Wissenschaftler der Ludwig-Maximilians-Universität München identifizieren potentiell MS auslösende Bakterienstämme in der menschlichen Darmflora.
Das Fragezeichen im Titel steht in Klammern, da sich für mich persönlich diese Frage nicht mehr stellt. Habe letztes Jahr selbst an einer Darm-und-MS-Studie an einer Uniklinik teilgenommen. Nehme seither aus Überzeugung täglich jeweils ein Prä- (5 g Inulin), Pro- (magensaftresistente Kapseln) und Postbiotikum (1000 mg Propionsäure) ein. Selbiges würde ich tatsächlich grundsätzlich jedem MS-Betroffenen pauschal empfehlen, da MS-Patienten i. d. R. immer eine gestörte Darmflora aufweisen und der positive, antientzündliche Effekt von Propionsäure bei MS wissenschaftlich nachgewiesen und bei Prä- und Probiotika stark anzunehmen ist.
Merkst du im Alltag irgendwelche Unterschiede durch Prä, Post, Pro?
Hat sich deine Verdauung darüber verändert? (Können auch privat schreiben, falls dir das hier unangenehm ist)
Ist mir nicht unangenehm. Dass mit meiner Darmflora etwas nicht stimmt, war mir schon Jahrzehnte vor MS-Diagnose klar, nur hab ich das nie wichtig genommen. Ich hatte zeitweise immer wieder mal Beschwerden wie bei einem Reizdarm und regelmäßig Sodbrennen. Seit knapp 1,5 Jahren nehme ich neben der bei MS vielfach empfohlenen Propionsäure auch noch Prä- und Probiotika. Sodbrennen ist seltener geworden und Reizdarmbeschwerden hab ich nun schon etwa ein Jahr gar keine mehr.
Da meine MS in frühem Stadium diagnostiziert wurde und ich direkt hochwirksam behandle (“Hit hard and early” mit B-Zell-Depletion), kann ich keine Verbesserungen durch die Prä- und Probiotika ausmachen, die meine MS beträfen. Ich merke von meiner MS noch nicht wirklich etwas. Es wurde aber halt auch nichts schlechter.
Ich bin überzeugt, dass mir die Prä- und Probiotika gesundheitlich etwas nützen, für die MS, das Immunsystem und allgemein. Also ein Zusatznutzen, zusätzlich zur Immuntherapie und zur Propionsäure.
Wichtig ist auch eine salzarme Ernährung. Studien haben gezeigt, dass eine Erhöhung der täglichen Salzzufuhr um 6 Gramm innerhalb von nur 14 Tagen dazu führt, dass viele gute Darmbakterien auf nahezu null zurückgehen und die Zahl der pro-entzündlichen Th17-Helferzellen im Blut ansteigt. Es passiert genau das Gegenteil von dem, was man mit Propionsäure, Prä- und Probiotika erreichen möchte (Reduktion von Th17 und Verbesserung der Darmflora).
Ich spare daher mit Salz beim Kochen und verzichte so weit wie möglich auf Chips, Salzstangen und co., auf stark salzhaltige Suppenbrühen (betrifft die allermeisten Produkte) und auf fertige Tütensuppen / Instantnudelsuppen, da das echte Salzbomben sind.
Es wäre in der Tat sehr schön, wenn man seine MS einfach weg essen könnte.
Haben die Autoren der LMU eigentlich irgendwo mal Stellung zur ketzerischen “Huhn oder Ei”-Frage genommen und erklärt ob das Mikrobiom des MS Kranken nun Ursache oder Folge seiner MS sei? (Die Mäuseversuche sind kein Beweise für uns Menschen).
Die “Huhn oder Ei Frage” ist ungeklärt, stellt sich für mich aber nicht wirklich. Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass MS das Mikrobiom stört. Umgekehrt macht es für mich Sinn (MS durch gestörtes Mikrobiom), aufgrund der nachgewiesenen Auswirkungen des Mikrobioms auf bei MS relevanten Immunzellen.
Versuche mit künstlich induzierter Mäuse-“MS” sind kein endgültiger Beweis, aber ein starkes Indiz. Außerdem haben die Forscher der LAU im Versuch am Menschen nachgewiesen, dass durch zu viel Salz in der täglichen Nahrungsaufnahme die Darmflora negativ beeinflusst wird und die bei MS relevanten, pro-entzündlichen Th17-Zellen im Blut ansteigen.
Man wird MS nicht “wegessen” können (ich esse übrigens was ich will, spare nur mit Salz), aber man kann MS sehr wahrscheinlich halt schon positiv beeinflussen, indem man das bei MS i. d. R. gestörte Mikrobiom möglichst korrigiert bzw. verbessert.
Da per PM Anfragen kommen, was ich genau nehme, hier meine Antwort für alle:
"Hi,
im Rahmen einer Studie nahm ich 6 Monate lang täglich zwei Beutel “Vivomixx 450” in Wasser gelöst ein. Ein top Produkt, zur dauerhaften Anwendung aber eher zu teuer und wohl auch zu hoch dosiert (ist mehr ein Produkt für temporäre Darmkuren). Nach der Studie stieg ich auf “Sunday Natural Flora Essentials 23 Plus” in magensaftresistenten Hartkapseln um. Jeden Morgen eine Kapsel auf nüchternen Magen mit 30 Minuten Abstand zum ersten Kaffee und zur ersten Nahrung. Das ist wichtig, da Probiotika hitzeempfindlich sind und den säurehaltigen Magen möglichst schnell passieren sollen, was nur bei leerem Magen möglich ist und dann etwa 20 bis 30 Minuten dauert. Alternativ eignet sich auch die Einnahme vor dem Schlafengehen, wenn die letzte Nahrungsaufnahme mindestens 3 Stunden zurückliegt."
Ergänzung:
Probiotika immer kühl und dunkel lagern. Kühlschrank muss nicht sein, aber am besten nicht über 25 Grad. Ab 40 Grad gehen die Bakterien ein. Das hat es im Inneren von sich im Sommer aufheizenden Lieferwägen sehr schnell, daher nicht unbedingt während Hitzewellen bestellen. Zu kalt ist auch nichts. Auf keinen Fall einfrieren oder nahe dem Gefrierpunkt lagern. Mir war einmal ein Päckchen Vivomixx-Pulver bei etwa 2 Grad im Kühlschrank vergilbt. Hab dann auf etwa 5 Grad eingestellt.
Inulin ist dagegen relativ unempfindlich. Ein präbiotischer Ballaststoff (Nahrung für nützliche Darmbakterien). Zumeist als Nebenprodukt aus den Wurzeln von Chicorée gewonnen. Bekommt man recht günstig von diversen Herstellern. Hab bisher einmal das von “Bulk” auf Amazon bestellt und zweimal das von “OstroVit” direkt ab Hersteller und über Medpak. Denke, da ist egal, was man nimmt.
Bei Probiotika gibt’s dafür große Unterschiede in Qualiät und Zusammensetzung der eingesetzten Bakterienstämme. Da würde ich nicht einfach irgendwas nehmen. Es sollten schon Lacto- (siehe MS-Salzstudie) und Bifidobakterien (siehe MS-Propionsäurestudien) sein, möglichst in magensaftresistenten Hartkapseln und nicht unter 20 Milliarden KbE pro Tagesdosis.
um da nochmal ne andere Erfahrung beizusteuern: Ich hatte nie Probleme mit dem Darm. Praktisch von Kindheit an hab ich eine regelmäßige gesunde Verdauung. Gut wir essen seit einigen Jahren meist vegan oder vegetarisch und durch die Hülsenfrüchte hab ich viel Winde. Meine MS blieb Jahrzehnte stabil. Seit sie leider progredient ist nehme ich Propionsre, bin aber etwas nachlässig geworden, weil sich ganz sicher nichts an der Progression meiner Erkrankung dadurch verändert hat, leider…
Damit hatte ich nie ein Problem. Hab anfangs längere Zeit 20 g täglich eingenommen, kurzzeitig sogar 30 g. Später aber auf die von den Herstellern empfohlenen 5 g täglich reduziert, da mein neues Probiotikum bereits verschiedene Probiotika enthält. Außerdem hatte ich gelesen, dass zu viel Inulin auch kontraproduktiv sein könnte. Zumindest in einem Artikel wird behauptet, dass zu viel Inulin auch schädliche Darmbakterien vermehren könne. Außerdem wird dann möglicherweise zu viel Propionsäure im Darm gebildet (eigene Überlegung). Zu viel Propionsäure kann laut einer Studie als Stoffwechseldisruptor wirken.
Es gibt zwar empfindliche Menschen, aber nur 5 Gramm täglich sollten m. E. normalerweise nicht zu Blähungen führen.