Video 3 über Alternativen zum Kortison kann man leider (noch?) nicht abrufen.
Prof. Mäurer scheint mir eher skeptisch gegenüber dem Kortison. Zum Beispiel sagt er, dass es bei einem Schub mit Missempfindungen nicht gut hilft. Wichtig ist auch der Hinweis auf Kaliumtabletten und Vit. D. Und seine Bemerkung, viele Patienten würden bei einem Schub Gegenmaßnahmen “einfordern” klingt eher so, als wenn man das Kortioson eben gibt, um überhaupt was zu machen. Wer bei jedem Kribbeln panisch ins Krankenhaus rennt, bekommt dann eben Kortison.
Prof. Mäurer sagt im ersten Video sinngemäß, dass “viele” mit der Kortisongabe die Hoffnung auf bessere Rückbildung verbinden. Auch das klingt recht distanziert. Er jedenfalls scheint nicht zu diesen “vielen” zu gehören.
Was mich ein wenig stört ist, dass Mäurer die Verantwortung für die allzu häufige Kortisongabe auf die MS-Kranken schiebt. Ich bin mir sicher: Wenn jedes Krankenhaus die Grenzen und die Vor-und Nachteile klar benennen würde, gäbe es weniger Patienten, die sich das geben lassen.
Mir wurde das damals jedenfalls nicht so vermittelt. Ganz am Schluss sagte ein Arzt, dass man auch einfach hätte abwarten können. Auch auf die Gefahr des Kaliummangels hat mich niemand hingewiesen. Das Blut wurde auch nicht daraufhin kontroliert.
Bei meinen Stosstherapien habe ich immer zusätzlich Calciumtabletten mit Vit. D als Prophylaxe gegen Osteoporose erhalten, das war immerhin anno 2004/05.
Hab die Videos nicht gesehen und beziehe mich auf das Zitat.
Das muss/kann man differenzierter sehen.
Unbestritten wollen viele in der Not Hilfe, und da ist das ein eher unproblematisches Mittel, was sogar helfen kann.
Ich habe das Hormon Kortison schon immer als Stereoid gesehen, das den Körper aufbaut. Wenn man es also verträgt, kann man den Körper in einer schlechten gesundheitlichen Phase (Schub oder “Progredienz-Prophylaxe”) puschen.
Leider wurde bei mir das Kortisonloch irgendwann für diese Praktik unverhältnismäßig “tief”.
Ich habe in das erste Video hineingehört. Besonders interessiert hat mich die Stelle, an der Prof. Mäurer die Kortisongabe begründet und die Vorteile benennt. Ich war auch erstaunt, daß sich Prof. Mäurer in meiner Wahrnehmung zurückhaltend äußert. Er sagt an einer Stelle: “und dadurch eventuell auch die Folgen eines klinischen Schubs für den Patienten minimieren”. Das Wort “eventuell” drückt eine gewisse Zurückhaltung und Unsicherheit aus, so als wüsste man es eben nicht ganz genau.
Ich wurde als Neubetroffene auch nicht über Vor- und Nachteile informiert. Als Neubetroffene war ich unbedarft und unkritisch und bin davon ausgegangen, der Kortisonstoß sei alternativlos, weil er im Krankenhaus wie selbstverständlich verabreicht wurde. Selbstverständlich wie Frühstück und Abendessen sowie regelmäßige Blutentnahmen gab es den Kortisonstoß im Schub. Und natürlich waren da auch meine uninformierten Ängste, ohne Kortison könne sich die Entzündung ausweiten und irgendwann steht das gesamte ZNS in Flammen (symbolisch gesehen).
Heute, nach vielen Jahren des Sich-kundig-machens und Recherche weiß ich, daß dem nicht so ist. Ich habe meine selbst initiierten Tests und Versuche erfolgreich bestanden (schulterklopf ) und weiß nun, wie es sich ohne Kortison anfühlt. Wenn ich noch einmal am Anfang stünde, würde ich mit Kortison ganz anders umgehen als damals.
Bei Kribbeln renne ich überhaupt nirgendwo hin, bei einem deutlich spürbaren Schub gehe ich schon zur Neuro Praxis.
Das letzte Mal haben meine Symptome ausgesehen wie bei einem Schlaganfall und es wurde erst Mal ein MRT gemacht um den auszuschließen.
Ich war skeptisch wegen Kortison, weil es bei meinem 1. Schub, wo ich es allerdings später bekam, weil ich eben nicht beim 1. Kribbeln panikartig ins Krankenhaus gerannt bin, keine Wirkung hatte.
Meine Neurologin sagte, etwas anderes könne sie mir nicht anbieten. Also habe ich es gemacht, da ich beim 1. Mal auch keine übermäßigen Nebenwirkungen hatte.
Und ich war begeistert von der prompten Wirkung, schon gleich nach der 1. Infusion war eine deutliche Besserung zu spüren und zu sehen.
Die Wirkung und Nebenwirkungen von Kortison sind nicht bei jedem und immer gleich.
Wegen leichten Symptomen wie Kribbeln, womit ich leben kann, würde ich es mir nicht
geben lassen, aber bei einem schweren Schub würde ich es wieder damit versuchen, wenn ich noch keine schlechten Erfahrungen mit starken Nebenwirkungen gemacht habe.
Wieso sollte ich das nicht tun und unnötig lange mit starken Einschränkungen leben?
Und wenn Kortison, dann möglichst früh nach Schubbeginn und nicht erst Mal abwarten und wenn die Symptome bleiben, es mit Kortison versuchen.
So wurde das ja auch direkt oder indirekt lange genug vermittelt.
Ich sehe Kortison mittlerweile als eine Art Verzweiflungsmedi, sowohl von Patienten gefordert als auch von Ärzten gegeben.
Bei mir waren die zwei ersten Male auch blanke Unwissenheit und beim letzten großen Schub pure Verzweiflung zwecks Schmerzen. Da hätte ich alles genommen, wahrscheinlich auch Morphium oder den Strick.
Ich war ehrlich überrascht über so manche Aussage aus dem Mund von Mäurer und würde mir wünschen, dass mehr Ärzte mit Patienten direkt offen reden.
Tatsächlich steht auch in den neueren Lehrbüchern öfters drin, dass Kortison nur die Schubdauer verkürzt. Ich lese die ja ganz gerne und da steht entweder nicht viel zu Kortison oder eben, dass es der Schubverkürzung dient.
Nach dem ersten Kortisonstoß merkt man wahrscheinlich noch nicht viel. Auch der zweite, dritte kann problemlos weggesteckt werden.
Wie aber sieht es nach dem x-ten aus? Wenn dann Probleme mit den Augen kommen, mit dem Blutzucker, mit den Knochen, mit dem weiblichen Zyklus? Oder noch anderes, das ich jetzt gar nicht auf dem Schirm habe?
Ja, nur dass automatisch davon ausgegangen wird, dass jeder Patient so tickt.
Es gibt aber sicher auch welche, die nach Information und Aufmunterung durchaus den Weg gehen würden, der eben Zeit und Durchhaltevermögen erfordert. Letztlich läuft es ja ohnehin oft darauf raus.