Hallo Mitstreiter,

letzte Woche war ich bei meinem Neurologe, um mit ihm meine weitere Basistherapie zu besprechen. Momentan nehme ich keine Medis. Nach jahrelangem Copaxone vertrage ich es nicht mehr. Ich wollte jetzt mit Tabletten beginnen. Stattdessen meinte er, dass ich vielleicht nichts mehr bräuchte, da ich in den letzten Jahren keinen Schub mehr hatte. Es käme vor, dass die MS sich nach vielen Jahren ausbrennt und zum Stillstand käme.
Jetzt bin ich am überlegen, was das heißt. Geheilt? Bleibt jetzt alles so wie es ist? Keine Verschlechterung? Nie mehr Schübe? Hat jemand ähnliche Erfahrungen?
Vielen Dank im Voraus

Hallo Pam,
wenn es wirklich so sein sollte, wäre ich nicht böse drum.Heilung wirde es wohl nicht heißen.Grade mit dem Wort Heilung vorsichtig sein.
1984, als meine MS diagnostiziert wurde, sagte mein damaliger Neuro,Fr.M. in 5 Jahren kann MS geheilt werden.Darauf warte ich heute noch.
Vielleicht werden wir es nicht mehr erleben, aber unsere Jugend.

Liebe Grüsse
teddy1957

Hallo Pam,

auf das Pferd “Ausgebrannt” haben mein Neuro und ich auch mal gesetzt, nach nicht ganz zwei Jahren Betaferon (nur zwei!), und unter Betaferon keinerlei Krankheitsaktivität mehr, auch in 2 MRTs nicht.

Ich war damals 52, und bei vielen Leuten lässt die Krankheitsaktivität nach, wenn sie mal 50+ sind. Ich hatte die Diagnose aber erst mit 50 bekommen, nachdem meine MS in die “heiße Phase” eingetreten war - bekanntlich kommt es oft nach 15 Jahren MS zum “Crash”, den man dann fälschlich für den Krankheitsbeginn hält.

In Wirklichkeit ist dann aber das Stadium erreicht, wo das ZNS die Ausfälle nicht mehr kompensieren kann und die Schübe sich nicht mehr zurückbilden. Die MS hat man dann oft schon 10 - 15 Jahre lang, bemerkt sie aber erst in diesem Stadium, weil zuvor alles von selber wieder weggegangen ist.

Nach ca. 8 Wochen ohne Betaferon holte mich ein Hammerschub von den Beinen und nahm mir die restliche Gehfähigkeit, seither brauche ich Rollator und Rollstuhl, habe EDSS 7 und GdB 90. Mit dem Autofahren ist es seither auch aus.

Meinen Neuro muss ich da entschuldigen, er kannte es von seinen Avonex- und Copaxone-Patienten einfach nicht, dass eine MS unter einer Basistherapie überhaupt keinen Mucks mehr macht. Ich bin seine einzige Betaferon-Patientin. Da dachte er wirklich, es liege nicht an der BT, so wirksam könne die nicht sein, sondern meine MS sei “ausgebrannt”.

Wie alt bist du denn, wie lange machst du schon die BT, und wie oft machst du ein MRT zur Verlaufskontrolle? Wie schwer behindert bist du?

Ich glaube, dass man nicht von einem Verlauf auf den anderen schließen kann, sondern dass wir alle Individuen sind, und bei jedem von uns verläuft die MS anders. Wahrscheinlich haben wir nicht mal alle dieselbe Krankheit.

Dein Neurologe hat allerdings insoweit recht, dass Cop nicht für den sekundär progredienten Verlauf zugelassen ist, und keinen Sinn mehr hat, wenn du inzwischen SP bist, und keine Entzündungsaktivität mehr hast, sondern nur noch die Neurodegeneration. Guckst du hier:
http://bildarchiv-ms.beepworld.de/files/ms2aspekte.jpg

Wenn die Schubaktivität unterhalb der klinischen Schwelle liegt, und du nur noch eine langsam fortschreitende Neurodegeneration und Hirnatrophie hast, bringt eine BT mit Cop in der Tat nichts mehr.

Von “Heilung” würde ich in diesem Stadium aber nicht schreiben. Die Anthroposophen sehen im Tod eine Form der “Heilung”, weil mit dem Tod auch die Krankheitsaktivität erlischt. Dieser Auffassung kann ich mich aber nicht anschließen, die Lehre des selbsternannten “Menschheitsführers” und Psychopathen Rudolf Steiner ist mir fremd.

Liebe Grüße
Renate

Hallo Renate,

ich bin 39 Jahre alt und die MS wurde bei mir 1995 diagnostiziert. Angefangen habe ich 1997 mit Avonex, als das nicht mehr geholfen hat, bin ich 1999 auf Rebif gewechselt. Das habe ich nicht vertragen. Danach habe ich Copaxone bekommen. Dann drei Schwangerschaften und 2010 wieder Copaxone. Das nehme ich jetzt seit ca. 6 Monaten nicht mehr. Und jetzt…gar nichts. Ich habe einen schubförmigen Verlauf. Bisher hat sich alles wieder zurück gebildet. Ich habe also keine Behinderungen. Allerdings habe ich seit ca. 1 Jahr ziemlich mit der Fatigue zu kämpfen. Motorisch sowie kognitiv. Abends ist also gar nichts mehr mit mir anzufangen und wenn ich mich doch aufraffen muss, habe ich am nächsten Tag physische und besonders psychische Problem. Im MRT war ich das letzte Mal vor 2 Jahren und davor auch alle 1-2 Jahre.
Ich habe einfach Angst, mich in trockenen Tüchern zu sehen, und dann doch wieder überrascht zu werden.
Am Freitag bin ich im MRT. Bin ja mal gespannt.
Euch weiterhin alles Gute!