Es ist schwer.
Ich bin/war Krankenschweser. Viele Kollegen haben den Job hingeworfen. Nicht wegen der Arbeitszeiten oder Bezahlung. Wohl aber weil sie nicht so pflegen konnten wie sie es gewollt hätten. Immer mit dem Gefühl nach Hause zu gehen, dass man nur das Notwendigste schafft ist sehr unbefriedigend.
Ich bin dankbar, dass mein Vater - obwohl schwer mehrfach erkrankt und dement - bis kurz vor seinem Tod gut mit meiner Mutter alleine zurecht kam. Er konnte bis zum Schluss die Treppen in der Wohnung laufen und sich selbst versorgen, nur das Gedächtnis… Er ist zum Schluss ganz schnell innerhalb von 10 Tagen gegangen, er ist kein Pflegefall geworden.
Seitdem fahre ich 2-3mal die Woche zu meiner 84jährigen Mutter, körperlich fit - aber psychisch am Ende, überfordert weil sie sich nie um Geld, Versicherungen etc. kümmern musste.
Ich bin selbst gehbehindert, Fatigue und was man so als MSler mit sich rumschleppt.
Dazu kommen die alten Nachbarn im Haus, die auch meinen für alles anklingeln zu müssen und Hilfe wollen.
Ich bin ein friedfertiger Mensch, aber ich kann die Welt nicht retten. Nur weil ich Krankenpflege gelernt habe, kann ich neben meiner Teilzeitstelle durch Erwerbsminderungsrente aufgrand MS, nicht noch alle Leute in der Umgebung ehrenamtlich helfen. Ich bin gerne für meine Mutter da, aber der Nachbarschaft noch Gummistrümpfe anziehen, Tabletten stellen, dieses und jenes… Nein, ich muss auch an mich und mein Gesundheit denken. Nur weil es schwer ist mit Pflegediensten, kompliziert mit den eigenen Kindern…
Ich könnte mit meinem Beruf überall in der Umgebung helfen, aber ich kann das nicht. Und dann erwarten viele, dass man das eben schnell machen kann, weil man “nur” Teilzeit arbeitet.
Das System Pflege krankt, die Politik weiß es und es passiert sehr wenig.
Wisst ihr über das persönliche Budget, Verhinderungspflege und was einem alles so zusteht als pflegende Person oder zu Pflegender? Ich würde versuchen alles mitzunehmen, damit man selbst nicht vor die Hunde geht.
Gruß Anne