Hallo Zusammen,

ich bin gerade 30 Jahre alt geworden, war bisher auch recht sportlich unterwegs und habe aktuell eine ganze Menge, teils massiver Beschwerden und weiß nicht mehr so recht, wo vorne und hinten ist. Die Diagnostik dreht sich irgendwie im Kreis und ambulant stehe ich nach Entlassung aus dem KH vor 2 Wochen völlig hilflos da. Aber zur Vorgeschichte und Symptomen:

  • schon das ganze Jahr 2022 hatte ich das diffuse Gefühl, dass irgendwas nicht stimmt. Angefangen mit zunehmenden Konzentrations- und Gedächtniseinschränkungen und zunehmend chronischer Erschöpfung, im Laufe Q3 und Q4 diffuse Probleme beim Sehen, vor allem Fokussierung der Ferne und sehr anstrengendes Sehen. Ebenso zunehmend Mund- & Augentrockenheit, dies aber eher Schubweise, Augen aber deutlich trockener als Mund.

  • Häufung von Weichteilverletzungen. 02.22 Sehnenentzündung Strecksehne Zeh (ohne erkennbaren Grund, nur durch Cortison nach 6 Wochen Schonung zu besiegen). 06.22 (An)Riss vorderes Kreuzband bei leichter Aufwärmung vor Sport. Knochenödeme, die nicht abheilen, u.A. im Knie

  • 10.22 vermutliches Schienbeinkantensyndrom Tibialis Posterior nach Schuhwerkwechsel nach Gehstrecke von wenigen 100m. Nach wenigen Tagen aufgrund der Schmerzen quasi gehunfähig. Komplette Schonung im Bett den ganzen Oktober, aber keine Besserung. 11.22. Cortisoninjektion in Schienbein, deutliche Verschlechterung. Beschwerden beidseitig, rechts deutlich stärker

  • 11.22. rechter Fuß sockenförmig merklich kälter als links. Vorstellung beim Gefäßchirurg und Ultraschall ohne Befund bzgl. Durchblutungsstörung. Gehstrecke wenige 100m an guten Tagen. Massive Schmerzverstärkung in Ruhe. Ebenfalls erste neurologische Vorstellung, zu dem Zeitpunkt Reflexe wohl noch normal.

  • 12.22. beginnendes sehr subtiles Kribbeln beidseitig inneres Sprunggelenk. Im Laufe des Dezembers Verstärkung des Kribbelns, bis ich Ende Dezember jede Nacht von den daraus entstandenen neuropathischen Schmerzen aufgewacht bin und es so unerträglich war, dass ich jede Nacht vllt. 2-3 h geschlafen habe. Rheuma-Basislabor beim Hausarzt o.B. Sonst wurde ich vom Hausarzt als “gesund” heimgeschickt. Gehstrecke eher Richtung wenige 10m. Dezentes Kribbeln in Händen beginnt.

  • 01.22. Neuropathische Schmerzen Anfang Januar unerträglich. Hände Kribbeln auch deutlich, handschuhförmig. Notfalleinweisung in die Neuro, sofort aufgenommen. Dort diagnostiziert:

-gesteigerte und Überspringende Reflexe

  • sensibles Tetrasyndrom
  • MR-morphologisch (MRT komplettes ZNS): kleinste, alte, subkortikale Infarkte (Marklagerläsionen & unspezifische T2-Hyperintensität im Lumbalmark)
  • elektroneurographisch: keine Auffälligkeiten
  • evozierte Potentiale: zentrale Efferenzstörung zum rechten Bein
  • kein Anhalt für entzündliches Liquorsyndrom nach LP (viele Befunde aus der LP aber noch offen)
  • BSV BWK 4/5 5/6, laut Neurochirurg aber nicht relevant für Beschwerden

Verdachtsdiagnosen: Small Fibre PNP; Morbus Fabry

Wurde dann auf Pregabalin eingestellt und ratzfatz entlassen. Inzwischen wurde Fabry nach Gentest eher ausgeschlossen. Gehstrecke ist mehr oder weniger bei 0, ich bin seit Oktober quasi bettlägerig. Neuropatische Schmerzen im Fuß, tendenziell aber nur im Einzugsbereich des Tibialis-Nervs & kribbelnde Hände. Ohne Pregabalin Schmerzstärke 9-10/10, heulend im Bett sitzend.

Zudem weiterhin massive Schmerzen bei Belastung und noch mehr in Ruhe in den Beinen, vermutlich ausgehend vom Tibialis Posterior. MRT Sprunggelenk O.B, MRT Unterschenkel noch offen. Laut Ortopäden “Gangunsicherheit und Beschwerden des Tib. Posteriors nicht durch Überlastung selbigen (wie auch nach 4 Monaten liegen), sondern aufgrund der umgebenden Muskulatur, die aufgrund irgendeinem neurologischen Problem die Arbeit noch mehr einstellt und alles auf den Tib.Post. ablädt”

Habt ihr eine Idee, wo die Reise hin gehen könnte und wie es weitergehen soll? Ich komme ambulant überhaupt nicht mehr zurecht (meine Freundin muss mich zu jedem Termin fahren, Bus schaffe ich von den Schmerzen und Gehstrecken nicht), Physio & Bewegung verstärkt alles nur noch mehr, ohne Bewegung verkürzt die Muskulatur hingegen noch weiter. Ambulante Termine ewige Wartezeit und eigentlich ja alles untersucht und mir gehts jede Woche schlechter. Morgen vermutlich Einstellung auf hochpotente Opioide.

Ein Neurologe schlug vor, 6 Monate zu warten und neues MRT zu machen. Ich weiß nicht, wie ich 6 Wochen so aushalten soll, wenn es weiterhin so abwärts geht. Klingen die Symptome und Ergebnisse für euch nach möglichem MS? Mein Unfallchirurg (einer der wenigen Ärzte, die mir überhaupt zuhören und nicht stumpf ihr Fachgebiet mit Scheuklappen bearbeiten), meint schon. Die Neuros halten sich ansonsten bedeckt mit Diagnosen und PNP ist ja auch nur eine Symptombeschreibung und irgendwas ist ja neurologisch aufgrund der Infarkte und Reflexe in jedem Fall im Argen…

Ich freue mich auf Austausch mit euch und wünsche einen schönen Abend.

Beste Grüße & vielen Dank vorab
Marcel

Ich hatte nur ein Kribbeln von zwei Fingern und tadaaaa Ms war diagnostiziert ( hatte kleine Flecken im Kopf und einen positiven liquor , potentiale waren bei mir unauffällig )
ms ist eine Ausschlussdiagnose wie du sicher weißt
Belese dich doch mal über mc Donald Kriterien

Letztlich wird die Zeit es zeigen , aber da du keine Ms typischen Läsionen hast und auch der liquor
Ok ist
Worüber machst du dir Gedanken ?
Gibt ja noch andere Zns Erkrankungen außer Ms :woman_shrugging:t3:

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Also das es aktuell nicht 100% zu MS passt, habe ich auch schon rauslesen können. Allerdings läuft die Verdachtsdiagnose trotzdem weiterhin mit, daher wollte ich auch hier mal mit selbst Betroffenen in Kontakt kommen.

Andere ZNS-Erkrankungen gibt es natürlich, aber eine richtige Verdachtsdiagnose in andere Richtungen gibt es aktuell nicht mehr. Daher bin ich ziemlich ratlos, wie es weitergehen soll. Und dann hört man so einen Mist wie: “6 Monate warten und gucken, obs was neues im MRT gibt”, was mir so gar nicht hilft. Bis dahin sind vermutlich meine Beine völlig funktionslos und ich sitze im Rollstuhl, von den Schmerzen & Missempfindungen ganz abgesehen.

Vielleicht hat ja auch hier jemand im Forum noch eine Idee, wohin es sonst anhand der Symptome gehen könnte. Manchmal gibt es ja auch Krankheiten, die die Ärzte nicht sofort auf dem Schirm haben.

Ich bin einfach über jede kleine Hilfe dankbar :heart:

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MS ist halt eine Ausschlussdiagnose.

Borreliose solltet ihr sicher kontrollieren.

Eine Diagnose kann die hier Niemand geben.

Borreliose wurde natürlich kontrolliert.

IgM ELISA: negativ
IgG ELISA : positiv
IgM Immunoblot : negativ
IgG Immunoblot : negativ
“positives IgG-ELISA konnte durch Blot nicht bestätigt werden”

Ja gut, was sollen “die Ärzte” jetzt nach dir mit dir machen?

Ich denke, mal 1/2 Jahr abwarten, ob sich
“deine Krankheit” besser zeigt.

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Marcel,
Ich kann Dir 0,0 dies bezüglich helfen.
Ich will Dir aber für Deinen ehrlichen,auführlichen Bericht danken.
und Dir echt wünschen das Du ganz,ganz,… schnell eine Antwort auf Dein “Problem(e)” bekommst.
Horst

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@Spyke was sie machen sollen, weiß ich auch nicht. Ist halt super schwer, wenn selbst ein einfacher Orthopädentermin bei uns mittlerweile 3 Monate Wartezeit hat. Rheumatologe und so gibts gar keine Termine mehr, nicht mal mit Termincode. Zum Verzweifeln.

Das Problem ist halt, aktuell schreiten die Probleme rasant voran. Im Dezember hatte ich an guten Tagen noch eine Gehstrecke von 800-1000m. Aktuell sind es mit Glück noch 200-300m. Geht es in dem Tempo sitze ich in wenigen Wochen im Rollstuhl. Und wer weiß, was dann mit den Armen (die kribbeln ja auch schon) usw. passiert, wenn die Beine jetzt schon so streiken. :sleepy:

Puhh naja ich denke außer die nächsten MRTs abzuwarten kannst du wohl wenig machen außer warten und hoffen. Von den Befunden her scheint MS (negativer liquor/keine läsionen) ja fast ausgeschlossen zu sein und ich denke das man die daher im Forum auch nicht unbedingt weiterhelfen kann.

Wenn ich in deiner Situation würde ich folgendes machen:

  1. Eine engagierte Hausarzt suchen der mal alle Befunde zusammenbringt und dich an entsprechende Spezialisten bringt (auch mal auf dem kurzen Dienstweg:)). Wenn du in der nähe Stuttgart wohnst kann ich dir jmd gute empfehlen
  2. Soviel ich weiß gibts in Berlin eine Ambulanz für selten oder unbekannte Krankheiten da könntest du mal versuchen dich vorzustellen.
  3. Mal in einem Forum für Muskelerkrankungen fragen, da die meisten Einschränkungen ja eher muskulärer Natur zu schein sein. Gefühlsstörungen, trockener Mund etc kann auch psychosomatischer Natur sein.

Hoffe das hilft dir ein wenig weiter

Ein Nachbar von uns hat gerade die Diagnose ALS erhalten. Er sitzt nach 1 Jahr Arztbesuchen für nichts jetzt im Rollstuhl.

Ehrlicherweise habe ich anhand der Schwere der beschriebenen Symptomatik tatsächlich auch an ALS gedacht. Kenne mich aber null damit aus…

Ich weiss, was bei ALS im Gehirn abläuft, bin aber kein Arzt.

Darum mache ich keine Diagnosen.

Hallo Marcel,

Also das hört sich ganz danach an, als würdest Du durch sämtliche Standard-Raster fallen. Das ist übel! Ich wünsche Dir auf jeden Fall, dass Du noch einen Ansprechpartner findest, der auch über den Tellerrand sieht!
Ich bin ja kein Mediziner, aber für mich hört es sich erst mal nicht unbedingt nach MS an. Im Hinterkopf behalten kann man das ja, aber ich denke, Du solltest noch weiter suchen.
Hast Du Dir zum Beispiel mal dieses Krankheitsbild angesehen:

Das geht nämlich auch teilweise mit ziemlich heftigen Schmerzen einher. Über den Link kommst Du auf eine Website, die auch einen Fragebogen hat, da kannst Du ja mal abgleichen, ob und was da bei Dir passen könnte.
Andere Ideen habe ich leider nicht.

Ich wünsche Dir jedenfalls viel Kraft beim weiteren Suchen!

Viele Grüße,

Sandra

Zeigt sich ALS ähnlich wie Ms ??
Ich hatte damals auch Angst davor aber nach fast 3 Jahren wäre ich wohl schon längst ein Pflegefall

Zur Not würde ich mich nochmal in ein anderes Kh auf die neurologische einweisen lassen , bzw in ein Kh mit Schwerpunkt Neurologie
Hat mein Neurologe damals gemacht

Aber es wird dir wohl nix über bleiben als abzuwarten
Hat man mir damals auch gesagt …
Hattest du Corona ?

Gute Besserung so oder so …

Naja bei ALS gibt es keine Missempfindungen. Die Betroffenen werden einfach nur motorisch schwächer bzw bei der bulberen Form treten Probleme mit dem Essen/Schlucken auf.

Ein paar Sachen passen zu ALS wie die gesteigerten Reflexe, die einseitige Schwäche und die evozierten Potenziale (obwohl ich mich mit letzterem zu wenig auskenne).

Wurde im Liquor erhöhte Neurofilament-L (NF-L) gefunden? Das ist der einzige wirkliche Hinweis auf die Krankheit.

Aber bitte jetzt keine Panik bekommen ALS ist sehr sehr selten und als knapp dreißig Jähriger zu erkranken ist noch viel seltener. Selbst wenn gibt es dafür sowieso keine Heilung von daher ist die Diagnose eigentlich egal. Man kann nur noch das beste aus seinem Leben machen.

Ich würde wie meine Mitforisten eher auf ME/CFS tippen oder mir noch die Bandscheibenvorfälle anschauen und evt nochmal einen Facharzt drauf schauen lassen.

Sorry für die längere Zeit bis zur Rückmeldung. Als neues Mitglied wurde ich für einige Stunden “gesperrt”, da ich mit einem anderen Mitglied auch einige PNs austausche und das dem System wohl zu viel war :smiley:

Was mir noch einfällt: ich hatte Ende 2019 schonmal ähnliche Probleme mit dem Unterschenkel rechts. Da waren es aber “nur” diffuse, tiefsitzende Schmerzen in der Wade. Konnte auch kaum Laufen, weil danach massive Schmerzen in Ruhe da waren. Ging fast ein Jahr lang, Untersucht wurden die Gefäße, Orthopädie & MRT. War alles unauffällig. Neurologisch wurde da allerdings nichts untersucht. Das hat sich nach knapp einem Jahr dann langsam erledigt und war dann komplett weg.

Aber damals gab es diese massiven Nervenschmerzen noch nicht dazu, ebenfalls kein auffällig starker Muskelschwund und auch die Reflexe waren damals ok.

Aber was es auch ist, es scheint Schubweise zu kommen, denn irgendwie muss das von 2019/2020 damit zusammenhängen, denn dieses mal fing es ähnlich an…

@HTCUTSKO & @Theresia
Aber zu ME/CFS passen doch die neurologischen Einschränkungen nicht so richtig, oder?

Die Bandscheibenvorfälle sind vom Neurochirurgen abgecheckt, die sind wohl nicht für irgendwas davon verantwortlich (zudem BWS absolut nicht zu den Beschwerden passt, müsste wenn dann LWS sein, die ist aber top).

Beim Liquor sind noch nicht alle Ergebnisse da, glaube ich. Daher kann ich zu NF-L nix sagen.

Ich hoffe, ich habe sonst keine Antworten von euch oben übersehen, sonst gern nochmal nachfragen, wenn ihr noch Infos zu irgendwas braucht. Konzentration ist nicht die beste, da geht immer mal was unter :woozy_face:

Morbus Fabry kann man mit einer Enzymersatztherapie behandeln. Hat man dieses mal versucht?
Mir fällt noch das Zentrum für seltene Erkrankungen in Marburg ein. Du könntest dich dort anmelden und deine Unterlagen direkt dort hinschicken. Bei besonderer Dringlichkeit werden Termin (so wie ich es gehört habe) schneller vergeben.
Eine ehemalige Kollegin hat ein schubweisen Verlauf einer Guillain-Barré-Syndrom. Wurde so etwas schon einmal untersucht?
Das Guillain-Barré-Syndrom (GBS) ist eine sehr seltene Erkrankung der Nerven. Plötzlich einsetzende Schwäche in den Beinen sowie Schmerzen, Kribbeln und ein taubes Gefühl in den Gliedmaßen sind oft erste Symptome dieser Erkrankung. Im schlimmsten Fall kann es innerhalb weniger Tage zu Lähmungen im ganzen Körper kommen.
Ich wünsche dir, dass du Antworten auf deine Fragen bekommst und medizinische Hilfe findest.
Gruß Anne

@Sternenwanderin
Also für Fabry wurde direkt der Gentest gemacht, der ist aber wohl negativ, bzw. die Enzymaktivität ok. Ist echt komisch, denn ich hab auch diese Fabry-typischen roten Einblutungen in der Haut, die ja sonst eher schwer erklärbar sind…

Von Marburg hab ich auch schon gehört, aber da soll es wohl mehrere Jahre Wartezeit geben? Würde mir halt auch so gar nicht helfen. Wir haben hier in Göttingen aber auch so ein Zentrum für seltene Erkrankungen an der Uniklinik (in der ich ja in Behandlung bin), da würde dann wohl der nächste Weg hinführen.

Von GBS hab ich ehrlich gesagt noch nichts gehört, da muss ich mich morgen mal in Ruhe einlesen. Hatte jetzt schon mal kurz reingeschaut, aber das klingt eher so, als ob das recht schlagartig schlecht wird? Bei mir fing das ja im Oktober an und hat sich seit dem immer weiter gesteigert (plus vermutlich ein viel schwächerer Schub bereits 2019/2020, siehe mein Kommentar weiter oben)

Also ME CFS wird glaube ich auch als neurologische Erkrankung eingestuft und hat viele Gesichter (wie die MS…).
Ich bin nur darauf gekommen weil Du schreibst:

Das wäre typisch ME CFS.
Und wenn Du vor dem Eintreten Deiner ganzen Symptome einen Infekt hattest (Corona oder auch was anderes) würde ich zumindest mal genauer hinschauen.