spekulationen führen.

Und wenn die ihrerseits aus irgendeinem Grund tatsächlich auf sowas abbiegen, konterst Du kurz mit etwas wie: „Die Malu Dreyer hat das doch auch und der geht’s ja augenscheinlich prächtig. Warum sollte es bei mir anders sein“ und zirkelst das Gespräch zurück auf die inhaltlichen Themen…

Alles Gute

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Ich habe zum Anfang auch nichts gesagt . Da hatte ich 50% schwerbehinderung und könnte ohne Stöcke laufen . Als es dann nicht mehr ging kam ich mit treckingstöcken auf Arbeit. Da haben die erst mal komisch geschaut . Aber ich hatte keine Probleme. Als das dann nicht mehr ging kam ich mit dem Rollstuhl auf Arbeit und habe mit dem Betrieb eine wöchentliche Arbeitszeit von 15 Std vereinbart . Ich hatte da keine Probleme solange ich meine leistung bringe . Bekomme auch 50% Rente. Arbeite im Callcenter. Habe starke Einschränkungen aber bei meiner Arbeit behindert mich das wenig . Aktuell arbeite ich im Homeoffice. Habe mir von der knappschaft einen Gamingstuhl erstritten in dem ich gut sitzen kann . so überstehe ich meine 3 x 5 Std Arbeitszeit halbwegs . Also bis jetzt bin ich auf Verständnis gestoßen . Wir haben auch eine schwerbehindertenvertretung in unserem Betrieb die sich für uns Schwerbehinderte einsetzt . Ich bin vom Grad der Behinderung mit aktuell 100% mit merkzeichen aG ein härtefall . Ich bringe meine leistung im Homeoffice. Da lassen die mich zufrieden .

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